Spielerisches Lernen: Vorlesen gut für Familienbande
29.10.2014
Wenn Eltern ihren Kindern vorlesen, ist dies nicht nur hilfreich für die Sprachentwicklung des Nachwuchses, sondern dadurch wird auch der Zusammenhalt der Familie gestärkt. Dies geht aus einer neuen Studie hervor. Viele Eltern vernachlässigen dieses Ritual jedoch.
Vorlesen stärkt soziale Bindungen in der Familie
Wenn Kindern vorgelesen wird, bewirkt dies mehr, als bislang vermutet: So stärkt es neben Sprachkompetenz und Wortschatz auch die sozialen Bindungen in der Familie. Dies ist das zentrale Ergebnis der neuen Vorlesestudie 2014, die jetzt von der Stiftung Lesen in Berlin vorgestellt wurde. „Wenn in Familien vorgelesen wird, stößt das über die Geschichten hinaus oft Gespräche an“, sagte Studienleiterin Simone Ehmig gegenüber der Nachrichtenagentur dpa. Die Zuwendung die dabei erfolgt und die vertrauensvolle Stimmung laden demnach dazu ein, auch über schwierige Situationen oder Probleme zu reden.
Viele Eltern lesen ihren Kindern selten oder nie vor
Allerdings nutzen längst nicht alle Eltern diese Chance. Wie die jüngste Umfrage ergab, liest fast ein Drittel aller Mütter und Väter in Deutschland Kindern selten oder gar nicht vor. Mit 31 Prozent ist der Wert gegenüber dem Vorjahr (30 Prozent) nahezu unverändert. Ehmig betonte jedoch, dass die vielen Aufrufe und Programme zum Vorlesen in den vergangenen Jahren dennoch nicht vergeblich gewesen seien. So sei die Bereitschaft zum Vorlesen seit Beginn der Studien 2007 beispielsweise in bildungsfernen Familien und bei Vätern überproportional gewachsen. Über zwei Drittel der Eltern (69 Prozent) binden das Vorlesen mittlerweile gern und gezielt in ihren Alltag ein. Der Großteil von ihnen (41 Prozent) mehrmals pro Woche.
Vorlesen genießen Kinder und Eltern
Dies wünschen sich auch 70 Prozent der Kinder. Wie die Untersuchung ergab, verbinden die Kleinen damit nicht nur das Interesse an Geschichten, sondern auch den Wunsch nach Zeit, Nähe und der ungeteilten Aufmerksamkeit der Eltern. Von den befragten Eltern gaben zwei Drittel an, die Vorlese-Zeit zu genießen. Den Angaben der Forscher zufolge spielt dabei das Vorlese-Medium keine Rolle. So muss es nicht zwangsläufig das klassische Kinderbuch sein, sondern auch Tablet oder Computer sind geeignet. Die neue Technik wird dabei vor allem von den Vätern geschätzt. Auch wenn Eltern nicht in deutscher Sprache vorlesen, entfalten sich die positiven Wirkungen des Vorlesens in der Familie. Migranten wird von Wissenschaftlern geraten, ihren Kindern in der Sprache vorzulesen, in der sie sich selbst am wohlsten fühlen.
Sprachentwicklung macht früh enorme Fortschritte
Man kann damit auch gar nicht früh genug anfangen, wie manche Fachleute meinen. Die Sprachentwicklung macht allgemein ab dem dritten Lebensjahr gewaltige Fortschritte. Sind es bis zum zweiten Geburtstag im Durchschnitt 100 Wörter, die ein Kind spricht, so ist der Wortschatz zwei Jahre später bereits auf 2.000 Wörter angestiegen. Ungefähr zum vierten Geburtstag bilden einige Kinder schon mehrkettige Haupt- und Nebensätze. Insgesamt waren für die aktuelle Studie 250 Mütter und 250 Väter mit mindestens einem Kind im Vorlese-Alter zwischen zwei bis acht Jahren befragt worden. Wie die Stiftung mitteilte, sei die Gruppe repräsentativ für Familien mit Kindern im Vorlesealter. Bei der Vorlesestudie 2014 handelt es sich um ein Gemeinschaftsprojekt der Stiftung Lesen, der Wochenzeitung „Die Zeit“ und der Deutsche Bahn Stiftung. (ad)
Bild: Rolf Kühnast / pixelio.de
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