Schlafstörungen werden nicht durch Vollmond bedingt
19.06.2014
Viele Menschen haben das Gefühl, bei Vollmond deutlich schlechter zu schlafen. Doch „im Gegensatz zu früheren Studien konnten Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München nun keinen Zusammenhang zwischen dem menschlichen Schlaf und den Mondphasen finden“, so die aktuelle Pressemitteilung des Instituts.
„Seit Jahrhunderten glauben die Menschen, dass ihre Gesundheit oder ihr Verhalten durch den Mond beeinflusst werden“, berichtet das Max-Planck-Institut. Im Volksglauben habe sich bis heute vor allem die Überzeugung gehalten, dass Schlafstörungen in Vollmondnächten vermehrt auftreten. Die Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts haben daher die Schlafdaten von 1.265 Probanden aus 2.097 Nächten auf Zusammenhänge zwischen den Mondphasen und dem Schlaf hin überprüft. Doch konnten die Forscher laut Aussage von Martin Dresler, Neurowissenschaftler am Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München und am Donders Institute for Brain, Cognition and Behaviour in Nijmegen (Niederlande), „keinen statistisch belegbaren Zusammenhang zwischen menschlichem Schlaf und den Mondphasen aufzeigen.“
Frühere Studien zeigten verkürzte Schlafdauer bei Vollmond
Zahlreiche Studien haben in der Vergangenheit bereits mögliche Zusammenhänge zwischen dem Schlafverhalten und dem Einfluss des Mondes untersucht. „Allerdings wurden die Auswirkungen auf den Schlaf selten mit objektiven Methoden, wie zum Beispiel dem Schlaf-EEG, untersucht und die Ergebnisse waren sehr unterschiedlich“, erläutern die Forscher des Max-Planck-Instituts. So hätten die Mondphasen in manchen Studien besonderen Einfluss auf den Schlaf von Frauen, in anderen wiederum besonderen Einfluss den Schlaf von Männer gezeigt. Bei zwei Analysen mit jeweils 30 bis 50 Teilnehmern aus den Jahren 2013 und 2014 sei übereinstimmend eine verkürzte Schlafdauer in Vollmondnächten festgestellt worden. Allerdings hätten sie bei anderen Messungen zu kontroversen Ergebnissen geführt. So sei in der einen Studie ein verzögertes Einsetzen der REM-Schlafphase bei Neumond und in der anderen eine verzögerte REM-Schlafphase bei Vollmondnächten zu verzeichnen gewesen.
Studien mit positive Befund überrepräsentiert
Zur Vermeidung von Zufallsbefunde, wie sie in solchen Studien mit geringer Teilnehmerzahl möglich sind, haben die Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts nun anhand einer wesentlich größeren Stichprobe überprüft, welchen Einfluss der Mond auf den Schlaf hat. Die Auswertung der großen Anzahl von Daten habe dabei die früheren Ergebnisse aus anderen Studien nicht bestätigt, betonte Martin Dresler. Während der Recherchen sind die Forscher nach eigenen Angaben zudem auf weitere Studienergebnisse gestoßen, die ebenfalls keinen Einfluss des Mondes auf den Schlaf feststellen konnten. Die Analysen von über 20.000 Schlafnächten seien nicht veröffentlicht worden, wodurch „Studien mit positivem Befund bislang in der wissenschaftlichen Literatur überrepräsentiert“ waren, berichtet das Max-Planck-Institut.
Fragwürdige Veröffentlichungspraxis
Die Forscher des Max-Planck-Institut kommen zu dem Schluss, dass die hohe Anzahl der unveröffentlichten Studienergebnisse ein Beispiel für eine verzerrte Veröffentlichungspraxis sein könnte. Dieses auch als „Schubladenproblem“ bekannte Phänomen habe zur Folge, dass von den vielen durchgeführten Untersuchungen etliche in der Schublade der Forscher verbleiben, weil tendenziell nur positive oder signifikante Ergebnisse veröffentlicht werden. Negative oder unschlüssige Studienergebnisse erreichen demnach oftmals nicht die Öffentlichkeit. Dies sei „ein viel diskutiertes Problem in der Wissenschaft, Medizin und Pharmazie“, berichtet das Max-Planck-Institut. (fp)
Bild: Uwe Wagschal / pixelio.de
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