Die Bundesregierung plant anscheinend eine Beteiligung der Arztkosten für gesetzlich Versicherte.
(06.08.2010) Anscheinend plant die schwarz-gelbe Bundesregierung eine Beteiligung der gesetzlich Versicherten an den Behandlungskosten bei einem Arzt-Besuch. Ungeachtet, dass Versicherte ab dem ersten Januar 2010 eine Beitragssteigerung auf 15,5 Prozent hinnehmen müssen und bereits zahlreiche Krankenkassen Zusatzbeiträge zahlen, sollen Versicherte nun auch noch einen großen Anteil der Arztkosten übernehmen.
Nach Informationen der "Bild" planen Politiker der Bundesregierung im Zuge der Gesundheitsreform eine stärke Beteiligung der Versicherten an den Arzt- und Behandlungskosten. Die Zeitung beruft sich dabei auf Informationen aus sog. Verhandlungskreise innerhalb der Bundesregierung. So sollen die Bürger, die in der gesetzlichen Krankenkasse versichert sind, zwei Prozent der Behandlungskosten übernehmen. Im Gegenzug dazu sollen die Zusatzbeiträge bei den Krankenkassen weg fallen. Momentan werden bereits erste Verhandlungen mit den Krankenkassen geführt und Details zur Umsetzung bereits besprochen.
Würde diese Regelung tatsächlich umgesetzt werden, wären aufwendige und teure Behandlungen für viele Menschen nicht mehr möglich, weil sie sich die Kosten einfach nicht leisten könnten. Eine solche Umsetzung wäre zudem erstmalig im System der gesetzlichen Krankenkassen. Beispielsweise wäre die Zuzahlung bei einfachen Behandlungen wie bei Schnupfen oder Husten recht gering. Liegen jedoch ernsthafte Krankheiten wie Krebs oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen vor, so steigen auch bei zwei Prozent die Behandlungskosten in die Tausende. Die Folge: Menschen mit einem niedrigen Einkommen könnten eine medizinische Hilfe nicht mehr in Anspruch nehmen. Schon heute müssen die Versicherten bei den Behandlungskosten zusätzlich kräftig drauf zahlen. Doch die in den meisten Fällen sind die Beträge allerdings pauschal berechnet. Zudem sind oftmals die zusätzlichen Beiträge in der Höhe gedeckelt.
Hintergrund dieser Vorschläge ist das zu erwartende Milliarden-Defizit im Gesundheitswesen, dass für 2011 erwartet wird. Nach Schätzungen einiger Fachkreise fehlen den Krankenkassen rund 11 Milliarden Euro. Nun ist das Bundesgesundheitsministerium damit beauftragt, durch eine Gesundheitsreform das Defizit wieder auszugleichen. Ein Schritt in diese Richtung waren die Beitragssteigerungen auf 15,5 Prozent je Beitragspflichtigen Versicherten.
Bislang hat sich die Bundesregierung zu den Beteiligungskosten nicht zu Wort gemeldet. Es ist jedoch davon auszugehen, dass in den nächsten Tagen eine öffentliche Stellungnahme folgt. Würde dieser Vorschlag tatsächlich umgesetzt werden, hätte dies für einen großen Anteil in der Bevölkerung fatale Folgen. (sb)
Lesen Sie auch:
Gesundheitssystem: Fusionswelle der Krankenkassen
Zusatzbeiträge: Ein Grund zum wechseln
Verbraucherschützer fordert Patientenquittungen
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.