Gegen Rückenschmerzen: Bewegung als erste Therapie
Rückenschmerzen sind in Deutschland längst zu einer Volkskrankheit geworden. Auch immer mehr jüngere Menschen sind betroffen. Häufig sind die Beschwerden auf mangelnde oder falsche Bewegung zurückzuführen. Gesundheitsexperten raten Betroffenen daher meist, sich bei Schmerzen nicht übermäßig zu schonen, sondern sich vielmehr zu bewegen.
Rückenleiden sind meist muskulär bedingt
In Deutschland gibt es immer mehr Behandlungen wegen Rückenleiden. Zwar können Kreuzschmerzen in manchen Fällen auch psychische Ursachen haben, doch Gesundheitsexperten zufolge sind über 80 Prozent der Rückenleiden muskulär bedingt. Dies ist unter anderem auf den weit verbreiteten Bewegungsmangel zurückzuführen. Fachleute raten, sich bei Rückenschmerzen nicht zu sehr zu schonen, sondern regelmäßig zu bewegen. Regelmäßige Bewegung kann auch zur Vorbeugung der Beschwerden beitragen.
Viele junge Menschen betroffen
Eine aktuelle Analyse der Barmer Krankenkasse zeigt, dass Rückenschmerzen oft schon in jungen Jahren beginnen.
So wurden im Jahr 2017 bundesweit bei mehr als 600.000 jungen Frauen zwischen 15 und 24 Jahren Rückenschmerzen diagnostiziert, bei jungen Männern gleichen Alters waren es knapp 500.000. Damit sind bei Frauen 14,6 und bei Männern fast elf Prozent betroffen.
„Rückenschmerzen beginnen früh, weil sich schon junge Menschen offensichtlich zu wenig bewegen. Mehr Bewegung ins Leben zu bringen, schützt in jedem Alter vor Schmerzen im Rücken“, erklärt Klaus Möhlendick, Sportwissenschaftler bei der Barmer in einer Mitteilung.
Mit steigendem Alter werde das Problem Rückenschmerz aber immer größer. In der Altersgruppe zwischen 40 und 64 Jahren seien bei den Frauen bereits 36,1 Prozent von Schmerzen im Rücken betroffen, das entspreche rund 5,3 Millionen Kreuzschmerzgeplagten.
Bei den Männern gleichen Alters entsprächen 4,3 Millionen Betroffene 29,1 Prozent. In beiden Fällen seien Rückenschmerzen damit die zweithäufigste Diagnose.
Bewegung in den Alltag einbauen
Möhlendick macht die Ursache für zunehmende Rückenprobleme im Alltag der Menschen aus:
„Wir haben uns zu sehr daran gewöhnt, zu sitzen. Deshalb ist es umso wichtiger, sich regelmäßig zu bewegen. Im Alltag gibt es dazu viele Möglichkeiten“, sagt der Experte.
Treppen steigen, Fahrrad statt Auto nutzen, kleine Spaziergänge, aktive Pausen im Büro seien einige wenige Beispiele. Selbst auf den ersten Blick komisch wirkende Übungen würden die Muskulatur quasi nebenbei stärken.
„Zähneputzen im Einbeinstand trainiert nicht nur den Gleichgewichtssinn, sondern stärkt auch die gesamte Körperspannung“, so Möhlendick.
Jeder muss etwas Passendes für sich finden
Auch Prof. Ulrich Smolenski, Leiter des Instituts für Physiotherapie am Universitätsklinikum Jena, rät bei Rückenschmerzen zu Bewegung.
„Bewegung ist eigentlich immer die erste Therapie“, so der Experte in einer Mitteilung des Klinikums.
Aber: „Manchmal ist es notwendig, eine akute Schmerzsituation mit Medikamenten oder Physiotherapie zu durchbrechen“, erläutert Smolenski.
„Diese sollten über einen kurzen Zeitraum sehr konsequent und richtig dosiert eingesetzt werden. Danach sollte der Patienten aber wieder anfangen, sich zu bewegen.“
Der Fachmann weiter: „Bewegung muss Spaß machen. Das ist wichtig. Wir sollten nicht eine Therapie glorifizieren, sondern viel mehr die Freude an der Bewegung generell vermitteln. Jeder muss für sich etwas Passendes finden und dies in vernünftigem Maß betreiben.“
Denn: „Wer immer am Schreibtisch sitzt und dann plötzlich Bungeespringen möchte, tut seinem Körper nichts Gutes. Sinnvoll ist eine Mischung aus Kraft- und dynamischen Übungen.“ (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.