Patienten sollten sich vor eine geplanten OP immer nach der Notwendigkeit des Eingriffs erkundigen
11.07.2014
Wenn ein Arzt zu einer Operation rät, sollten sich Patienten immer nach deren Notwendigkeit erkundigen. Denn nach Experteneinschätzung werden viele operative Eingriffe in Deutschland durchgeführt, ohne dass dies aus medizinischer Sicht geboten ist. Häufig beraten Ärzte ihre Patienten auch nicht über alternative Behandlungsmethoden, die meist schonender sind. Regina Behrendt, Gesundheitsexpertin von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, rät im Gespräch mit der Nachrichtenagentur „dpa“ dazu, sich bei Unsicherheiten eine Zweitmeinung einzuholen.
Operationen sind häufig nicht die einzige Behandlungsmöglichkeit
Vor einer planbaren OP sollten sich Patienten genau informieren. „Fragen Sie, welche Chancen und welche Risiken damit einhergehen", so die Empfehlung der Expertin. Dabei sollten Patienten nicht nur über die unmittelbar mit dem Eingriff verbundenen Folgen informiert werden, sondern auch über die langfristige Wirkung wie beispielsweise nach dem Einsatz eines künstlichen Gelenks. Der Arzt sei gesetzlich verpflichtet, seiner Aufklärungs- und Informationspflicht gegenüber seinem Patienten nachzukommen. „Das muss immer im persönlichen Gespräch stattfinden." Es reiche nicht aus, dem Patient eine schriftliche Information zu überreichen. „Und das Gespräch ist erst beendet, wenn ich als Patient keine Fragen mehr habe", so Behrendt.
Betroffene sollten sich gut auf das Gespräch mit dem Arzt vorbereiten, beispielsweise, indem sie sich zuvor ihre Fragen notieren. So sei laut der Gesundheitsexpertin eine wichtige Frage an den Arzt: „Was passiert, wenn ich die Operation nicht durchführen lasse?" Behrendt rät zudem dazu, eine zweite ärztliche Meinung einzuholen, um sich mehr Gewissheit über die Notwendigkeit des Eingriffs zu verschaffen. „Manche Krankenkassen unterstützen das explizit mit einem Pool von Ärzten, die sich in dem Feld auskennen."
Neue Studie über Behandlungszahlen wirft Fragen über Notwendigkeit vieler Operationen auf
Die Zahl der vollstationären Behandlungen steigt in deutschen Kliniken jedes Jahr um rund 220.000 bis 340.000. Gleichzeitig bleibt die Bevölkerungsgröße nahezu konstant. Das fanden Hamburger und Berliner Forscher im Rahmen einer im gesetzlichen Auftrag erstellten Studie heraus. Demnach zählen Eingriffe an der Wirbelsäule, Schmerztherapien und Herzklappen-OPs zu den Therapien mit besonders hohen Steigerungsraten. Dieses Phänomen sei aber nicht allein auf die älter werdende Bevölkerung zurückzuführen, heißt es in der Studie.
Im internationalen Vergleich belegt Deutschland Platz zwei hinter dem Spitzenreiter Österreich bei den Behandlungen pro Einwohner in der OECD.
Bild: Martin Büdenbender / pixelio.de
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