Frauen haben nach der Menopause ein stark erhöhtes Risiko für Vorhofflimmern. Dabei gehören Stress und mangelnder Schlaf zu den wichtigsten Faktoren für dieses erhöhte Risiko.
In einer neuen Studie unter Beteiligung von Fachleuten der Vanderbilt University in den USA wurde untersucht, wie sich Stress und Schlaflosigkeit auf das Risiko für Vorhofflimmern bei Frauen nach der Menopause auswirken. Die Studienergebnisse können in dem „Journal of the American Heart Association“ (JAHA) nachgelesen werden.
Über 83.000 Fragebögen ausgewertet
Das Team wertete zur Analyse die Daten von mehr als 83.000 Fragebögen von Frauen der Women’s Health Initiative aus. Die Teilnehmerinnen, deren Fragebögen berücksichtigt wurden, waren im Alter von 50 bis 79 Jahren.
Die teilnehmenden Frauen wurden angewiesen, verschiedene Fragen in unterschiedlichen Kategorien zu beantworten. Diese umfassten beispielsweise belastende Ereignisse im Leben, das Gefühl von Optimismus, die soziale Unterstützung und Probleme mit dem Schlaf.
Dabei konzentrierten sich die Fragen zu belastenden Ereignissen im Leben beispielsweise auf den Verlust eines geliebten Menschen, Krankheiten, Scheidung, finanziellen Druck und häuslichen, verbalen, körperlichen oder sexuellen Missbrauch.
Bei den Fragen zu den Schlafgewohnheiten der Teilnehmerinnen lag der Fokus darauf, ob die Frauen Probleme beim Einschlafen hatten, mehrmals in der Nacht aufwachten und welche Qualität ihr Schlaf allgemein aufwies.
Vorhofflimmern durch Stress und Schlafmangel
Während der medizinischen Nachbeobachtungszeit von etwa zehn Jahren entwickelten insgesamt 25 Prozent der Teilnehmerinnen (23.954 Frauen) Vorhofflimmern. Dabei zeigte sich, dass Schlafstörungen mit einer deutlich erhöhten Wahrscheinlichkeit für Vorhofflimmern verbunden waren.
Außerdem stieg auch bei Stress aufgrund von belastenden Ereignissen im Leben das Risiko für Vorhofflimmern bei den teilnehmenden Frauen.
Wie entsteht der Zusammenhang?
„Vorhofflimmern ist eine Erkrankung des elektrischen Reizleitungssystems und anfällig für hormonelle Veränderungen, die auf Stress und schlechten Schlaf zurückzuführen sind“, erläutert Studienautorin Dr. Susan X. Zhao in einer Pressemitteilung.
Diese gemeinsamen Signalwege sind wahrscheinlich die Grundlage für den Zusammenhang zwischen Stress, Schlaflosigkeit und Vorhofflimmern, fügt die Medizinerin hinzu.
Stress häufig mit schlechtem Schlaf verbunden
Stressige Ergebnisse im Leben, schlechter Schlaf und psychische Belastungen wie Depressionen, Angstzustände oder das Gefühl einer generellen Überforderung seien häufig miteinander verbunden.
Ob sich diese Faktoren im Laufe der Jahre möglicherweise allmählich anhäufen und so das Risiko für Vorhofflimmern mit zunehmendem Alter der Frauen erhöhen, lasse sich allerdings schwer feststellen.
Vorhofflimmern trotz guter körperlicher Gesundheit
„In meiner Praxis für allgemeine Kardiologie sehe ich viele Frauen nach den Wechseljahren, die körperlich kerngesund sind, aber mit schlechtem Schlaf und negativen psychologischen Gefühlen oder Erfahrungen zu kämpfen haben“, so Dr. Zhao. Nun sei klar, dass auch diese Frauen einem erhöhten Risiko für Vorhofflimmern unterliegen.
Denn neben dem Alter, genetischen und anderen körperlichen Risikofaktoren können auch psychosoziale Faktoren eine wichtige Rolle bei der Entwicklung von Vorhofflimmern, ergänzt die Studienautorin. Dieses Risiko sollte keineswegs unterschätzt werden, denn bei Vorhofflimmern steigt auch das Risiko für Blutgerinnsel, Schlaganfälle, Herzversagen und andere kardiovaskuläre Komplikationen.
So ist es wichtig, Personen mit einem erhöhten Risiko für Vorhofflimmern früh zu identifizieren, um vorbeugende Maßnahmen zu ergreifen. Und bei bereits vorliegender Erkrankung sollte möglichst zeitnah eine entsprechende Behandlung eingeleitet werden. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Hilary A. Tindle, Joseph C. Larson, Nancy F. Woods, Michael H. Crawford, Valerie Hoover, et al.: Association Between Insomnia, Stress Events, and Other Psychosocial Factors and Incident Atrial Fibrillation in Postmenopausal Women: Insights From the Women's Health Initiative; in: Journal of the American Heart Association (veröffentlicht 30.08.2023), JAHA
- American Heart Association: Stress and insomnia linked to irregular heart rhythms after menopause (veröffentlicht 30.08.2023), AHA
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.