Vor Lachen in die Hose machen? Was gegen Lach-Inkontinenz hilft
„Ich mache mir gleich vor Lachen in die Hose!“, umschreibt eigentlich einen ausgelassenen Zustand. Doch wenn das Sprichwort buchstäblich in die Hose geht, vergeht einem das Lachen ziemlich schnell. Unter Lachkontinenz verstehen Experten jedoch nicht den ein oder anderen Tropfen, den man vor Lachen nicht halten kann, sondern das vollständige Entleeren der Blase. Oftmals sind Mädchen vor der Pubertät betroffen, aber auch Erwachsene leiden unter der sogenannten Giggle-Inkontinenz.
Lach-Inkontinenz ist eine Sonderform der überaktiven Blase. „Bei erkrankten Kindern sind die Steuermechanismen der Blasenkontrolle noch nicht vollständig ausgereift“, erklärt Dr. Reinhold Schaefer, Urologe und Geschäftsführer des Ärztenetzwerks Uro-GmbH Nordrhein. „Die Blase ist daher noch so unkontrollierbar wie bei Kleinkindern.“
Wie es zu dieser Lach-Inkontinenz kommt, konnten Experten bisher noch nicht klären. Es gibt Studien, die zeigen, dass sich oft mehrere Fälle innerhalb einer Familie häufen, sodass genetische Ursachen naheliegen. Meist tritt die Erkrankung bei Mädchen zwischen acht und zwölf Jahren auf und verschwindet nach der Pubertät von selbst wieder, manchmal aber bleibt sie ein unliebsamer Begleiter.
Der Gang zum Urologen ist für Kinder und Erwachsene gleichermaßen unverzichtbar. Denn die Folgen für die psychische Gesundheit wiegen schwer: Neben eigenen Schamgefühlen verbunden mit einem geringen Selbstwertgefühl, verstärken bei Kindern Altersgenossen das Leid oft durch massive Hänseleien. Eine Therapie-Möglichkeit bietet beispielsweise gezieltes Training, um die Beckenbodenmuskulatur zu stärken.
Dr. Schaefer verdeutlicht: „Gerade Mädchen in diesem Alter entwickeln so das erste Mal überhaupt ein Bewusstsein für ihre Beckenbodenmuskulatur und lernen, diese gezielt anzuspannen.“ Lindert diese Maßnahme Beschwerden nicht ausreichend, helfen Medikamente ergänzend. In manchen – wenn auch nur seltenen – Fällen überdauert die Erkrankung auch die Pubertät. Urodynamische Messungen geben dann mithilfe von Drucksonden und Elektroden Aufschluss über die Funktionsweise der Harnblase, um andere organische Ursachen auszuschließen. „Behandlungen gestalten sich – aufgrund der noch nicht ausreichenden wissenschaftlichen Datenlage –individuell. In einigen Fällen erzielten Urologen sehr gute Erfolge durch eine Botoxinjektion in den Blasenmuskel“, schließt Dr. Schaefer. (sb, pm)
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