Zahl der Todesfälle durch resistente Keime in deutschen Krankenhäusern könnte deutlich höher sein als bisher angenommen
20.11.2014
Die Zahl der Todesfälle durch Antibiotika-resistente Keime in deutschen Krankenhäusern könnte weitaus höher sein, als bisher von offizieller Seite bestätigt. Während das Bundesgesundheitsministerium von 10.000 bis 15.000 Toten pro Jahr durch Krankenhausinfektionen ausgeht, berichten verschiedene Medien von mehr als 30.000 Fällen.
Multiresistente Keime in Krankenhäusern sind besonders gefährlich
Lange galten Antibiotika als Allzweckwaffe gegen bakterielle Infektionen. Seitdem jedoch mehr und mehr Antibiotika nicht mehr wirksam sind, da die Erreger Resistenzen gegen die Mittel entwickelt haben, hat ihr Image stark gelitten. Ärzten wird vorgeworfen, zu leichtfertig Antibiotika zu verschreiben und zudem häufig sogenannte Breitspektrum-Mittel einzusetzen, welche die Entwicklung von Resistenzen vieler Erreger auf einmal begünstigen. Zudem steht der Antibiotika-Einsatz in der Massentierhaltung stark in der Kritik, weil die Medikamente nicht nur zur Behandlung kranker Tiere sondern sehr wahrscheinlich auch zur Wachstumssteigerung eingesetzt werden, obwohl dies verboten ist.
Die größte Gefahr stellen sogenannte "multiresistente Keime dar, die gegen mehrere oder sogar alle verfügbaren Antibiotika resistent sind". Laut Mitteilung des Robert-Koch-Instituts (RKI) spielten noch vor einigen Jahren vor allem gram-positive Erreger wie Methicillin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA) die wichtigste Rolle. Mittlerweile sind aber auch gram-negative multiresistente Infektionserreger in den Fokus gerückt, die neben anderen Antibiotika-Gruppen auch gegenüber allen ß-Laktam-Antibiotika resistent sind. Kommen stark immungeschwächte Patienten mit solchen Erregern in Kontakt, wie beispielsweise auf einer Intensivstation, nimmt die Infektion häufig einen schweren Verlauf und kann sogar tödlich enden.
Mindestens 30.000 Tote wegen resistenter Keime?
Im vergangenen Jahr soll bei verstorbenen Patienten mehr als 30.000 Mal einer der drei am stärksten verbreitetsten resistenten Keime abgerechnet worden seien, wie unter anderem aus Medienberichten von der „Zeit“, „Zeit-Online“ und der „Funke-Mediengruppe“ hervorgeht. Sind die Zahlen korrekt, liegt die Infektionsquote wesentlich höher als vom Bundesgesundheitsministerium angegeben. Statt der offiziell genannten 7.500 bis 15.000 Toten gebe es „mehr als 30.000 bis 40.000 Todesfälle, wahrscheinlich weit mehr“, wird der Vizepräsidenten der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene, Walter Popp, von den Medien zitiert.
„Die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene geht hier von einer falschen Annahme aus, da sie Tote, die einen resistenten Erreger in sich tragen, gleichsetzt mit Todesfällen durch einen resistenten Erreger“, kommentiert die Sprecherin des Gesundheitsministeriums, Katja Angeli, die Zahlen. Die offiziellen Schätzungen von 10.000 bis 15.000 Todesfällen infolge von Krankenhausinfektionen pro Jahr seien weiterhin zutreffend. (ag)
Bild: Cornelia Menichelli / pixelio.de
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.