Frauen in der Schwangerschaft weisen oft einen Vitamin-D-Mangel auf
25.05.2013
In Deutschland sind Schwangere und ihre ungeborenen Kinder meist nicht ausreichend mit Vitamin D versorgt. Eine britische Studie zeigt, dass es nicht nur im Winter zu Defiziten kommt.
Sonnenlicht wesentlich für Vitamin D-Versorgung
Eine erneute Schlechtwetterperiode wie sie Deutschland derzeit erlebt, vermindert auch die Möglichkeit, sich ausreichend mit Vitamin D zu versorgen („“), denn Sonnenlicht ist wesentlich dafür verantwortlich. Die Wetterlage ist jedoch nicht der alleinige Grund warum viele Schwangere und ihre ungeborenen Kinder in Deutschland nur unzureichend mit Vitamin D versorgt sind. So dokumentiert eine Querschnittsstudie im „British Journal of Nutrition“ (2013; doi: 10.1017/S0007114513001438) Defizite nicht nur in den Wintermonaten. Bei vielen Müttern und ihren Kindern sei auch im Sommer ein Mangel feststellbar. Sonnenlicht ist hier auch deshalb so wichtig, da die meisten verzehrten Lebensmittel in Deutschland zu wenig Vitamin D enthalten. Besonders viel des Vitamins lässt sich in Lebertran, Lachs, Aal, Sardinen, Hühnerei und Champignons finden. („“) Vitamin D, das Sonnenhormon, wird aber nicht nur über Nahrung aufgenommen, sondern durch Sonneneinstrahlung auch auf unserer Haut gebildet. Allerdings ist deren Intensität in Deutschland in den Monaten von Oktober bis März in der Regel zu gering für eine ausreichende Bildung von Vitamin D.
Mangelnde körperliche Bewegung als Risikofaktor
In den Wintermonaten lagen die 25(OH)-Vitamin-D-Werte (zur Ermittlung des Vitamin D-Gehalts des Körpers) bei 98 Prozent der Schwangeren unter 50 nmol/l, die als Schwelle für eine ausreichende Versorgung angesehen werden. Jedoch waren selbst in den Sommermonaten noch 49 Prozent von ihnen unterversorgt. Auch die Kinder sind davon betroffen. So konnte das Team um Clemens Kunz vom Institut für Ernährungswissenschaft der Universität Gießen auch die Konzentration im Nabelschnurblut bestimmen und kam zu dem Ergebnis, dass in den Wintermonaten 94 Prozent der Kinder und in den Sommermonaten 35 Prozent unterversorgt waren. Als wichtigste Risikofaktoren für ein Vitamindefizit wurden mangelnde körperliche Bewegung und die Herkunft aus einem nicht-europäischen Land festgestellt. Dabei dürfte Sport ein Marker für den Aufenthalt im Freien sein und eine dunkle Hautfarbe für die verminderte Vitaminsynthese in der Haut stehen. Besonders für Mutter und Kind sei eine ausreichende Vitamin D-Versorgung wichtig, denn ein Mangel erhöhe Kunz zufolge das Risiko auf Schwangerschaftskomplikationen wie Gestationsdiabetes, Gestose und Frühgeburt. Vitamin D-Mangel könne außerdem beim Neugeborenen zu Störungen des Knochenaufbaus, zu Lungenerkrankungen und ebenfalls zu einem Diabetes mellitus führen.
Zu hohe Vitamin D-Zufuhr in Schwangerschaft kein Problem?
In Deutschland werden Säuglinge seit längerem im Rahmen der Rachitis-Prophylaxe mit Vitamin D substituiert. Aufgrund der Studie hält es Kunz für erforderlich, dass auch Schwangere Vitamin D einnehmen sollten. Da auf Beipackzetteln von Vitamin D-Tabletten aber häufig vor einer zu hohen Zufuhr während der Schwangerschaft gewarnt wird, lassen Frauen oft die Finger davon. Nach Ansicht des Experten handle es sich dabei aber um eine Fehlinformation. Das substituierte Vitamin D, egal ob in Tablettenform oder über das UV-Licht in der Haut, sei zunächst inaktiv und eine Überdosierung somit kaum zu befürchten. Erst in der Niere wird die aktive Form produziert. Prof. Kunz erläuterte, dass sich dort die Synthese jedoch an dem Bedarf orientiere und zu viel eingenommenes Vitamin D im Körper abgebaut und wieder ausgeschieden werde. Es gibt jedoch auch Meinungen, die besagen, dass es zu gefährlichen Überdosierungen kommen kann, wie zum Beispiel, dass eine akute oder chronische Vitamin D-Überdosierung zu einer Vitamin D-Hypervitaminose führen könne. Oder dass es bei Säuglingen mit einem kleinen Gendefekt durch Vitamin D-Prophylaxe zu einem lebensgefährdenden Anstieg der Calciumkonzentration im Blut kommen könne. Im Rahmen einer Beobachtungsstudie soll jetzt in Gießen an Schwangeren überprüft werden, ob nach einem ärztlich diagnostizierten Vitamin D-Mangel die Aufnahme von 1.000 IE (Internationale Einheiten) Vitamin D täglich während der gesamten Schwangerschaft ausreichen, um die gewünschte Versorgung zu gewährleisten. (sb)
Bild: JMG / pixelio.de
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