Neue Lustpille enthält Antidepressivum
Erst vor wenigen Wochen wurde in den USA das so genannte „Viagra für die Frau“ zugelassen. Doch schon jetzt warnen Gesundheitsexperten vor möglichen Risiken durch die neue Lustpille, welche zukünftig unter dem Namen „Addyi“ erhältlich sein soll. Demnach könnten durch das enthaltene Psychopharmakon „Flibanserin“ verschiedene Neben- und Wechselwirkungen auftreten.
„Addyi“ seit August in den USA zugelassen
Erst Mitte August hatte die US-Zulassungsbehörde “Food and Drug Administration” (FDA) das so genannte „Viagra für die Frau“ genehmigt. Damit ließ die FDA in Washington zum ersten Mal ein luststeigerndes Präparat als Medikament zu, welches unter dem Namen „Addyi“ auf den Markt kommen soll. Doch einige Experten stehen dem Mittel aufgrund des enthaltenen Arzneistoffs „Flibanserin“ kritisch gegenüber.
Bei diesem handelt es sich um ein Psychopharmakon, welches vom deutschen Hersteller Boehringer Ingelheim ursprünglich als Mittel gegen Depressionen entwickelt wurde. In Studien zeigte sich jedoch, dass es nur unzureichend gegen Depressionen wirkte, stattdessen aber die sexuelle Lust der Frau steigerte. Nachdem die pinke Pille in den USA zugelassen wurde, übernahm der kanadische Pharmariese Valeant Ende August den Hersteller Sprout aus den USA.
Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten möglich
Als Antidepressivum habe das Mittel “[…] natürlich Nebenwirkungen und kann bei gleichzeitiger Einnahme von anderen Medikamenten – auch von der Pille – deren Wirkung beeinflussen“, so die Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN), Iris Hauth, gegenüber der Nachrichtenagentur „dpa“. Demnach würden Antidepressiva zwar Botenstoffe im Gehirn beeinflussen, dennoch könnten auch in anderen Bereichen Nebenwirkungen auftreten, erklärte die Expertin anlässlich eines Symposiums zum Thema Psychopharmaka am Dienstag in Berlin.
Magenprobleme und Herzrhythmusstörungen durch Flibanserin
„Da muss man Nutzen und Nebenwirkungen abwägen”, so Hauth weiter. Denn möglich seien zum Beispiel Magenprobleme, Herzrhythmusstörungen oder eine Gewichtszunahme. Statt der Einnahme des „Frauen-Viagras“ sei der Expertin nach in vielen Fällen möglicherweise ein psychotherapeutisches Gespräch sinnvoller, denn sexuelle Lustlosigkeit habe häufig psychische statt körperliche Ursachen.
Ärzte müssen über Nutzen und Nebenwirkungen eines Wirkstoffs aufklären
Auf dem Hauptstadtsymposium betonte die DGPPN die Wichtigkeit einer umfassenden Aufklärung über die Wirkweisen und Nebenwirkungen. Denn bei der Behandlung von psychischen Erkrankungen würden Medikamente neben Psychotherapie und psychosozialen Interventionen einen wichtigen Baustein im Therapieplan darstellen, so die Mitteilung der DGPPN.
Gerade zu Beginn einer Behandlung würden jedoch oft die Nebenwirkungen überwiegen. „Deshalb sollten Psychopharmaka nur unter strenger ärztlicher Kontrolle eingesetzt werden. Eine entscheidende Rolle spielt dabei die Arzt-Patienten-Kommunikation“, so Dr. Iris Hauth weiter. (nr)
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