Öko-Test: Fast alle Kindergummistiefel enthalten gesundheitsschädigende Substanzen
29.08.2011
Im Zuge des verregneten Sommers stehen Gummistiefel bei Eltern und Kindern derzeit hoch im Kurs. Doch wie das Verbraucher-Magazin „Ökotest“ nun in einer aktuellen Untersuchung herausfand, enthalten die meisten Gummistiefel zahlreiche gesundheitsschädigende Substanzen, so dass beim Kauf des regenfesten Schuhwerks Vorsicht geboten ist.
Bei dem Test von 16 Gummistiefel-Modellen für Kinder entsprachen fast alle Produkte nicht dem Anspruch des Verbraucher-Magazins „Ökotest“. Ein einziges Paar erhielt die Note „ausreichend“, die übrigen Gummistiefel schnitten „mangelhaft“ oder „ungenügend“ ab. Der Grund für die schlechte Bewertung der meisten Gummistiefel ist laut Aussage von Ökotest der hohe Schadstoffgehalt. So hätten die Kindergummistiefel unter anderem Bestandteile von schädlichen Farbstoffen und krebserregende Chlorparaffine enthalten. Von den 15 Gummistiefeln, die den Ansprüchen von „Ökotest“ nicht genügten, haben drei die Note „mangelhaft“ und zwölf die Note „ungenügend“ erhalten, berichtet das Verbraucher-Magazin. Laut Aussage der Tester wurde ein Produkt sogar als „nicht verkehrsfähig“ beurteilt, da die zulässigen Grenzwerte des verbotenen Farbbausteins p-Aminoazobenzol im Schnürsenkel deutlich über dem amtlichen Grenzwert lagen. Insgesamt sei angesichts des Gehalts an schädlichen Substanzen keines der untersuchten Gummistiefel-Modelle zu empfehlen, so die Aussage der Experten.
Gesundheitsschädliche Substanzen in Kindergummistiefeln
Vor allem die enthaltenen Chlorparaffine sind nach Einschätzung von „Ökotest“ ein nicht zu vernachlässigendes gesundheitliches Risiko, da diese als umweltgefährliche Substanz mit hohem Bioakkumulationspotenzial gelten. Die Schadstoffe reichern sich laut Aussage der Experten im Fettgewebe, der Niere und der Leber an, wobei die akute Toxizität zwar relativ gering ist, Chlorparaffine langfristig jedoch krebserregend wirken können. Kurzkettige Chlorparaffine sind daher zum Beispiel in der metallverarbeitenden Industrie und in der Lederverarbeitung bereits seit dem Jahr 2002 europaweit verboten. Ein übermäßiger Kontakt mit den Schadstoffen ist dringend zu vermeiden. Dies ist jedoch nicht ganz einfach, da die meisten Hersteller kaum Angaben über die zur Produktion verwendeten Materialien machen, erklärte „Ökotest“. Gummistiefel bestehen in der Regel aus synthetischem Kautschuk beziehungsweise einer Kunststoffmischung, die durch eine Vielzahl chemischer Tricks „wasserfest und gleichzeitig schön anschmiegsam“ gemacht werden, berichtet „Ökotest“. Dabei werden unter anderem gesundheitsschädliche Weichmacher sowie Weichmacheröle, die ebenfalls jede Menge schädlicher Substanzen enthalten können, verwendet. Allerdings seien auch die Produkte aus Naturkautschuk „erfahrungsgemäß nicht viel besser“, so die Aussage des Verbraucher-Magazins.
Gummistiefel ungeeignet für Laufanfänger
Problematisch ist laut Aussage von „Ökotest“ auch die Verwendung von polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) sowie des sogenannten Polyvinylchlorid (PVC) bei der Herstellung der Kindergummistiefel. Das Verbraucher-Magazin übte scharfe Kritik an der mangelnden Bereitschaft der Hersteller, die Schadstoffbelastung in den Gummistiefeln zu reduzieren. Außerdem sind Gummistiefel ohnehin nichts für Kleinkinder, da „man darin nicht so einen guten Halt wie in festen Schuhen“ hat, erklärte der ärztliche Leiter der Kinderorthopädie und Fußchirurgie an der Uniklinik Freiburg, Dr. Ludwig Schwering. Zwar sei das Tragen von Gummistiefeln für einen gesunden Kinderfuß prinzipiell kein Problem, „aber Laufanfängern fallen die ersten Schritte in den flexiblen Stiefeln besonders schwer“, betonte der Experte. Daher sollten Eltern laut „Ökotest“ in jedem Fall mit dem Gummistiefelkauf warten, bis die Kleinen „einen halbwegs sicheren Gang haben“. (fp)
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Bild: Susanne Schmich / pixelio.de
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