Angegammelte Morchel sind auch nach Erhitzen giftig
17.04.2013
Im Frühjahr treibt es viele Pilzsucher ins Freie. Beliebt sind vor allem Morcheln. Die leckeren Pilze können zum Salat, als Suppe oder Gemüsebeilage schmackhaft zubereitet werden. Schnell gerät dabei auch ein älteres Exemplar zwischen die frischen Morcheln. Experten warnen jedoch vor dem Verzehr von angegammelten Morcheln. Eine Pilzvergiftung kann zum neurologischen Vergiftungssyndrom führen.
Neurologisches Vergiftungssyndrom durch angegammelte Morcheln
Der Toxikologe Professor Siegmar Berndt von der Deutschen Gesellschaft für Mykologie (DGfM) rät Pilzsucher dringend dazu, ältere Morcheln auszusortieren und keinesfalls zu essen. Der Verzehr von den angegammelten Pilzen könne zum neurologischen Vergiftungssyndrom führen, dass sich durch Kreislaufprobleme, Unwohlsein, Zittern, Schwindel, Trunkenheitsgefühl und Darm- und Magenproblemen wie Übelkeit, Erbrechen und Durchfall bemerkbar mache. Bei Betroffenen könne es auch zu Unsicherheiten beim Gehen und Gehschwierigkeiten kommen. Beim Verdacht auf eine Vergiftung sollte der Giftnotruf kontaktiert werden.
Französische Forscher haben die neurologischen Vergiftungserscheinungen anhand von 300 Fällen aus 30 Jahren analysiert. Meist traten die Beschwerden zwölf Stunden nach der Mahlzeit auf. Das berichtete Berndt bei einem Treffen von Pilzsachverständigen in der Medizinischen Hochschule in Hannover. Nicht immer würden alle Symptome auftreten. Einige Patienten litten auch nur unter Magen-Darm-Beschwerden oder Schwindelgefühlen und Zittern mit Gehunsicherheiten.
Welche Stoffe, die Vergiftung verursachen, ist bislang noch unklar. Es werde vermutet, dass ein Neurotoxin zu den Vergiftungserscheinungen führe, das auch durch starke Hitze, wie sie beim Kochen oder Braten entstehe, nicht unschädlich gemacht werden könne, erläuterte Berndt. Dem Experten zufolge ist die Konzentration des Giftstoffs in den Fruchtkörpern der Morcheln wahrscheinlich eher gering. Deshalb komme es auch nur nach dem Verzehr einer größeren Portion verdorbener Morcheln zur Vergiftung. Dafür müssten „mindestens sechs große Morcheln“ verzehrt werden, so Brendt. Vermutlich bilde sich das Pilzgift vor allem in älteren Exemplaren. Deshalb rät der Experte dazu, nur frische und unverdorbene Morcheln zuzubereiten. Würden Pilze muffig riechen oder nicht mehr frisch aussehen, gehörten sich nicht mehr auf den Teller.
Unterschied zwischen Morchen und giftigen Lorcheln beachten
Pilzsucher finden Morcheln im Frühjahr vor allem gut versteckt in Auen- und Laubwäldern, wenn der Boden nicht zu sauer ist. Weitere Standorte für die beliebten Pilze können Brandstellen, Holzmulch oder Gebüsche sein. Morcheln sind an ihrem hellen hohen Stiel zu erkennen, auf dem ein rundlicher, wabenartig aussehender, beige-gelber bis bräunlicher Hut sitzt.
Es wird zwischen Spitz- und Speisemorchel unterschieden. Während die Fruchtkörper der Spitzmorchel im Flachland kurz nachdem der Schnee geschmolzen ist und im Hochland bis Anfang Juni erscheinen, liegt die Pilzsaison der Speisemorchel zwischen April und Juni.
Zu Verwechselungen mit anderen Pilzen kommt es hauptsächlich bei der giftigen Frühjahrslorchel, deren Hut jedoch keine kleinen Kammern auf der Oberfläche aufweist. Zudem wächst die Frühjahrslorchel vor allem auf sandigen Böden im Kiefernwald.
Morcheln in der Naturheilkunde
Die Naturheilkunde macht sich vor allem die Wirkung der chinesische Morchel (Mu-Err Pilz, Auricularia judae) zunutze, die bei vielen Zivilisationskrankheiten eingesetzt werden kann. In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) findet die Morchel beispielsweise als Heilpilz bei Arteriosklerose („Arterienverkalkung“) Anwendung. Sie soll regulierend auf den Kreislauf wirken und den Cholesterinspiegel senken. Weiterhin soll der Pilz eine blutgerinnungshemmenden Wirkung haben, die den Blutdruck positiv beeinflussen soll. Deshalb kann die chinesische Morchel bei der Prävention von Herzinfarkt, Schlaganfall und Durchblutungsstörungen eingesetzt werden. Darüber hinaus soll die chinesische Morchel positiv auf das Immunsystem wirken, indem sie zur Bildung von Immunzellen in der Milz beitragen soll. (sb)
Bild: Meinhard Siegmundt / pixelio.de
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