Stillberaterin: Praktische Ratschläge für stillende Mütter
Frischgebackene Eltern sind sich oft noch unsicher, was gut für ihren Nachwuchs ist. Schläft das Baby lange genug? Schreit es zu viel? Wie lange soll der Säugling gestillt werden? Solche und weitere Fragen begegnen Experten immer wieder. Eine Stillberaterin hat einige praktische Ratschläge für das Team Mutter und Kind parat.
Was tut dem Nachwuchs gut?
Paare, die erstmals Eltern geworden sind, wollen sich meist in den ersten Wochen voll auf das Baby konzentrieren. Die Wohnung wird kindgerecht gestaltet, Besuche stehen an, Babysachen werden besorgt. Wichtig ist zudem, sich darüber zu informieren, was dem Nachwuchs gut tut. Soll man das Baby schreien lassen zum Durchschlafen? Weint das Kleine zu viel? Schläft es ausreichend? Wird das Kind zu sehr verwöhnt? Dagmar Brauer kennt solche und ähnliche Fragen seit Jahrzehnten. Die 50-Jährige ist als Stillberaterin tätig.
Viele Veränderungen in den letzten Jahren
Frau Brauer ist eine von neun Stillberaterinnen am Universitätsklinikum Leipzig. Ihr Dienstplan sieht auch Zeit für Gespräche mit den Patientinnen vor. Laut der Expertin hat sich zwar in den letzten Jahrzehnten in der Medizin, in der Technik und in der Gesellschaft vieles verändert. „Aber im Zusammenspiel von Mutter und Kind hat sich nun wirklich nichts verändert“, so Brauer in einer Pressemitteilung der Klinik.
Geduld ist gefragt
Laut Brauer braucht es Geduld, „damit beim Stillen Mutter und Kind als Team zueinander finden. Ein Schreikind entsteht nicht in den ersten Lebenstagen. Ein Zuviel an Schlaf kann es am Anfang nicht geben. Und die enge Beziehung von Mutter und Kind wird gerade in den ersten Stunden aufgebaut.“ Es sei also alles gut, „auch wenn es mit dem Stillen nicht gleich klappt, das Kind viel schreit oder viel schläft und ganz oft bei der Mutter liegt.“ Der Kinderkrankenschwester zufolge müsse man dies den Frauen genauso deutlich vermitteln.
Zwei Stunden Schreien ist normal
Dies sehen auch andere Experten ähnlich. So sind beispielsweise nicht alle Babys, die öfter am Tag für längere Zeit weinen, laut dem Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), aus medizinischer Sicht als Schreibaby zu beurteilen. Zwei Stunden Schreien am Tag ist bei den Kleinen in den ersten Lebenswochen durchaus normal und kein Anlass zur Sorge.
„Vertrauen in die Natürlichkeit“
„Natürlich haben die Frauen heute durch Bücher und vor allem das Internet ein großes Wissen“, sagte Brauer. „Aber in unserer technisierten Welt ist das Vertrauen in die Natürlichkeit und den eigenen Körper nach meinem Eindruck verloren gegangen. Das, was über Jahrtausende bei den Frauen funktioniert hat, wird auch heute noch funktionieren.“ Allerdings ist Geduld gefragt. Zum Beispiel ist die Brust als Spenderin der Muttermilch keine Maschine, die man per Knopfdruck einschalten kann. „Nein, da braucht es manchmal vielleicht etwas Nachdruck bei der Mutter und intensiven Bedarf beim Säugling.“
Mutter und Kind müssen als Team zusammenfinden
Aus ihrer Erfahrung schwenken viele Frauen – trotz anderer Vorsätze – schnell auf Milchersatznahrung um. „Es ist wirklich eine Herausforderung für Mutter und Kind. Denn beide müssen als Team zusammenfinden. Die Quelle muss angezapft werden – das dauert eine Weile, bis sich die Brust darauf einstellt. Und dann muss die Quelle regelmäßig genutzt werden, sonst versiegt sie“, so Brauer.
Stillen senkt das Sterberisiko
„Schade, dass es viele Mütter nach kurzer Zeit schon aufgeben, obwohl sie am Anfang so hoch motiviert waren. Die jungen Frauen vertrauen leider mehr der Technik und den Fertigprodukten als ihrem eigenen Körper“, sagte die Stillberaterin. Und das kann der Gesundheit des Nachwuchses schaden. Erst kürzlich berichteten Wissenschaftler des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen (UNICEF) über eine Untersuchung, derzufolge verlängertes Stillen nach der Geburt das Sterberisiko der Babys senkt. Außerdem macht Stillen intelligent, wie brasilianische Forscher in einer Studie herausfanden.
Praktische Unterweisungen
Zum Repertoire der Stillberaterin Dagmar Brauer gehören praktische Unterweisungen von den Stillpositionen bis zum Gebrauch der Milchpumpe. „Diese elektrischen Intervallmilchpumpen, so der Fachausdruck, kann man auch mieten“, erklärte die Krankenschwester. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.