Vitamin E als Pille kann Knochen schädigen
07.03.2012
Vitamin E ist in vielen Nahrungsergänzungsmitteln enthalten. Doch nun schlagen japanische Forscher Alarm: Vitamin E soll die Knochen schädigen. Das ergaben Untersuchungen an Mäusen und Ratten. Inwieweit die Forschungsergebnisse auch auf den Menschen übertragbar sind, sollen weitere Studien zeigen.
Vitamin E ist beliebtes Nahrungsergänzungsmittel
Japanische Wissenschaftler warnen vor möglichen Gesundheitsrisiken durch die Einnahme von Vitamin E. Bisher stand Vitamin E in dem Ruf, zellschützend und gesundheitsfördend zu sein. Anhand von Versuchen mit Mäusen und Ratten kam nun heraus, dass die Tiere, die Vitamin E in ähnlicher Menge, wie sie in Nahrungsergänzungsmitteln zu finden sind, mit dem Futter erhielten, bereits nach acht Wochen, eine Reduzierung der Knochenmasse um 20 Prozent aufwiesen. Die Wissenschaftler warnen im Fachmagazin „Nature Medicine" davor, dass Vitamin E möglicherweise auch negative Auswirkungen auf die Gesundheit des Menschen haben könnte. „Vitamin E ist eines der beliebtesten Nahrungsergänzungsmittel, allein in den USA nehmen zehn Prozent aller Erwachsenen es täglich zu sich", berichten Koji Fujita von der Tokyo Medical and Dental University und seine Kollegen.
Vitamin E soll als Antioxidans zellschützend gegen aggressive, schädigende Moleküle wirken und damit Krankheiten vorbeugen und dem Altern entgegenwirken. Älteren Studien zufolge hatte es Hinweise gegeben, dass das im Körper in Form der chemischen Verbindung Alpha-Tocopherol vorliegende Vitamin E einen positiven Einfluss auf das Knochenwachstum hatte.
Osteoklasten sind für Knochenabbau verantwortlich
Diese Annahme haben die japanischen Wissenschaftler anhand von umfangreicheren kontrollierten Studien widerlegt. Die Untersuchungen zeigen, dass größere Mengen Vitamin E im Körper die Zerstörung von Knochen zur Folge haben. Dies konnte zum einen an Zellkulturen, aber auch bei Mäusen und Ratten nachgewiesen werden. Alpha-Tocopherol fördere demnach die Reifung von sogenannten Osteoklasten, die die Knochensubstanz abbauen. In einem gesunden Körper besteht ein ausgeglichenes Verhältnis von Osteoklasten und Osteoblasten, die wiederum für den Aufbau der Knochenmasse zuständig sind. Durch die Einnahme von Vitamin E würden vermehrt Osteoklasten entstehen und somit der Knochenabbau gefördert. „Das Alpha-Tocopherol erhöhte den Knochenabbau, indem es zusätzliche, reife Osteoklasten entstehen ließ", schreiben Fujita und seine Kollegen. Sie berichten weiter, dass Zellverschmelzungen, aus denen dann besonders große Osteoklasten entstehen, durch Vitamin E gefördert werden.
Andere Antioxidantien nicht betroffen
Grundsätzlich würden Antioxidantien, zu denen auch Vitamin E gehört, aber nicht den Knochenabbau begünstigen. Dies sei nur bei Vitamin E der Fall. „Mit Ausnahme des Alpha-Tocopherols förderte keines der anderen von uns getesteten Antioxidanzien eine verstärkte Produktion von knochenabbauenden Zellen", erläuterten die Forscher.
Keine andere chemische Form des Vitamin E oder das wasserlösliche Vitamin C hätten eine negative Wirkung auf die Knochen gezeigt. Anhand von Mäusen und Ratten wiesen die Forscher nach, dass die Einnahme von Vitamin E mit der Nahrung negative Auswirkungen hatte. „Die den Tieren verfütterte Dosis war vergleichbar der Menge, die üblicherweise in Nahrungsergänzungsmitteln enthalten sind", erklärten die Wissenschaftler. Es müsse unbedingt weiter in diesem Bereich geforscht werden, um herauszufinden, ob die Einnahme der gängigen Vitamin E-Präparate negative Folgen auf das menschliche Knochenwachstum habe. Laut der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit entsprechen 300 mg Alpha-Tocopherol der Menge, die täglich ohne gesundheitliche Risiken lebenslang zusich genommen werden kann.
Bei gesunder Ernährung sind keine Nahrungsergänzungsmittel notwendig
In den Industrieländern werden beinahe allen Fertiglebensmitteln Vitamine zugesetzt. Hinzu kommt ein reichhaltiges Angebot an Obst und Gemüse, so dass zusätzliche Vitaminpräparate bei gesunden Menschen völlig unnötig sind. Nur in bestimmten Lebenskonstellationen kann es ratsam sein, bestimmte Präparate auf Anraten des Arztes einzunehmen. Dazu zählen beispielsweise eine Schwangerschaft, die Stillzeit oder schwere chronische Krankheiten.
Das Angebot an gesunden vitaminreichen Lebensmitteln ist in Deutschland das ganze Jahr über sehr mannigfaltig. Verbraucher können sich durchgängig ohne Probleme mit genügend Vitaminen versorgen. Eine Überdosierung von Nahrungsergänzungsmitteln kann jedoch schädliche Folgen haben. Die Vitamine A,D,E und K sowie Beta Carotine reichern sich wegen ihrer fettlöslichen Beschaffenheit im Körper des Menschen an. Bisher gibt es jedoch keine europäische Richtlinie für gesetzliche Vorgaben der Höchstmengen in Vitaminprodukten. (ag)
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Bild: Juliane Drechsel / pixelio.de
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