Studie: Viele Smartphone-Apps aus den Bereichen Medizin, Fitness und Ernährung taugen nichts
Insgesamt 379.000 Apps aus den Bereichen Medizin, Fitness und Ernährung haben Forscher der Uni-Klinik Freiburg im Auftrag der Techniker Krankenkasse (TK) gezählt. Viele von ihnen taugen nichts, so das Fazit der Wissenschaftler. Die TK will künftig verstärkt mit eigenen nützlichen Smartphone-Anwendungen zur Prävention von Krankheiten beitragen. „Die Zahlen zeigen, dass wir es beim Thema ‘Digitale Gesundheit’ nicht mit einer Modeerscheinung zu tun haben oder einem Trend, der nur eine Gruppe von wenigen, jungen Menschen bewegt“, betont TK-Vorstandschef Dr. Jens Baas in einem Statement zur Studie.
Smartphone-Apps zur Vorbeugung von Krankheiten nutzen?
Mittlerweile kennt sie fast jeder – und nicht wenige nutzen sie. Fitness-Apps erfreuen sich größter Beliebtheit. Die kleinen Anwendungen für das Smartphone erlauben, die eigene Leistung zu messen und sich mit anderen zu vergleichen. Einige Anbieter stellen ihren Nutzern mehr oder weniger individuelle Trainingspläne zur Verfügung. Wer vor dem Sommerurlaub ein paar Pfunde los werden will, hat zudem die Wahl zwischen unzähligen Ernährungs-Apps. Im Gesundheitsbereich reicht die Palette mittlerweile von Kopfschmerz-Apps über Schwangerschafts-Apps bis hin zu Diabetes-Apps. Sie alle versprechen, uns bei einer gesunden Lebensweise zu unterstützen.
Forscher haben nun im Auftrag der TK 379.000 Apps untersucht. Die Kasse will verstärkt auf eigene Anwendungen für Smartphones setzen. „Die Zeit ist reif, die digitale Versorgung massiv voranzutreiben”, so Baas. So könnten die Versicherten selbst ihre Gesundheits- und Fitnessdaten messen und die eigene Gesundheit zum Teil selbst in die Hand nehmen. Das könne der Prävention von Krankheiten dienen und Therapien unterstützen. „Als Techniker Krankenkasse haben wir ein hohes Interesse daran, selbst hochwertige Apps zu entwickeln und anzubieten, unterstützen aber auch die Entwicklung anderer und empfehlen diese weiter“, erläutert Baas weiter. „Denn gut gemachte Apps stärken den Patienten in seiner Eigenverantwortung, bieten leitliniengestützte Informationen (im Gegensatz zu „Dr. Google”) und bieten einen Mehrwert – idealerweise für den Versicherten, aber auch für seine Krankenkasse.“ Baas warnt in diesem Zusammenhang vor einem ungesunden Halbwissen aus dem Internet.
Insbesondere viele Ältere nutzen das Internet, um medizinische Informationen einzuholen. Laut einer TK-Umfrage schauen 28 Prozent der über 50-Jährigen nur noch im Netz nach. 75 Prozent der über 60-Jährigen informieren sich „vorwiegend” im Internet hinsichtlich der eigenen Gesundheit.
Gesundheits-Apps sammeln Daten
Die TK setzt auf seriöse Apps. So bietet die Kasse etwa eine Diabetes-App an, mit der man ein digitales Blutzucker-Tagebuch führen kann. „Der Nutzer kann seine Blutzuckermesswerte draht- und problemlos in sein Smartphone laden und erspart sich die Schreiberei, der Arzt erhält eine lesbare und weiterverwertbare Übersicht über den Krankheitsverlauf seines Diabetes-Patienten und wir als Krankenkasse schaffen einen echten Service-Mehrwert und erhoffen uns Diabetes-Patienten, die besser versorgt werden“, erläutert Baas. Der TK-Vorstandschef betont, dass die Kasse keinen Profit mit den Daten mache und auch kein kommerzielles Interesse daran habe. Bei anderen App-Anbietern könnte das anders sein.
Einige private Versicherer wie die Generali und Ergo wollen ihren Kunden anbieten, Gesundheits- und Fitnessdaten gegen einen finanziellen Bonus zu übermitteln. Kritiker befürchten jedoch, dass ein solches System zur Folge haben könnte, dass nur noch diejenigen günstig versichert werden, die ihre Daten offenlegen.
Auch die Co-Autorin der TK-Studie, Ursula Kramer, rät zur Vorsicht bei den Apps. „Wenn der App eine Datenschutzerklärung fehlt oder nicht klar ist, wie sich diese finanziert, ist man sicher gut beraten, nach einer Alternative zu schauen.” Man solle bei Gesundheits-Apps immer auf den medizinischen Nutzen, die Aktualität, den Anbieter sowie auf die Kontaktmöglichkeiten zu diesem achten.
Nach der TK-Umfrage wären ein Drittel der Befragten bereit, ihre selbst gemessenen Daten an die Krankenkasse weiterzugeben. Der Großteil (40 Prozent) ist jedoch dagegen. (ag)
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