Diabetes mellitus ist die häufigste Stoffwechselerkrankung bei Kindern und Jugendlichen. Die Zahl der Neuerkrankungen steigt seit Jahren deutlich an. Fachleute erklären, welche die vier typischen Warnzeichen für Diabetes bei Kindern und Jugendlichen sind.
Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) appelliert in einer aktuellen Mitteilung, die Symptome der häufigsten Stoffwechselerkrankung im Kindes- und Jugendalter ausreichend zu kennen.
Die häufigste Stoffwechselerkrankung im Kindes- und Jugendalter
Diabetes mellitus Typ 1 ist die häufigste Stoffwechselerkrankung im Kindes- und Jugendalter, wird jedoch häufig erst spät erkannt: Etwa jede vierte Neudiagnose erfolgt, wenn bereits eine Ketoazidose (DKA) besteht.
Diese Stoffwechselübersäuerung wird durch einen schweren Insulinmangel hervorgerufen. Dabei kann Glukose nicht mehr in ausreichender Menge in die Zellen aufgenommen werden. Infolgedessen deckt der Körper seinen Energiebedarf über den Abbau von Fetten.
Dies führt zu einem vermehrten Anfall von Ketonkörpern und erfordert eine sofortige intensivmedizinische Behandlung.
„Schlimmstenfalls mündet dies im diabetischen Koma, das lebensbedrohlich sein kann“, erläutert Professor Dr. med. Andreas Neu, Past-Präsident der DDG. „Umso wichtiger ist es, Diabetes Typ 1 frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.“
Deutliche Zunahme
Eine vor kurzem erschienene Publikation zeigt, dass von 2011 bis 2023 die Zahl der DKA-Fälle bei Kindern und Jugendlichen deutlich zugenommen hat – insbesondere in den Jahren 2020 bis 2022.
„Die Ursachen für die Zunahme der DKA-Fälle sind sicher multifaktoriell: Überlastung des Gesundheitssystems, mangelnde pädiatrische Expertise, verspätetes Aufsuchen medizinischer Einrichtungen und Verkennung von Ketoazidose-Symptomen“, sagt Kinderdiabetologe Neu.
„Was uns besonders beschäftigt und schockiert ist, dass die Daten einen seit Jahren anhaltenden Trend aufzeigen. Diese Entwicklung müssen wir dringend stoppen.“
Neben der Stärkung der Versorgungsstrukturen muss vor allem bei Angehörigen, jedoch auch bei medizinischem Personal, in Kitas und Schulen mehr Aufklärungsarbeit stattfinden. Zu überlegen wäre auch ein Massenscreening auf Frühstadien des Diabetes Typ 1, was aber kontrovers diskutiert wird.
Gefahr an Wochenenden und in der Urlaubszeit besonders groß
Dass offenbar zu wenig öffentliches Bewusstsein für die Symptome des Diabetes Typ 1 und eine DKA besteht, zeigt auch eine weitere kürzlich veröffentlichte Studie, die sich den Diagnosezeitpunkten eines Diabetes Typ widmete.
Die Forschenden gingen der Frage nach, an welchen Wochentagen vermehrt Diabetesdiagnosen gestellt werden. Das Ergebnis: An Wochenenden, Feiertagen sowie in Urlaubszeiten werden deutlich seltener Diagnosen gestellt als an Wochentagen – somit steigt zu diesen Zeiten die Gefahr für eine DKA. Montags und dienstags werden die meisten Diagnosen gestellt.
„Es kommen sicher mehrere Faktoren zusammen, die diese Beobachtung erklären: zum einen ist an Wochentagen medizinisches Personal besser verfügbar und die Angehörigen schieben die Vorstellung beim Arzt daher auf. Das erklärt auch die hohen Diagnosezahlen zum Wochenbeginn. Zum anderen ist den Eltern dann auch nicht bewusst, welcher Gefahr das Kind ausgesetzt ist“, so Neu.
Hier spiele wiederum die mangelnde Kenntnis der Symptome eine entscheidende Rolle. Darüber hinaus sei die bereitschaftsdienstliche Notfallversorgung häufig nicht speziell pädiatrisch geschult, sondern decke eher ein breites Spektrum an Fachwissen ab. „Damit ist die Gefahr erhöht, die Symptome falsch zu interpretieren“, sagt Neu.
Typische Warnzeichen
Die DDG weist anlässlich der Urlaubszeit auf die typischen Symptome eines Diabetes Typ 1 und einer diabetischen Ketoazidose hin, um das Bewusstsein der Familien für die Stoffwechselerkrankung zu schärfen:
Die 4 typischen Warnzeichen für einen Diabetes Typ 1 bei Kindern und Jugendlichen sind:
- ständiger Durst
- häufiges Wasserlassen
- Gewichtsabnahme
- Müdigkeit
Die typischen Symptome einer DKA sind:
- starkes Durstgefühl
- häufiges Wasserlassen
- trockene Haut und Mundschleimhaut
- Müdigkeit
- Benommenheit
- Bauchschmerzen
- Übelkeit und Erbrechen
- vertiefte Atmung oder Hyperventilation
- Azetongeruch der Atemluft
(ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Deutsche Diabetes Gesellschaft: DDG weist auf wichtige Diabetes-Warnzeichen hin und fordert mehr Prävention für Kinder, (Abruf: 23.06.2024), www.ddg.info
- Bächle C, Kamrath C, Eckert A, Mönkemöller K, Menzel U, Näke A, Rosenbauer J, Holl RW: Korrespondenz Diabetische Ketoazidose bei Manifestation eines Typ-1-Diabetes bei Kindern in Deutschland, (veröffentlicht: 2024), www.aerzteblatt.de
- Kamrath c. et al.: Association of Diabetic Ketoacidosis in Childhood New-Onset Type 1 Diabetes With Day of Presentation in Germany; in: Diabetes Care, (veröffentlicht: 21.12.2023), diabetesjournals.org
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.