Die Rolle von Vitamin D bei der Immunabwehr
Ein Forschungsteam gewann neue Einblicke in die Immunabwehr des menschlichen Körpers und stellte dabei fest, dass Vitamin D in einem wichtigen Immunprozess eingebunden ist, der beispielsweise unsere Haut vor dem Befall bestimmter Parasiten schützt.
Forschende des Paul-Ehrlich-Instituts, das Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel, haben mit internationalen Kolleginnen und Kollegen neue Erkenntnisse darüber gewonnen, welche Rolle Vitamin D in unserem Immunsystem spielt. Die Forschungsergebnisse wurden kürzlich in dem Fachjournal „Frontiers Immunology“ präsentiert.
Wie sich die Haut vor mikrobiellen Erregern schützt
Obwohl die Haut sehr häufig mit mikrobiellen Keimen konfrontiert wird, finden Infektionen der Haut relativ selten statt – zumindest wenn man das Verhältnis zwischen Exposition und Infektion betrachtet. Die Haut besitzt effektive Abwehrmechanismen, bei denen sogenannte antimikrobielle Peptide (AMPs) eine wesentliche Rolle spielen.
Die Funktion von Cathelicidinen
Unter den AMPs sind die Cathelicidine eine besondere Gruppe von Proteinen, die die Haut durch zwei verschiedene Mechanismen schützen. Sie haben zum einen direkte antimikrobielle Eigenschaften und zum anderen aktivieren sie die zelluläre Immunantwort, die zur Ausschüttung von bestimmten Immunabwehrzellen (Zytokine) führt. So tragen sie zur Abwehr gegen Bakterien, Viren, Pilze und auch Parasiten bei.
Was hat Vitamin D mit diesen Abwehrprozess zu tun?
Bei Untersuchungen an Leishmanien – einzellige Hautparasiten, die durch Sandmücken übertragen werden – stellten die Forschenden fest, dass Vitamin D und das körpereigene Eiweiß Cathelicidin maßgeblich an der zielgerichteten Immunabwehr beteiligt sind. Der Studie zufolge wird über das Vitamin D ein bestimmtes Gen (CAMP) aktiviert, das dann die vermehrte Produktion von Cathelicidinen einleitet.
Bessere Abwehrmechanismen durch Vitamin D?
Die Forschergruppe um Professor Dr. Ger van Zandbergen und Dr. Peter Crauwels untersuchte infizierte Hautbereiche von Patientinnen und Patienten aus Äthiopien. Dabei fand das Team heraus, dass Vitamin D die Produktion des Abwehrproteins Cathelicidin indirekt anregt, indem Vitamin D das menschliche CAMP-Gen aktiviert, das wiederum Signalwege anstößt, die Cathelicidin produzieren. Dadurch konnte der Leishmanienbefall in der Haut begrenzt werden.
Sandmücken jetzt auch in Deutschland
Leishmanien sind einzellige Parasiten, die durch Sandmücken übertragen werden. Vorwiegend sind solche Parasiten zwar in den Tropen, im Mittelmeerraum und in Asien verbreitet, aber die Sandmücke breitet sich immer weiter aus. Inzwischen wurden bereits auch Sandmücken in Deutschland gesichtet, wie das Paul-Ehrlich-Institut berichtet.
Was kann bislang festgehalten werden?
In der Studie konnte nachgewiesen werden, dass Cathelicidine den Zelltod in Leishmanien induzieren. Die vermehrte Cathelicidin-Produktion erfolge über den Signalweg des Camp-Gens. Das Camp-Gen wird durch Vitamin D aktiviert. Fehlte Cathelicidin, so überlebten mehr Leishmanien und die Infektion verlief schwerer.
Bislang keine Allgemeingültigkeit
Ob Vitamin D allgemein an Abwehrprozessen im Körper beteiligt ist, ob eine zusätzliche Gabe von Vitamin D Heilungsprozesse unterstützen kann oder ob Sonnenlichtexposition sich positiv bei der Bekämpfung bestimmter Hautkrankheiten auswirkt, muss den Forschenden zufolge in weiteren Studien geklärt werden. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Crauwels P, Bank E, Walbers B, u,a,; Cathelicidin mediated elimination of Leishmania in human host macrophages, Frontiers Immunology, 2019, frontiersin.org
- Paul-Erhrlich-Institut: Vitamin D und die Tropenkrankheit Leishmaniose – neue Erkenntnisse zur Immunabwehr des Parasiten (Abruf: 25.11.2019), pei.de
- M. Peric, S. Koglin, T. Ruzicka, u.a.: Cathelicidine: multifunktionelle Abwehrmoleküle der Haut Cathelicidins: multifunctional defense molecules of the skin, Dermatologie, Immunologie, 2009, thieme-connect.com
Wichtiger Hinweis:
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