Ärzte raten zur Vorsicht beim Pilze sammeln
17.10.2013
Nicht jeder erkennt die Unterscheide, um welchen Pilz es sich handeln könnte, wenn er in den Wäldern und auf den Wiesen zum sammeln unterwegs ist. Dies kann mitunter zum Verhängnis werden.
Der Giftnotruf der Berliner Charité wird momentan verstärkt mit Anfragen von Pilzsammlern überhäuft. Immer wieder melden sich unerfahrene Pilzsammler bei den Fachleuten und klagen über Bauchschmerzen, Erbrechen und Durchfall. Todesfällen gab es in den vergangenen Jahren jedoch nicht. "Viele Leute sind zu unvorsichtig und stellen sich oft erst nach dem Essen die Frage, ob nicht auch giftige Pilze dabei waren", sagte die kommissarische Leiterin Daniela Acquarone. Dieses Jahr rechnen die Experten mit deutlich mehr Anfragen als in den Jahren 2011 und 2010. "Im Schnitt haben wir in jeder Saison etwa 400 Anfragen. 2010 gab es mehr als 550 Anrufe. In diesem Jahr könnten es wieder so viele werden“, so die Expertin. "Viele Leute, die Pilze sammeln, sind nicht wirklich pilzkundig, so dass die Gefahr von Verwechslungen besteht."
Symptome oft Unterschiedlich
Die möglichen Symptome, die nach dem Verzehr giftige Pilze auftreten können, sind vielfältig. So kann es zu Brechdurchfall, Halluzinationen, Rauschzustände oder Koordinationsprobleme kommen. "Doch die Alarmglocken klingeln, wenn erst mehrere Stunden nach dem Pilzverzehr massives Erbrechen und Durchfall auftreten. Dann sollte man sofort eine Klinik aufsuchen.", so Acquarone. Das ist in der Regel ein Hinweis auf eine schwere Organschädigung. Diese Symptome zeigen sich oft bei Vergiftungen mit amanitinhaltigen Pilzen, zu denen auch der Grünen Knollenblätterpilzen zählt. "Diese Pilze sind tödlich giftig und können mit Champignons oder dem Grünen Täubling verwechselt werden", weiß der Vorsitzende des Brandenburgischen Landesverbands der Pilzsachverständigen, Wolfgang Bivour. 2010 mussten mehrere Pilzsammler aus Berlin und Brandenburg in Kliniken deswegen behandelt werden. Gerade der Grüne Knollenblätterpilz wird von Hobby-Pilzsammlern gerne verwechselt und ist für etwa 90 Prozent aller tödlichen Pilzvergiftungen verantwortlich. Dieser kann schon bei geringen Mengen bei Menschen Leberversagen auslösen. Wenn dann keine Lebertransplantation möglich ist, führt die Vergiftung fast zwangsläufig zum Tod.
Generell sollten sich Betroffene auch bei leichteren Vergiftungserscheinungen sofort ärztlichen Rat einholen, denn oft verschlimmert falsches Handeln das Problem. So sollte Kindern kein Salzwasser zu trinken geben werden, denn zusätzlich zur Pilzvergiftung kann dann noch eine Kochsalzvergiftung hinzu kommen.
Erbrochenes aufbewahren
Damit im Notfall schnell ermittelt werden kann welcher Pilz zu der Vergiftung geführt hat, empfehlen Experten Reste der Mahlzeit oder sogar das Erbrochene selbst aufzubewahren. "Wir empfehlen Leuten, die sich mit Pilzen nicht auskennen, grundsätzlich nur im Geschäft gekaufte Pilze zu essen", betont Acquarone. Eine Hilfe für Laien können Bücher oder Pilz-Apps für Smartphones sein , die mit in den Wald genommen werden.
Der essbare Perlpilz und der giftige Pantherpilz, der in der damaligen DDR auch Sachsentöter genannt wurden, werden beispielsweise relativ häufig verwechselt. "Vor allem Touristen aus Sachsen vergifteten sich mit dem Pantherpilz, weil sie ihn aus ihrer Region nicht kannten", berichtet Bivour. Bei bestehenden Zweifeln, kann man auch auf das Wissen von professionellen Beratern zugreifen, die in Berlin und Brandenburg regelmäßig Sprechstunden.anbieten. Oder aber man nimmt an Pilzwanderungen teil, um sich mehr Wissen anzueignen.
Riesige Auswahl an Pilzsorten
Zwischen 5000 und 6000 Pilzsorten wachsen in Deutschland, von denn nur 50 bis 60 Pilzsorten Speisepilze sind. In der Bevölkerung gelten einige Pilze nach wie vor als essbar, obwohl sie unter Umständen tödliche Vergiftungen verursachen können.
Der Kahle Krempling zum Beispiel enthält Giftstoffe, die erst nach Jahren wirksam werden und dann zum Tode führen können. Rund 60 Arten werden als "ernstzunehmende Giftpilze" eingestuft. "Niemand kann alle Pilze kennen", sagt Bivour. Geprüfte Pilzsachverständige müssten aber sicher bei den giftigen und gängigen essbaren Pilzen sein. Laut Statistik sind Menschen in Bayern am häufigsten von Pilzvergiftungen betroffen. Im Vorjahr stammten demnach 43 Prozent der bundesweit gemeldeten Patienten mit schwerer Pilzvergiftung und stationärer Behandlung aus dem Freistaat.
Radiocäsium in Pilzen noch immer erhöht
Noch immer weisen Waldpilze in Süddeutschland eine erhöhte Konzentration von Radiocäsium auf, obwohl seit dem Reaktorunglück von Tschernobyl mehr. als 25 Jahre vergangen sind. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) rät deshalb nicht mehr als ein halbes Pfund pro Woche zu essen. Vor allem sind Maronenröhrlinge und Steinpilzenoch stark belastet. Laut Bivour müssen Verbraucher sich aber keine Sorgen machen, sofern sie nicht mehr als die empfohlene Menge an Wildpilzen verzehren. (fr)
Bild: Sabine Menge / pixelio.de
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