Wirkung von Krebsmedikamenten wurde bisher häufig nicht richtig verstanden
Neue Krebstherapien schlagen häufig fehl, wenn sie in klinischen Studien getestet werden. Forschende fanden jetzt heraus, warum viele Krebsmedikamente nicht so wirken, wie eigentlich bei deren Entwicklung angenommen wurde.
Bei der aktuellen Untersuchung des Cold Spring Harbor Laboratory und der Stony Brook University wurde festgestellt, warum neu entwickelte Medikamente gegen Krebs häufig nicht so wirken, wie sie es eigentlich sollten. Die Ergebnisse der Studie wurden in der englischsprachigen Fachzeitschrift „Science Translational Medicine“ publiziert.
Wirkungsweise neuer Krebsmedikamente wird häufig unvollständig verstanden
Die neue Studie zeigt, dass ein potenzielles Problem bei der Entwicklung von Krebsmedikamenten darin besteht, dass die Wirkungsweise einiger dieser neuen Krebsmedikamente unvollständig verstanden wird. In zwei vorherigen Studien hatten die Forschenden bereits herausgefunden, dass ein Protein, von dem angenommen wurde, dass es für mehrere Arten von Krebs essentiell ist, tatsächlich keinen Einfluss auf das Krebswachstum hat. Dieses Protein war das Ziel einer medikamentösen Therapie, welche darauf abzielte, bestimmte Krebsarten zu stoppen. Aber selbst als das Protein aus den Krebszellen entfernt wurde, waren die Medikamente immer noch wirksam. Mit anderen Worten: Die Medikamente wirkten, aber nicht so, wie es ursprünglich behauptet wurde. Bei ihrer neuen Studie wollte die Forschungsgruppe herausfinden, ob dies auch bei anderen Krebsmedikamenten der Fall ist.
Ziele für Krebstherapien unklar?
Das Ziel einer Krebstherapie mit der Bezeichnung OTS964 ist beispielsweise in Wirklichkeit ein Protein namens CDK11, und nicht, wie vorher vermutet wurde, ein Protein mit der Bezeichnung PBK, berichten die Forschenden. Bisher gab es eigentlich keine Medikamente, welche auf CDK11 abzielten. Der Befund kann dazu beitragen, klinische Studien für Krebstherapien effektiver zu machen, indem ermittelt wird, welche Patienten positiv auf die CDK11-Therapie ansprechen. Nur wenn verstanden wird, wie ein Medikament einen Tumor abtötet, können Vorhersagen getroffen werden, welche Patienten besonders von einer bestimmten Behandlung profitieren, betonen die Forschenden.
Krebszellen wuchsen auch nach Entfernung von Proteinen weiter
Das Team untersuchte zehn Medikamente gegen Krebs, welche sich bereits in klinischen Studien befanden oder kurz vor dem Eintritt in klinische Studien stehen. Die Medikamente wirkten sich auf verschiedene Proteine aus, von denen angenommen wurde, dass sie zum Wachstum von Krebszellen benötigt werden. Die Forschenden verwendeten die Gen-Editing-Technologie CRISPR, um genau die Proteine zu entfernen, auf die jede einzelne Therapie angeblich abzielte. Die Krebszellen wuchsen weiterhin einwandfrei, als die Proteine aus den Zellen eliminiert wurden.
Wie töten Therapien Krebszellen ab?
Die Ergebnisse zeigen, dass typische Ziele für Medikamente zur Behandlung von Krebs häufig überhaupt nicht wichtig für das Wachstum von Krebszellen waren. Die Medikamente waren weiterhin in der Lage Krebszellen abzutöten, auch wenn das Team die eigentlichen Ziele der Medikamente vollständig entfernt hatte. Dies deutet darauf hin, dass die Therapien die Krebszellen auf eine andere, bisher unbekannte Weise abtöten, berichten die Forschenden. Diese Medikamente müssen untersucht werden, um herauszufinden was sie in Krebszellen tatsächlich bewirken. So könnten Schwachstellen in Krebszellen gefunden werden, auf die dann zukünftige Behandlungen abzielen können. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Ann Lin, Christopher J. Giuliano, Ann Palladino, Kristen M. John, Connor Abramowicz et al.: Off-target toxicity is a common mechanism of action of cancer drugs undergoing clinical trials, in Science Translational Medicine (Abfrage: 13.09.2019), Science Translational Medicine
Wichtiger Hinweis:
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