Alkohol für Schwangere: Fast jeder Fünfte findet gelegentliches Trinken okay
Obwohl längst bekannt ist, dass jeglicher Alkoholkonsum während der Schwangerschaft dem Ungeborenen körperlich und geistig schaden kann, hält noch immer fast jeder fünfte Bundesbürger ein gelegentliches Gläschen Bier oder Sekt für werdende Mütter vertretbar.
Fast jeder Fünfte findet das gelegentliche Gläschen okay
Trotz aller Experten-Warnungen halten es 18 Prozent der Bundesbürger für vertretbar, wenn Frauen während der Schwangerschaft gelegentlich zu einem Gläschen Sekt oder Bier greifen. Weitere zehn Prozent hatten dazu keine eindeutige Meinung geäußert. Mit 72 Prozent der Befragten hält die große Mehrheit der Deutschen das gelegentliche Gläschen jedoch für unangemessen. Dies geht aus einer Umfrage im Auftrag der Privaten Krankenversicherung (PKV) hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.
„Null Komma Null Alkohol“
Laut der Umfrage, bei der im August über 2.000 Bürger durch das INSA-Institut befragt wurden, steigt die Akzeptanz von kleinen Mengen Alkohol für Schwangere mit zunehmendem Alter. Während unter den 18- bis 24-Jährigen lediglich vier Prozent ein Gläschen Alkohol während der Schwangerschaft für vertretbar halten, sind dies bei den über 54-Jährigen mit 23 Prozent immerhin fast ein Viertel. Keine eindeutige Meinung zum Thema hatten zwölf Prozent der jungen Erwachsenen sowie zehn Prozent der Ältesten. Volker Leienbach, Verbandsdirektor der PKV erklärte dazu: „In der Schwangerschaft gilt ohne Wenn und Aber: Null Komma Null Alkohol. Schon kleine Mengen können das Kind im Mutterleib schädigen, schon ein einziger Rausch kann seine Gesundheit schwer gefährden – bis hin zu schlimmsten Behinderungen.“
Vielen Bürger sind die fatalen Folgen nicht bekannt
Allerdings ist es offenbar vielen Menschen noch immer nicht klar dass der Konsum von Alkohol mit Folgen für das Ungeborene verbunden ist. So berichtete die Nachrichtenagentur dpa vor wenigen Monaten, dass das Alkohol-Tabu für Mütter vielen unbekannt ist. Die Agentur nahm Bezug auf eine Umfrage, die ergeben hatte, dass nur 44 Prozent der Deutschen wissen, dass werdende Mütter, die Bier, Wein oder Schnaps trinken, bleibende Schäden bei ihrem Kind riskieren.
Lebenslange körperliche Fehlbildungen
Doch jedes Glas schädigt, warnen Kinderärzte. Jedes Jahr entwickeln Tausende Babys aufgrund des Alkoholkonsums schwangerer Frauen bereits im Mutterleib schwere körperliche und geistige Schäden. Gesundheitsexperten zufolge kann er zu schweren körperlichen Fehlbildungen und im späteren Verlauf zu gestörtem Wachstum, neurologischen Auffälligkeiten und geistigen Entwicklungsstörungen führen. Solche vorgeburtlichen Schädigungen durch den Alkoholkonsum der Mutter werden unter dem Begriff FASD (Fetale Alkoholspektrum-Störungen) zusammengefasst. Unterschieden wird dabei manchmal zwischen sogenanntem „Fetalen Alkoholsyndrom“ (FAS) und „Fetalen Alkoholeffekten“ (FAE). Laut Schätzungen werden in Deutschland jährlich etwa 10.000 Babys zur Welt gebracht, die durch den Alkoholkonsum ihrer Mutter Schaden genommen haben. Das Vollbild der Störung, das mit geistiger und körperlicher Behinderung einhergeht, liegt demnach bei über 2.000 Neugeborenen vor.
Partner können beim Verzicht helfen
Am Mittwoch, dem neunten September, ist der „Tag des Alkoholgeschädigten Kindes“. Marlene Mortler (CSU), Drogenbeauftragte der Bundesregierung sagte: „Für die Betroffenen und ihre Familien sind diese Störungen eine große Belastung.“ Dabei verfolge die schwarz-rote Bundesregierung die Strategie, Betroffene und ihre Familien umfassend zu unterstützen und FASD mit Aufklärung zu vermeiden. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) hat ganz aktuell einen Tipp veröffentlicht, mit dem es werdenden Müttern leichter fällt, die Finger vom Gläschen zu lassen: Ihre Partner können beim Alkoholverzicht während der Schwangerschaft helfen indem sie selbst verzichten und auch Mal einen alkoholfreien Cocktail zusammen genießen. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.