Grüne: 16 Prozent der Wurst mit Antibiotika-resistenten ESBL-Keimen belastet
21.05.2014
Bei einer von der Bundestagsfraktion der Grünen in Auftrag gegebenen Untersuchung wurden gesundheitsgefährdende Keime in Wurstwaren in 13 deutschen Städten entdeckt. Die ESBL-Keime sind auf den verstärkten Einsatz von Antibiotika in der Massentierhaltung zurückzuführen. Immer mehr Erreger werden resistent gegen die Mittel und können sich ungehindert ausbreiten. Insbesondere Putenwurst ist den Wissenschaftlern zufolge häufig mit Keimen belastet.
Putenwurst und Mettprodukte waren am häufigsten mit ESBL-Keimen belastet
Die Wissenschaftler untersuchten insgesamt 63 Wurstprodukte aus Supermärkten, Discountern und Bäckereien. Dabei wurden in zehn Proben (16 Prozent) Antibiotika-resistente Erreger, sogenannte ESBL-Keime, nachgewiesen. In der Gruppe der Putenfleischprodukte waren sogar 66 Prozent der Proben belastet. Auch die getesteten Mettprodukte enthielten die gesundheitsgefährdenden Keime mit 22 Prozent häufig. Im Dezember 2012 lag die Quote hier noch bei 16 Prozent. Am häufigsten waren die Putenmettwurst von Netto sowie die Putenzwiebelmettwurst von Rewe, Kaufland und Penny betroffen. Zudem wiesen die Wissenschaftler ESBL-Keime in der Zwiebelmettwurst von Kaufland, der Teewurst von Rügenwalder, der Paprikaschinkenmettwurst von Aldi und in einem Mettbrötchen der Fleischerei Bendig nach.
Antibiotika-resistente Keime durch zu viele Antibiotika in der Massentierhaltung
Die Abkürzung ESBL steht für „extended-spectrum beta-lactamases“. Diese Enzyme sind in der Lage Antibiotika unwirksam zu machen. Bakterien benötigen ein bestimmtest „Resistenz-Gen“ zur Bildung dieser Enzyme, welches von einer Bakteriengeneration zur nächsten weitergegeben werden kann.
Während diese Erreger lange Zeit nur in Krankenhäusern auftraten, werden sie seit 2000 auch in der Geflügel-, Schweine- und Rindermast nachgewiesen. Zahlreiche Studien belegen eine besorgniserregende Zunahme der Antibiotika-Resistenzen, die vor allem auf den massiven und häufig unsachgemäßen Einsatz von Antibiotika in der Nutztierhaltung zurückzuführen ist. Durch die Mittel soll die Ausbreitung von Krankheiten in den Ställen verhindert werden. Dabei entwickeln sich jedoch auch jene ESBL-Keime in den Tieren, gegen die Antibiotika machtlos sind. Die Mastställe fungieren quasi als Trainingslager für die Erreger.
Grüne: Bundesregierung soll großflächigen Antibiotika-Einsatz in der Masttierhaltung stoppen
Gelangen die Bakterien über den Fleischverzehr in den menschlichen Körper, nisten sie sich im Darm ein, denn die Verdauung kann diesen Erregern nichts anhaben. Auch Antibiotika wirken nicht mehr, so dass die medizinische Behandlung deutlich erschwert wird und Infektionen lebensbedrohliche Verläufe nehmen können. Etwa 30.000 Patienten sterben jedes Jahr, weil Antibiotika bei ihnen nicht mehr wirksam sind.
Die Grünen fordern deshalb von der Bundesregierung, den großflächigen Antibiotika-Einsatz in der Masttierhaltung zu stoppen. „Das Tiermastsystem ist eine tickende Zeitbombe“, mahnte Anton Hofreiter, Vorsitzender der Grünen-Fraktion im Bundestag, gegenüber dem „Tagesspiegel“. „Mit den Produktionsmethoden beim Billigfleisch gefährden wir unsere eigene Gesundheit.“ Diese Auffassung teilt auch das Bundesamt für Risikoforschung. Laut Schätzungen tragen bereits sechs Millionen Deutsche Antibiotika-resistente Keime in sich.
Bild: Ernst Rose / pixelio.de.
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