Mediziner untersuchen den Einsatz einer VR-Brille bei der Zahnarztbehandlung
Eigentlich sollten Menschen in regelmäßigen Abständen einen Zahnarzt aufsuchen, um die Gesundheit ihrer Zähne überprüfen zu lassen. So können beispielsweise die Zähne gereinigt und es kann die Entstehung von Löchern vermieden werden. Allerdings gibt es auch viele Personen, welche große Ängste oder gar eine Phobie vor einem Zahnarztbesuch haben. Forscher fanden jetzt heraus, dass die Verwendung von virtueller Realität dabei helfen kann, dass Ängste und somit auch Schmerzen gelindert werden.
Die Wissenschaftler der University of Plymouth und der University of Exeter stellten bei ihrer Untersuchung fest, dass virtuelle Realität die Ängste und Phobien bei einem Zahnarztbesuch reduziert. Dies ermöglicht es betroffenen Menschen, trotz ihrer Ängste einen Zahnarzt aufzusuchen und sich behandeln zu lassen. Die Mediziner veröffentlichten die Ergebnisse ihrer Studie in der Fachzeitschrift „Environment and Behaviour“.
Patienten nutzen bei ihrem Zahnarztbesuch ein VR-Headset
Das Forscherteam arbeitete für die aktuelle Studie mit einer Zahnarztpraxis zusammen. So wollten die Experten feststellen, ob der Einsatz von virtueller Realität den Zahnarztbesuch für Patienten mit Ängsten erträglicher macht. Dafür trugen die Teilnehmer während des Zahnarztbesuches ein sogenanntes VR-Headset, dass ihnen einen virtuellen Spaziergang am Strand verschaffte, erläutern die Experten. Als Alternative konnten sie auch einen Spaziergang durch eine anonyme virtuelle Stadt wählen.
Virtueller Spaziergang am Strand reduziert Ängste und Schmerzen
Die virtuelle Behandlung kann einfach in der Praxis des Zahnarztes durchgeführt werden. Wenn die Patienten einen virtuellen Spaziergang am Strand durchführten, litten sie dadurch unter weniger Ängsten und empfanden auch weniger Schmerzen, erklären die Autoren. Außerdem hatten diese Menschen auch eine positivere Einstellung gegenüber der Behandlung eine Woche nach dem Zahnarztbesuch, verglichen mit Patienten mit einer Standardbehandlung, fügen die Wissenschaftler hinzu.
Virtueller Spaziergang durch eine Stadt führte nicht zu den vorher festgestellten Vorteilen
Die Mediziner konnten zusätzlich feststellen, dass es nicht ausreicht die Patienten generell in die Virtuelle Realität zu versetzen. Wenn die Teilnehmer in der virtuellen Realität eine unbekannte Stadt besuchten, erlebten sie dadurch nicht die gleichen Vorteile wie bei einem virtuellen Besuch am Strand. Der Spaziergang durch die virtuelle Stadt führte nicht zu den erwarteten verbesserten Ergebnissen, sagen die Forscher. Der Grund dafür sei, dass die Ablenkung nicht stark genug ist. Die Umgebung muss für den Patienten einladend und entspannend sein, erklärt Autorin Dr. Sabine Pahl von der University of Plymouth.
Menschen sind besonders entspannt, wenn sie sich am virtuellen Meer aufhalten
Es wäre durchaus interessant, diesen Ansatz auf andere Kontexte zu übertragen, in denen die Menschen die virtuelle Realität beispielsweise am Arbeitsplatz oder bei verschiedenen gesundheitlichen Problemen nutzen, sagen die Wissenschaftler. Einen besonders starken Einfluss in der virtuellen Realität scheint Wasser zu haben. Die Menschen waren am glücklichsten oder am meisten entspannt, wenn sie sich am virtuellen Meer aufhielten, erläutert Autor Dr. Mathew White von der University of Exeter. Diese Erkenntnis könnte genutzt werden, um Menschen in potenziell stressigem gesundheitlichen Kontexten zu helfen.
Hat die virtuelle Realität eine ähnliche beruhigende Wirkung wie die richtige Natur?
Es gab bereits andere Studien, welche die positive Auswirkung der Natur auf den Menschen untersucht hatten. Eine Studie aus Südkorea fand beispielsweise heraus, dass Arbeiter, die den Wald während der Arbeit aus ihrem Büro sehen konnten, weniger Stress empfanden und generell zufriedener mit ihrer Arbeit waren, sagen die Experten.
Spaziergänge durch den Wald verbessern das Kurzzeitgedächtnis
Tatsächliche Spaziergänge durch den Wald entspannen den menschlichen Verstand. Die Forscher fanden heraus, dass solche Spaziergänge das kurzfristige Gedächtnis um zwanzig Prozent verbessern. Das Team hofft nun festzustellen, wie die virtuelle Realität in anderen medizinischen Situationen Schmerzen und Stress für die Patienten lindern kann, erklären die Experten. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.