Studie: Vitaminpräparate ließen die Lebenserwartung von älteren Frauen
13.10.2011
Die Arzneimittelindustrie wirbt mit künstlichen Vitaminpräparaten und Mineralstoffpillen, um angeblich die Gesundheit und Leistungsfähigkeit des Konsumenten zu steigern. Laut einer US-amerikanischen Studie bewirkt die regelmäßige Einnahme anscheinend genau das Gegenteil. Während einer Langzeitstudie stellte sich heraus, dass eine kontinuierliche Einnahme von vitaminreichen Nahrungsergänzungsmitteln die Lebenserwartung von älteren Frauen mindert.
In allen Variationen werden Vitaminpillen im Handel angeboten. Die Hersteller werben mit gesundheitlich positiven Wirkungsweisen. Statt der erhofften Lebensverlängerung wirken sich die künstlichen Pillen aber negativ auf die relative Lebenserwartung aus, wie ein Forscherteam in der Iowa Women’s Health Study berichten. Einzig die Kalzium-Tabletten konnten positive Wirkungseffekte erzielen, wie die Studienautoren schreiben.
Vitaminpillen verkürzten Lebenszeit
An einer Langzeitstudie nahmen insgesamt 38.000 Frauen teil. Alle Studienteilnehmerinnen waren zu Beginn der Forschungsarbeit vor 22 Jahren im Schnitt 62 Lebensjahre alt. Während der Laufzeit wurden die Probanden in gleichen Zeitabständen insgesamt drei mal zu ihrem Konsum von vitaminreichen Nahrungsergänzungsmitteln befragt. Per Fragebogen sollten die Frauen zu einzelnen Produktsorten und Einnahmedauer Antworten geben. Nach Ablauf des Beobachtungszeitraumes waren etwa 40 Prozent der Probanden verstorben. Die Forscher verglichen daraufhin die Sterberate mit der Einnahme der Vitaminpräparate und erkannten einen direkten Zusammenhang zur Letalität.
Bei der Auswertung unterschieden die Wissenschaftler Vitaminpillen und Mineralstoffpräparate mit der Einnahme-Intensivität. Das Ergebnis: Fast alle Vitamin- und Mineralstoffpräparate führten zu einem höheren Sterberisiko der Frauen. Bei den Multivitamin-Mitteln lag die Sterbequote 2,4 Prozent höher, als bei denjenigen, die diese Pillen nicht verzehrten. Bei Vitamin B6 und Eisen war sie rund 4 Prozent höher, bei der Folsäure lag die Sterberate sogar um knapp 6,0 Prozent höher als im Vergleich. Die einzige Ausnahme bildeten die Kalzium-Tabletten. Hier konnte das Forscherteam ein um 3,8 Prozent niedrigeres Sterberisiko ausmachen.
Ergebnisse sind ein grober Hinweis
Die Studienergebnisse sind jedoch nur ein grober Hinweis darauf, dass der Konsum von künstlich hergestellten Vitaminen den menschlichen Organismus schaden, wie die Forscher betonten. Denn bei der Studie wurden andere Risikofaktoren wie der gesundheitliche Zustand nicht mit eingerechnet. Bereits frühere Forschungen hatten aber gezeigt, dass die Einnahme von Vitaminen auf künstlicher Basis der Gesundheit eher schaden.
Ausreichende Vitaminzufuhr gewährleistet
In der westlichen Welt werden beinahe in allen möglichen Fertiglebensmitteln Vitamine zugefügt. Zusätzlich ist das Angebot an Obst und Gemüse reichhaltig, so dass zusätzliche Vitaminarzneien bei gesunden Menschen völlig überflüssig sind. Ernähren sich Menschen ausgewogen und vollwertig, sind Zusatzpillen unnötig. Nur in bestimmten Lebenskonstellationen kann es von Nöten sein, bestimmte Präparate auf Anraten des Arztes einzunehmen. Zu diesen Lebenssituationen gehört beispielsweise eine Schwangerschaft, die Stillzeit oder schwere chronische Krankheiten. "Das ist definitiv nicht nötig", sagt auch die Ernährungswissenschaftlerin Isabelle Keller von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE). Das Angebot an gesunden Lebensmitteln ist in Deutschland das ganze Jahr über mannigfaltig groß. Konsumenten haben die Möglichkeit, sich das ganze Jahr „problemlos mit genügend Vitaminen zu versorgen.“ Eine Überdosierung von Nahrungsergänzungsmitteln kann schädliche Folgen nach sich ziehen. Die Vitamine A,D,E und K sowie Beta Carotine reichern sich aufgrund ihrer fettlöslichen Beschaffenheit im Körper an. Eine europäische Richtlinie für gesetzliche Vorgaben der Höchstmengen in Vitaminprodukten gibt es nicht. Für die Ernährungsexpertin ist dies eine „Grauzone“. Wer sich gesund halten will, kann sich genügend Vitaminlieferanten in natürlicher Form zu beschaffen. Ein Teller Obst bringt mehr als 100 Pillen und schmeckt zudem viel besser. (sb)
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