Gerade jetzt während den eher dunkleren Monaten machen sich viele Menschen Sorgen wegen ihrer möglicherweise unzureichenden Vitamin-D-Versorgung. Manche greifen daher zu Nahrungsergänzungsmitteln. Doch ist die Einnahme solcher Präparate wirklich sinnvoll?
Der größte Teil des benötigten Vitamin D produziert der menschliche Körper selber in der Haut mit Hilfe des ultravioletten Anteils (UV) der Sonnenstrahlung. Da im Herbst und Winter die Sonne weniger scheint, greifen manche Menschen zu Nahrungsergänzungsmitteln, um die Vitamin-D-Versorgung sicherzustellen. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) erläutert in einem Beitrag (PDF), für wen dies sinnvoll sein kann.
Sonneneinstrahlung reicht im Winter nicht aus
Wie die Fachleute schreiben, spielt Vitamin D eine wichtige Rolle beim Calcium- und Phosphatstoffwechsel und damit für die Entwicklung und Erhaltung gesunder Knochen. Des Weiteren stärkt es die Muskelkraft und trägt zu einem gut funktionierenden Immunsystem bei. Eine ausreichende Versorgung mit diesem Vitamin ist daher wichtig.
Vitamin D kann unter dem Einfluss von Sonnenlicht in der menschlichen Haut gebildet werden. Bei ausreichender Sonnenlichtbestrahlung trägt die körpereigene Bildung etwa zu 80 bis 90 Prozent zur Vitamin-D-Versorgung bei.
Die Sonneneinstrahlung reicht allerdings hierzulande im Herbst und Winter nicht aus, um genügend Vitamin D über die Haut zu bilden. Brauchen wir also zumindest in der dunklen Jahreszeit Nahrungsergänzungsmittel mit Vitamin D?
Vitamin D wird gespeichert
Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten. Unser Körper speichert Vitamin D im Fett und Muskelgewebe. Durch körperliche Aktivität kann das Vitamin aus diesen Speichern freigesetzt werden und im Winter zur Vitamin-D-Versorgung beitragen.
Ausreichender Aufenthalt im Freien mit genügender Sonnenbestrahlung der Haut, körperliche Bewegung und Aktivität sowie eine ausgewogene Ernährung mit bestenfalls zwei Mal wöchentlich fettem Fisch (beispielsweise Lachs oder Hering) sorgen in der Regel für eine gute Vitamin-D-Versorgung des Körpers.
Wie das BfR erklärt, liegt eine gute Versorgung bei Serumwerten ab 50 Nanomol pro Liter vor, entsprechend 20 Nanogramm pro Milliliter.
Allerdings werden nicht immer ausreichende Vitamin-D-Spiegel durch die körpereigene Bildung erreicht, unter anderem hängt dies neben der Sonneneinstrahlung auch vom Alter sowie vom Hauttyp ab.
Deswegen kann eine zusätzliche Aufnahme von Vitamin D für bestimmte Risikogruppen, insbesondere in den Wintermonaten, sinnvoll sein.
Risikogruppen für eine unzureichende Vitamin-D-Versorgung
Zu den Risikogruppen für eine unzureichende Vitamin-D-Versorgung gehören laut dem BfR Personen, die sich kaum oder gar nicht im Freien aufhalten (können) oder – etwa aus kulturellen oder religiösen Gründen – nur mit gänzlich bedecktem Körper nach draußen gehen.
Zudem zählen Menschen mit einer dunklen Hautfarbe zu den Risikogruppen, weil sie durch den hohen Gehalt des Hautpigments Melanin weniger Vitamin D bilden können als Menschen mit heller Haut.
Eine weitere wichtige Risikogruppe können ältere Personen sein, da die Vitamin-D-Bildung im Alter deutlich abnimmt. In der älteren Bevölkerung gibt es zusätzlich häufig bewegungseingeschränkte, chronisch kranke und pflegebedürftige Menschen, die sich kaum oder gar nicht im Freien bewegen (können).
Keine generelle Empfehlung
Demgegenüber haben jedoch Personen mit einem angemessenen Vitamin-D-Spiegel im Blut großen klinischen Studien zufolge keinen Zusatznutzen durch die Einnahme von Vitamin D.
Menschen mit adäquatem Status, die in diesen Studien noch zusätzliches Vitamin D erhielten, waren nicht weniger häufig von zum Beispiel Krebs, Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Knochenbrüchen sowie Stürzen betroffen als Personen, die kein Vitamin-D-Präparat erhielten.
Eine generelle Empfehlung zur Vitamin-D-Supplementierung zur Vorbeugung von Krankheiten ist auf Basis der derzeit vorhandenen wissenschaftlichen Daten also nicht begründbar. Ein Vitamin-D-Mangel sollte aber unbedingt vermieden werden.
Bei höheren Dosierungen ärztlichen Rat holen
Wer Vitamin D ergänzen möchte, sollte laut dem BfR auf Nahrungsergänzungsmittel mit bis zu 20 µg Vitamin D (800 Internationale Einheiten) pro Tag zurückgreifen, da diese Dosis auch bei einer langfristigen Einnahme und unter Berücksichtigung weiterer Vitamin-D-Quellen (beispielsweise angereicherte Lebensmittel) nicht mit gesundheitlich bedenklichen Effekten verbunden ist.
Mit dieser Dosis lässt sich ganz ohne Sonnenbestrahlung der Haut im Allgemeinen eine adäquate Vitamin-D-Serumkonzentration von 50 nmol/L (20 ng/ml) erreichen.
Die Einnahme hochdosierter Vitamin-D-Präparate sollte jedoch nur unter ärztlicher Kontrolle erfolgen.
Zu hohen Dosen bergen gesundheitliche Risiken
In verschiedenen Studien wurde bei täglicher Gabe von zusätzlich 100 µg (4.000 IE) Vitamin D über längere Zeit im Vergleich zur Kontrolle eine stärkere Abnahme der Knochendichte bei älteren Frauen, eine Erhöhung des Sturzrisikos sowie eine Verschlechterung der Herzfunktion bei herzkranken Menschen beobachtet.
Nach Aufnahme exzessiv hoher Dosen wurde in Fallberichten über Vitamin-D-Vergiftungen bei Kindern und Erwachsenen berichtet, die intensivmedizinisch behandelt werden mussten und in einem Fall sogar zu einem irreversiblen dialysepflichtigen Nierenschaden führte.
Hochdosierte Nahrungsergänzungsmittel mit einer Vitamin-D-Dosis ab 4.000 Internationalen Einheiten (100 µg) pro Tagesverzehrempfehlung haben bei zusätzlicher langfristiger Einnahme das Potential, gesundheitlich bedenkliche Gesamtaufnahmemengen an Vitamin D zu verursachen, warnt das BfR. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Bundesinstitut für Risikobewertung: Nahrungsergänzungsmittel mit Vitamin D – sinnvoll oder überflüssig? (PDF), (Abruf: 05.11.2023), www.bfr.bund.de
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.