Führt Cannabis zu Schizophrenie oder nutzen Schizophrene häufig Cannabis?
Forscher versuchten jetzt den Zusammenhang zwischen Schizophrenie und Cannabis besser zu verstehen. Bei ihrer Untersuchung fanden sie heraus, dass es starke Beweise für den Einsatz von Cannabis als eine Art Selbst-Therapie bei vielen Patienten mit Schizophrenie gibt. Bisher waren Mediziner davon ausgegangen, dass der Missbrauch von Cannabis zu Schizophrenie führt. Nun stellt sich die Situation jedoch deutlich anders dar.
Die Wissenschaftler der University of Bristol stellten bei einer Untersuchung fest, dass Patienten mit Schizophrenie oft Cannabis als eine Art Mittel zur Selbst-Therapie einsetzen. Lange Zeit waren Mediziner davon ausgegangen, dass Cannabis zu einem erhöhten Risiko für Schizophrenie führt. Die Mediziner veröffentlichten die gegensätzlichen Ergebnisse ihrer Studie nun in der Fachzeitschrift Psychological Medicine.
Schizophrene Menschen rauchen häufig Cannabis
Konsumenten von Cannabis haben ein erhöhtes Risiko für die Entstehung von Schizophrenie, sagen Mediziner. Der Kausalzusammenhang blieb bislang allerdings unklar. Die neue Studie ergab, dass Menschen mit Schizophrenie schlichtweg eher zum Konsum von Cannabis neigen. “Es fanden sich starke Beweise für eine kausale Wirkung der Schizophrenie auf die Wahrscheinlichkeit der Cannabis-Initiierung”, erläutern die Mediziner.
Hoch potente Cannabis-Stämme sind besonders gefährlich
Bereits seit einiger Zeit gibts es Warnungen davor, dass Cannabis konsumierende Menschen ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Psychosen aufweisen. Gerade Cannabis-Stämme mit hohem THC-Gehalt scheinen eine erhöhte Gefahr aufzuweisen, sagen die Experten. Diese Sorten werden in letzter Zeit verstärkt von jungen Menschen verwendet und umgangssprachlich oft als Skunk bezeichnet.
Risiken von Cannabis sollten nicht übertrieben werden
Die Experten weisen allerdings darauf hin, dass die Risiken von Cannabis nicht übertrieben werden sollten. Es sei zuvor eine genauere Untersuchung der Verbindungen zwischen psychischer Gesundheit und illegalen Drogen erforderlich. Die aktuelle Studie aus Bristol wirft ein neues Licht auf dieses Thema. “Trotzdem muss bei den Ergebnissen noch der weitere Kontext der anderen psychischen Gesundheits-Faktoren berücksichtigt werden”, erklären die Autoren.
Schizophrene Menschen nutzen Cannabis zur Selbstmedikation
Es gab tatsächlich einige Beweise zur Unterstützung von Hypothesen, welche die Verwendung von Cannabis als einen Beitrag zur Erhöhung des Risikos von Schizophrenie sahen. Überraschend war aber, dass stärkere Beweise dafür gefunden wurden, dass es wahrscheinlicher ist, dass schizophrene Menschen zu Cannabis greifen. Cannabis könnte tatsächlich als eine Form der Selbstmedikation von Patienten mit Schizophrenie verwendet werden, fügen die Wissenschaftler hinzu.
Studie nutzte Forschung über genetische Varianten
Für die Studie wurde eine neue Forschungstechnik angewendet. Diese nutzte genetische Varianten, um das Risiko von Cannabis und das Risiko für die Entstehung von Schizophrenie zu untersuchen. Die Technik wurde als Alternative zur herkömmlichen Beobachtungs-Epidemiologie verwendet. So ist es möglich auch andere Varianten zu berücksichtigen, welche die Assoziation beeinflussen könnten, erläutern die Forscher.
Schwerer Cannabis-Missbrauch führt zum größten Schizophrenie-Risiko
Es gab auch einige Beleg für eine kausale Wirkung der Cannabis-Initiierung auf das Risiko von Schizophrenie, erklären die Autoren in der Studie. Allerdings waren die Beweise deutlich stärker für eine kausale Wirkung der Schizophrenie auf die Wahrscheinlichkeit der Cannabis-Initiierung, fügen die Experten hinzu. Besonders hoher Cannabis-Konsum scheint am stärksten mit dem Risiko einer Schizophrenie verbunden zu sein. Die Beweise deuten darauf hin, dass ein vorhandenes Schizophrenie-Risiko die Wahrscheinlichkeit des Konsums von Cannabis mit sich bringt. Die Beziehung könnte jedoch in beide Richtungen funktionieren, erläutert Autorin Dr. Suzi Gage. “Unsere Ergebnisse erlauben uns nicht wirklich, die Größe des Effekts genau zu prognostizieren. Sie können aber Beweise dafür liefern, dass die Beziehung tatsächlich kausal ist und nicht das Ergebnis von gemeinsamen Risikofaktoren”, fügt Dr. Gage hinzu.
Weitere Forschung ist nötig
Während wir einen stärkeren Beweis dafür gefunden haben, dass das Schizophrenie-Risiko den Cannabis-Konsum beeinflusst als umgekehrt, schließt dies kein kausales Risiko für die Verwendung von Cannabis auf die Entstehung von Schizophrenie aus, sagt die Medizinerin. Ein wirklicher Fortschritt bei der Forschung wäre die Verwendung genetischer Varianten, um die Schwere des Cannabis-Konsums vorherzusagen. Es scheine derzeit so, also ob schwerer Cannabis-Missbrauch am stärksten mit der Gefahr der Entstehung von Schizophrenie verbunden ist. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.