Trotz Gefahr von Resistenzen: Antibiotika bei Erkältungskrankheiten
Eine Erkältung verläuft in der Regel ohne größere Probleme und heilt meist innerhalb weniger Tage aus, wenn man sich ausruht und die richtigen Mittel verwendet. Allerdings bekommen viele Patienten bei Erkältungskrankheiten Antibiotika verschrieben, obwohl solche Medikamente nicht gegen Viren wirken.
Vier von zehn Beschäftigten wegen Erkältung krankgeschrieben
Schnupfen, Husten, Kopfschmerzen: Erkältungskrankheiten legen die Menschen in Deutschland oft flach. Laut dem aktuellen Gesundheitsreport der Techniker Krankenkasse (TK) wurden im Jahr 2015 statistisch gesehen durchschnittlich fast vier von zehn Beschäftigten, die bei der TK versichert sind, wegen einer Erkältung von ihrem Arzt krankgeschrieben.
Antibiotika wirken nicht gegen Viren
Um die typischen Beschwerden wie Heiserkeit, Schnupfen oder Halsschmerzen zu lindern, wird oft schnell zu Medikamenten gegriffen. Laut dem Report bekommt jeder Fünfte (20,5 Prozent), der erkältungsbedingt ein bis drei Tage krankgeschrieben ist, Antibiotika verschrieben. Vier Jahre zuvor, im Jahr 2011, war es sogar noch fast jeder Dritte (28,8 Prozent). Doch Antibiotika wirken nur gegen Bakterien, nicht aber gegen Viren.
Erkältungskrankheiten selbst behandeln
Einen grippalen Infekt, die „einfache“ Erkältung kann man sich mehrfach im Jahr einfangen. Die Symptome beginnen langsam und flauen nach ein paar Tagen wieder ab. Dies ist ein bekannter Unterschied zwischen Erkältung und Grippe. Letztere tritt ganz plötzlich auf.
Zur Selbstbehandlung bei Grippe und Erkältungskrankheiten ist es unter anderem wichtig, viel zu trinken und sich auszuruhen. Zudem gibt es viele Hausmittel, die gegen Erkältungen helfen.
Medikamente tragen nur bedingt zu einer schnelleren Genesung bei. Und Antibiotika machen laut Experten weder bei Erkältungen noch bei Grippe einen Sinn, da sie nicht gegen Viren wirken. Hier gilt höchstens eine Ausnahme, wenn Betroffene sich zusätzlich zu den Viren eine bakterielle Infektion eingefangen haben.
Verordnungsrückgang wegen Diskussion um Resistenzen
Wie es in einer Mitteilung der TK heißt, hat möglicherweise die Diskussion um Antibiotikaresistenzen für den leichten Verordnungsrückgang gesorgt. Gezielt eingesetzt sind solche Präparate zwar eines der wichtigsten und effektivsten Mittel im Kampf gegen bakterielle Infektionen, andererseits führt ein falscher Einsatz genau zum gegenteiligen Effekt. Es können sich multiresistente Erreger bilden. Resistenzen sind mittlerweile sehr weit verbreitet.
Trotzdem werden Antibiotika oftmals nur auf Verdacht verordnet, wie mehrere Landesverbände der deutschen Betriebskrankenkassen (BKK) im Sommer berichteten.
Die Bundesregierung hat vor kurzem ihre Deutsche Antibiotika-Resistenz-Strategie (DART 2020) bekannt gegeben. Patienten können aber auch selbst viel dafür tun, um sich zu schützen und zu verhindern, dass sich multiresistente Erreger weiter ausbreiten.
So erläuterte Hardy Müller vom Wissenschaftlichen Institut der TK (WINEG): „Im Krankenhaus ist beispielsweise die wirksamste Methode zur Prävention die konsequente Händedesinfektion.“ (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.