Gesünder altern durch Omega 3 und Vitamin D?
Autoimmunerkrankungen wie rheumatoide Arthritis, Polymyalgia rheumatica, autoimmune Schilddrüsenerkrankungen und Psoriasis (Schuppenflechte) gehören zu den weit verbreiteten Beschwerden bei älteren Menschen. Die Behandlungsmöglichkeiten bei diesen Krankheiten sind begrenzt. Die Ergebnisse einer aktuelle Studie legen nun nahe, dass eine Einnahme von Vitamin-D- und Omega-3-Ergänzungsmitteln vor der Entwicklung solcher Erkrankungen schützen kann.
Forschende des Brigham and Women’s Hospital in Boston, Massachusetts und der Harvard T.H. Chan School of Public Health in den USA haben untersucht, ob die Einnahme von Vitamin-D- und/oder Omega-3-Präparaten die Entwicklung von Autoimmunerkrankungen beeinflusst. Dabei stellte sich unter anderem heraus, dass eine Vitamin-D-Supplementierung über fünf Jahre mit einer deutlich verringerten Rate an Neuerkrankungen verbunden war im Vergleich zu einer Placebo-Einnahme. Die Ergebnisse wurden kürzlich im renommierten Fachjournal „BMJ“ vorgestellt.
Einnahme von Ergänzungsmitteln fünf Jahre lang überwacht
Die Einnahme von Vitamin-D- und Omega-3-Ergänzungsmitteln scheint das Risiko für die Entstehung von Alzheimer und Autoimmunerkrankungen zu senken. Dies zeigten die Forschenden in der groß angelegten VITAL-Studie, bei der die Einnahme von Ergänzungsmitteln oder Placebos über fünf Jahre überwacht wurde. An der Studie nahmen 25.871 Probandinnen und Probanden im Alter ab 50 Jahren teil. Das Durchschnittsalter betrug 67,1 Jahre.
Die Teilnehmenden erhielten nach dem Zufallsprinzip entweder Vitamin D mit einem Zusatz von Omega-3-Fettsäuren, Vitamin D mit einem Placebo, Omega-3-Fettsäuren mit einem Placebo oder nur Placebo. Die Forschenden verglichen dann die Gruppen hinsichtlich des Risikos für die Entwicklung von Autoimmunerkrankungen.
„Angesichts der Vorteile von Vitamin D und Omega-3-Fettsäuren bei der Verringerung von Entzündungen waren wir besonders daran interessiert, ob sie vor Autoimmunkrankheiten schützen können“, hebt Studienleiterin JoAnn Manson hervor.
Ergebnisse der Untersuchung
Alle Autoimmunerkrankungen, die während der Studie auftraten, wurden dokumentiert und die Diagnose wurde durch die Arbeitsgruppe überprüft. In der Gruppe, die Vitamin-D-Präparate erhielt kam es zu 123 neuen Fällen von Autoimmunerkrankungen, während es in einer gleichgroßen Placebo-Gruppe zu 155 Neuerkrankungen kam. In der Omega-3-Gruppe kam es zu 130 neuen Autoimmunerkrankungen, während in der Kontrollgruppe 148 Personen eine Neuerkrankung entwickelten.
Die Arbeitsgruppe kommt zu dem Schluss, dass eine Vitamin-D-Supplementierung über fünf Jahre mit einer um 22 Prozent verringerten Rate an neuen Fällen von Autoimmunerkrankungen verbunden ist. Die fünfjährige Einnahme von Omega-3-Fettsäuren reduzierte die Rate der Neuerkrankungen um 15 Prozent.
Grundlage für neue Empfehlungen
„Es ist aufregend, diese neuen und positiven Ergebnisse für Vitamine und Nahrungsergänzungsmittel zur Vorbeugung potenziell hochgradig morbider Krankheiten zu haben“, betont Studienhauptautorin und Rheumatologie-Expertin Karen Costenbader vom Brigham and Women’s Hospital. Die Studie bietet ihr zufolge eine Beurteilungsgrundlage für Fachgesellschaften, die Empfehlungen in kommende Leitlinien einfließen lassen.
Für welche Personen wird die Einnahme empfohlen?
„Wenn meine Patienten, Kollegen oder Freunde mich jetzt fragen, welche Vitamine oder Nahrungsergänzungsmittel ich ihnen empfehlen würde, um das Risiko von Autoimmunerkrankungen zu verringern, habe ich neue evidenzbasierte Empfehlungen für Frauen ab 55 Jahren und Männer ab 50 Jahren“, hebt Costenbader hervor.
„Ich empfehle Vitamin D in einer Dosierung von 2000 IE pro Tag und Omega-3-Fettsäuren aus dem Meer (Fischöl) in einer Dosierung von 1000 mg pro Tag, wie sie in der VITAL-Studie verwendet werden“, berichtet die Medizinerin in einer Pressemitteilung zu den Studienergebnissen.
Erste Möglichkeit zur Prävention von Autoimmunerkrankungen?
„Bislang gab es keine bewährte Möglichkeit, Autoimmunerkrankungen vorzubeugen, und jetzt haben wir zum ersten Mal eine“, resümiert Studienerstautorin Jill Hahn. Die Forschenden geben zu bedenken, dass nur Menschen im Alter über 50 Jahren an der Studie beteiligt waren und dass sich die Ergebnisse womöglich nicht auf jüngere Personen übertragen lassen. Dies müsse in kommenden Studien erst untersucht werden. „Es wäre spannend, wenn wir die gleichen präventiven Wirkungen bei jüngeren Menschen nachweisen könnten“, kommentiert Hahn abschließend. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Hahn J. et al. “Vitamin D and Marine n-3 Fatty Acid Supplementation and Incident Autoimmune Disease in the VITAL Randomized Controlled Trial” BMJ DOI: 10.1136/bmj-2021-066452, bmj.com
- Brigham and Women's Hospital: Study finds vitamin D supplements with or without Omega-3s decreased risk of autoimmune diseases (veröffentlicht: 26.01.2022), eurekalert.org
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.