Finanzielle Selbstbeteiligung von Patienten in Notaufnahmen gefordert
Eigentlich sind Notaufnahmen in Krankenhäusern nur für Notfälle gedacht. Doch immer mehr Menschen, die auch ambulant behandelt werden könnten, gehen in solche Klinikeinrichtungen. Experten fordern nun, dass diese Patienten zur Kasse gebeten werden sollen.
Viele Patienten sind in der Notaufnahme falsch
Bis zu 25 Millionen Menschen werden jährlich in den Notaufnahmen von deutschen Krankenhäusern behandelt. Allerdings wird schon seit Jahren kritisiert, dass viel zu viele falsche Patienten kommen, etwa wegen Schnupfen oder anderer Bagatellerkrankungen. In manchen Kliniken sind die Notaufnahmen völlig überbelegt. In Berlin hatte man sich daher schon Gedanken über mögliche Strafgebühren für unnötige Notfall-Ambulanz-Patienten gemacht. Auch in anderen Bundesländern wird überlegt, „Nicht-Notfälle“ zur Kasse zu bitten.
Selbstbeteiligung bei nicht akuten Leiden
Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Rheinland-Pfalz hat angesichts der oft überfüllten Notaufnahmen der Krankenhäuser im Land eine Selbstbeteiligung bei Patienten mit nicht akuten Leiden gefordert, berichtet der Südwestdeutsche Rundfunk (SWR).
Rainer Saurwein von der KV meinte, der Gesetzgeber solle sich das überlegen. Demnach könne ein solches Vorgehen die Notaufnahmen entlasten.
Nur jeder zehnte Behandelte ein Notfall
Wie dramatisch die Situation tatsächlich ist, zeigt sich am Beispiel des Katholischen Klinikums Mainz. In der dortigen Notaufnahme wurden nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr fast 30.000 Patienten behandelt.
Doch laut dem Leiter der Notaufnahme, Torsten Schmitt, seien nur etwa zehn Prozent Notfälle gewesen.
Die restlichen sollten eigentlich eine der 48 Bereitschaftspraxen in Rheinland-Pfalz aufsuchen oder zu einem Hausarzt gehen.
Wartende werden oft aggressiv
Die KV versuche zwar auf die Bereitschaftsdienste aufmerksam zu machen, doch laut Saurwein werden nicht alle Menschen erreicht. Außerdem sei die Notaufnahme für viele besser zu erreichen – und biete zudem eine Rundumversorgung, die die Bereitschaftspraxen nicht leisten könnten.
„Wir schlagen vor, dass auch in der Notaufnahme direkt Aufklärung geleistet wird. Und wer trotzdem mit einem geringfügigen Leiden dort behandelt werden will, sollte eine Selbstbeteiligung zahlen“, sagte Saurwein.
Schmitt beklagte: „Die Patienten haben kein Verständnis, lange zu warten und wollen sofort einen Facharzt sehen.“ Leider käme es bei Wartenden oft zu Beleidigungen und einem rauhen Umgangston. Selbst Handgreiflichkeiten kämen vor, in den meisten Fällen durch Betrunkene.
Auch in anderen Bundesländern wird immer wieder über gewalttätige Angriffe durch Patienten berichtet. (ad)
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