Experten kritisieren Zunahme der Operationen mit Stents
25.07.2014
Bei verengten Blutgefäßen und Arterienverkalkung am Herzen gehört das Einsetzen von Stents zur Standardtherapie. Dem aktuellen Krankenhausbericht der Krankenkasse Barmer GEK zufolge könnte die Methode aber viel zu häufig angewendet werden. 2013 wurden demnach dreimal so viele Behandlungen mit Stents durchgeführt als noch im Jahr 2005.
Dreimal mehr Operationen mit Stents
Im vergangenen Jahr wurden Stents in 204.402 Fällen bei verengten Blutgefäße am Herzen eingesetzt. Patienten, die an sehr vielen Verengungen an ungünstigen Stellen leiden, benötigen aber meist nach wie vor einen Bypass. Dieser Eingriff ist jedoch wesentlich belastender für den Betroffenen, da der Brustkorb geöffnet werden muss. Die Zahl dieser Operationen sank seit 2005 um 24 Prozent auf 52.951 Fälle.
Es wird zwischen beschichteten und unbeschichteten Stents unterschieden. Früheren Studien zufolge sind Stents, die mit einem Medikament beschichtet sind, bei bestimmten Patientengruppen sehr erfolgsversprechend, denn sie senken die Wahrscheinlichkeit für die Notwendigkeit einer erneute Behandlung gegenüber anderen Methoden auf 3 bis 4 Prozent. Die Studien beziehen sich auf Untersuchungen, in denen die Patienten zwischen sechs und 60 Monate begleitet wurden.
Der Barmer GEK zufolge scheint dieser positive Effekt aber nicht immer in der Realität einzutreten. Aus dem Report der Kasse geht hervor, dass 4,6 Prozent der Versicherten mit Stent binnen eines Jahres erneut behandelt werden müssen. Nach fünf Jahren muss sich sogar jeder dritte Stent-Patient wieder einer Therapie unterziehen, bei Bypass-Patinten trifft das dagegen nur auf jeden Fünften zu.
Wie ist die Zunahme der Behandlungen mit Stents zu erklären?
„Beschichtete Stents dürften heute bei der Behandlung verengter Herzkranzgefäße den Standard darstellen. Wir fragen uns allerdings, ob sich dieser Zuwachs ausschließlich medizinisch begründen lässt oder der Preis die Menge der Eingriffe beeinflusst", erläutert Dr. Rolf-Ulrich Schlenker, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Barmer GEK. Der Einsatz eines Stents kostet etwa 5.500 Euro, eine Bypass-OP schlägt mit knapp 20.000 Euro zu buche. Den Studienautoren zufolge seien Stents für die Krankenhäuser recht günstig, so dass sich ihr Einsatz in der Menge lohnen könne.
Experten und Kassenvertreter fordern mehr Spezialisierung, so dass planbare Eingriffe, wie die Herz-OPs, auf besonders erfahrene Häuser konzentriert werden. So ist es bereits bei Bypass-Eingriffen, die nur in 70 darauf spezialisierte Kliniken der rund 2.000 Krankenhäuser angeboten werden. Derzeit böten aber mehr als 800 Häuser die schonenderen Verfahren zur Weitung der Herzgefäße an, schreiben die Studienautoren. Das seien eher zu viele.
Im Hinblick auf die anstehende Klinikreform, über die Bund, Länder und Koalitionsexperten unter Ausschluss der Öffentlichkeit seit Mai beraten, fordert Schlenker: „Wir plädieren vorrangig für eine neue Krankenhausbedarfsplanung, welche nicht Bettenkapazitäten einfach fortschreibt, sondern die regionale Versorgungssituation und eine qualitative Spezialisierung der Krankenhäuser fördert.“ (ag)
Bildnachweis: Martin Büdenbender / pixelio.de
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