Krankheitserreger: Immunzellen gegen hartnäckige Viren
Vireninfektionen sind nicht nur in Pandemiezeiten häufig. Nicht alle Viren, die den Menschen befallen, machen uns tatsächlich krank. Denn oft reagiert das Immunsystem schnell und bekämpft die Eindringlinge mit Erfolg. Manche Erreger können das Immunsystem aber überrennen. Forschende berichten nun, was gegen hartnäckige Viren helfen kann.
Wie in einer aktuellen Mitteilung der Universität Basel erklärt wird, können Viren wie HIV oder der Erreger von Hepatitis C das Immunsystem überrennen. Ein Ansatz zur Entwicklung von Impfstoffen gegen solche chronischen Infektionen zielte bisher auf die sogenannten B-Gedächtniszellen des Immunsystems. Forschende der Universität Basel haben jetzt herausgefunden, dass diese Zellen die Hilfe anderer Gedächtniszellen brauchen, um den Organismus effektiv gegen chronische Viren zu verteidigen.
Verteidigung gegen Krankheitserreger
Ein riesiges Arsenal aus Immunzellen verteidigt den Organismus gegen Krankheitserreger. Bei einer Virus-Infektion produzieren B-Zellen passende Antikörper, die den Erreger inaktivieren. Ein Teil dieser B-Zellen stirbt nach der Infektion oder Impfung wieder ab, aber einige B-Zellen verbleiben als Gedächtniszellen im Körper, um bei einer erneuten Infektion mit dem gleichen Erreger rascher die richtigen Antikörper zu produzieren. Impfstoffe zielen unter anderem auf die Bildung dieser B-Gedächtniszellen ab.
Doch Viren wie HIV oder das Hepatitis-C-Virus überrennen die Abwehr der B-Gedächtniszellen – eine Hürde für die Entwicklung effizienter Impfstoffe. Um dieses Hindernis zu überwinden, untersuchen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler um Prof. Dr. Daniel Pinschewer vom Departement Biomedizin der Universität Basel das Zusammenspiel der Immunzellen bei chronischen Virusinfektionen.
„Ein Problem ist, dass die B-Gedächtniszellen angesichts der Dauerpräsenz des Erregers und der damit einhergehenden Entzündung in eine Art Panikreaktion verfallen“, erläutert Pinschewer. Aus einem Programm der Vermehrung und Reifung wechseln sie allesamt in den Modus der Antikörperproduktion und gehen schnell darauf zugrunde. Über mögliche Abhilfe für dieses Problem berichtet das Forschungsteam nun in dem Fachjournal „PNAS“.
Panikreaktion verhindern
Für ihre Experimente studierten die Forscherinnen und Forscher die Infektion von Mäusen mit einem Maus-Virus namens Lymphozytäres Choriomeningitis Virus (LCMV), das bei den Tieren zu einer chronischen Infektion führt. Sie stellten dabei fest, dass die B-Gedächtniszellen für eine nachhaltige Reaktion auf die Viren die Hilfe anderer Immunzellen brauchen: nämlich T-Helfer-Gedächtniszellen, deren Bildung ebenfalls durch passende Impfstrategien ausgelöst werden kann.
Regten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bei den Versuchstieren vorgängig zur LCMV-Infektion die Bildung von passenden T-Helfer-Gedächtniszellen an, verhinderten letztere nach der Infektion die Panikreaktion der B-Gedächtniszellen.
„Anstatt dass sich der gesamte Bestand an B-Zellen im erfolglosen Kampf gegen die Viren verausgabt, bleibt dank der T-Helfer-Gedächtniszellen eine Reserve an B-Zellen zurück, die sich weiter vermehren und reifen und die Abwehr gegen das Virus aufrechterhalten“, erläutert Dr. Kerstin Narr, die Erstautorin der Studie.
Bislang sei die Rolle der T-Helfer-Gedächtniszellen bei der Impfung gegen chronische Viren unzureichend berücksichtigt worden. „Die Erkenntnis, dass man über diese Zellen eine nachhaltigere Immunantwort durch B-Gedächtniszellen fördern kann, hat direkte Relevanz für Strategien zur Entwicklung neuer Impfstoffe gegen HIV und Hepatitis C“, so Pinschewer. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Universität Basel: Immunzellen gegen hartnäckige Viren: With a little help from my friends, (Abruf: 09.11.2021), Universität Basel
- Kerstin Narr et al.: Vaccine-elicited CD4 T cells prevent the deletion of antiviral B cells in chronic inflammation; in: PNAS, (veröffentlicht: 11.2021), PNAS
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.