Techniker Krankenkasse: Immer mehr Jugendliche in Bayern leiden an einer Essstörung
20.12.2013
Essstörungen bei Jugendlichen sind ein vermehrt zu beobachtendes, äußerst bedenkliches Phänomen. Laut aktueller Pressemitteilung der Techniker Krankenkasse (TK) ist die Zahl der 12- bis 19-Jährigen, die in Bayern wegen einer Essstörung im Krankenhaus behandelt werden mussten, zwischen 2007 und 2012 um 20 Prozent gestiegen. Experten sehen hier einen engen Zusammenhang mit dem medial vermittelten Schlankheitswahn und kaum zu erreichenden Schönheitsidealen.
Den Angaben der TK zufolge wurden allein im letzten Jahr 813 Jugendliche in Bayern stationär aufgenommen, weil sie unter einer Essstörung litten – der Großteil davon waren Mädchen (758). In der aktuellen Mitteilung der TK erklärt Carolin Martinovic vom Therapienetz Essstörung in München, der größten Beratungsstelle für Essstörungen in Deutschland, dass die bekannten Zahlen ihrer Ansicht nach nur die Spitze des Eisberges darstellen. Denn in der Klinik landen nur „diejenigen, denen wir mit ambulanten Maßnahmen wie Psycho- und Ernährungstherapie nicht mehr helfen können“, so die Sozialpädagogin weiter. Allein im Therapienetz Essstörung seien jährlich mehr als 5.000 Kontakte mit 1.500 potenziell betroffenen Personen zu verzeichnen.
Schlankheitswahn oft Ursache der Essstörung
Als Ursache für das vermehrte Auftreten der Essstörungen bei Jugendlichen nennt Martinovic „Schlankheitswahn und Schönheitsideale.“ Wie intensiv sich die Heranwachsenden mit ihrer Figur beschäftigen, wird auch aus einer Forsa-Befragung im Auftrag der TK deutlich. Demnach „haben fünf Prozent der 6- bis 18-Jährigen bereits eine Diät gemacht, um abzunehmen“, berichtet die Techniker Krankenkasse. Zudem seien die Betroffenen einer Essstörung immer jünger. Bereits Siebenjährige würden in die Beratungsstellen kommen. Unter den jungen Patienten in Bayern, die wegen einer Essstörung stationär versorgt werden mussten, waren laut TK-Angaben 43 Kinder im Alter zwischen acht und elf Jahren.
Jungen zeigen eher eine „Sportbulimie“
Das ein Großteil der jungen Betroffenen weiblich war, geht laut Carolin Martinovic darauf zurück, dass Männer meistens erst später erkranken. Dies liege „daran, dass Jungen in der Pubertät Muskeln bekommen und sich damit nach dem Schönheitsideal entwickeln“, so die Expertin weiter. Zudem werde, anders als bei den Mädchen, tendenziell eher übertrieben trainiert als gehungert. „Wir nennen das Sportbulimie. Das Essen wird nicht erbrochen, die Kalorien werden durch exzessives Training abgebaut“, erläuterte Martinovic. (fp)
Bildnachweis: Lizzy Tewordt / pixelio.de
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