Schützt das Sonnenschein-Vitamin vor Alzheimer und Demenz?
08.08.2014
Ein Mangel an Vitamin D erhöht offenbar das Risiko, im Alter an Demenz zu erkranken. Zu diesem Ergebnis ist nun ein internationales Forscherteam im Rahmen einer Langzeitstudie mit mehr als 1.600 Senioren ab 65 Jahren gekommen. Demnach sei die Erkrankungsgefahr in schweren Fällen mehr als doppelt so hoch wie bei einer guten Vitamin-D-Versorgung. Da die Fähigkeit zur Vitamin-Eigenproduktion mit dem Alter abnimmt, müsse nun weiter geforscht werden, inwieweit beispielsweise fettreicher Fisch oder Ergänzungs-Präparate den Ausbruch neurodegenerativer Erkrankung aufhalten oder sogar verhindern könnten.
Vitamin-D-Mangel kann zu Rachitis und Osteoporose führen
Vitamin-D, das sogenannte „Sonnenschein-Vitamin“ ist wichtig für den Calciumhaushalt und reguliert den Auf- und Abbau der Knochen. Dementsprechend kann ein Mangel folgenschwer sein und bei Kindern beispielsweise zu der Knochenerkrankung „Rachitis“ führen, die unter anderem durch Muskelschwäche, erhöhte Verstopfungsneigung und Knochenerweichungen am Schädel bzw. irreversible Knochenverformungen gekennzeichnet ist. Auch bei Erwachsenen kann zu wenig Vitamin D schwerwiegende Folgen haben und beispielsweise eine schmerzhafte Knochenerweichung (Osteomalazie) oder gar Knochenschwund (Osteoporose) auslösen, wodurch das Skelett an Stabilität verliert und das Risiko für Knochenbrüche steigt.
Studie mit 1.658 Senioren ab 65 Jahren
Die Folgen eines Vitamin-D-Mangel für die Knochengesundheit sind schon lange bekannt. Doch nun hat ein internationales Forscherteam offenbar neue Erkenntnisse gewonnen, die speziell ältere Menschen betreffen. Hier war schon länger vermutet worden, dass ein zu geringer Vitamin D-Gehalt im Blut möglicherweise mit der Entstehung von Altersdemenz und Alzheimer im Zusammenhang stehen könnte. Um diesem „Verdacht“ nachzugehen, setzten David J. Llewellyn von der britischen University of Exeter und sein Team eine umfangreiche Studie auf und begleiteten über sechs Jahre hinweg 1.658 Senioren im Alter von mindestens 65 Jahren.
Zusammenhang doppelt so stark wie erwartet
Wie die Wissenschaftler im Fachmagazin "Neurology" schreiben, war zu Beginn der Studie keiner der Probanden von Altersdemenz, Herzkreislaufkrankheiten oder den Folgen eines Schlaganfalls betroffen, zudem wären alle in der Lage gewesen, ohne Hilfsmittel zu gehen. Ausgehend von diesem Gesundheitszustand, untersuchten die Wissenschaftler in den Folgejahren, wie viele der Teilnehmer an neurodegenerativen Erkrankungen erkrankten. Mit traurigem Erfolg: „Wir hatten einen Zusammenhang zwischen niedrigen Vitamin-D-Spiegeln und dem Risiko für Alzheimer und Demenz erwartet, aber die Ergebnisse waren überraschend – der Zusammenhang, den wir fanden, war tatsächlich doppelt so stark wie erwartet“, so die Forscher in ihrem Artikel.
Mehr als 50 Nanomol pro Liter notwendig für einen gesunden Geist im Alter?
Demnach hatte sich gezeigt, dass das Risiko für eine Erkrankung des Nervensystems im Vergleich mit den Teilnehmern, die ausreichend mit dem Sonnenschein-Vitamin versorgt waren, bereits bei einem leichtem Mangel um etwa die Hälfte erhöht war. Bei den Probanden mit starkem Vitamin-D-Mangel stieg die Gefahr sogar auf mehr als das doppelte an. Dementsprechend konnten die Forscher ermitteln, dass offenbar eine Konzentrationen von über 50 Nanomol pro Liter der notwendige Mindestwert sei, um im Alter einen gesunden Geist zu wahren. Eine interessante Erkenntnis, denn der Körper deckt bis zu 90 Prozent seines Bedarfs an Vitamin D selbst ab, indem dieses unter dem Einfluss von UV-Licht in der Haut gebildet wird. Im Alter sinkt diese Fähigkeit zur Vitamin-Eigenproduktion allerdings, wodurch in der Folge das Risiko für einen Mangel steigt. Der Körper kann das Vitamin aber auch über andere Quellen aufnehmen – vor allem durch fettreichen Fisch (Lachs, Aal, Hering oder Thunfisch), aber auch durch pflanzliche Lebensmittel (z.B. Morcheln, Steinpilze und Avocados) oder Ergänzungspräparate. Dementsprechend müsse den Forschern nach im nächsten Schritt der Effekt alternativer Quellen erforscht werden: „Nun sind klinische Studien nötig um zu zeigen, ob Nahrung wie Fettfisch oder Vitamin-D-Präparate den Ausbruch von Alzheimer oder ähnlicher Demenz aufhalten oder sogar verhindern können", so David J. Llewellyn.
Forscher warnen: Keine voreiligen Schlüsse aus der Studie ziehen
Bis dahin sollten aus der Studie keine voreiligen Schlüsse gezogen werden, so die Forscher weiter: „In dieser frühen Phase müssen wir vorsichtig sein, und unsere Ergebnisse sagen nicht, dass ein niedriger Vitamin-D-Spiegel zwangsläufig Demenz auslöst." Zusammenfassend könnten die Ergebnisse aber als ermutigend bezeichnet werden und möglicherweise einen enormen Nutzen für die Altersgesundheit vieler Menschen bringen. „Fehlendes Licht als Risikofaktor für Demenz ist eine der wichtigsten Aufgaben der heutigen Gesundheitsforscher. Während frühere Studien darauf hingewiesen haben, dass ein Mangel des Sonnenschein-Vitamins mit einem erhöhten Risiko für die Alzheimer-Krankheit verbunden ist, hat diese Studie gezeigt, dass Menschen mit einem sehr niedrigen Vitamin-D-Spiegel mehr als doppelt so stark gefährdet waren, jegliche Form von Demenz zu entwickeln“, so der Kommentar von Dr. Doug Brown, dem Forschungs- und Entwicklungsleiter der „Alzheimer’s Society“. (nr)
Bild: Angela Parszyk / pixelio.de
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