Neue Studie zeigt: Mittel gegen Haarausfall kann impotent machen
Haarausfall ist ein weitverbreitetes Problem in der heutigen Gesellschaft. Vor allem kleine Männer bekommen oft frühzeitig eine Glatze, wie eine Untersuchung vor kurzem zeigte. Betroffene sollten trotzdem auf bestimmte Mittel gegen Haarausfall verzichten. Denn manche Produkte können jahrelang impotent machen, wie Forscher nun berichten.
Unerwünschte Begleiterscheinungen von Mitteln gegen Haarausfall
Bis zu 100 Haare verliert ein Mensch durchschnittlich jeden Tag. Wachsen diese nicht wieder nach, spricht man von permanentem Haarausfall. Zu den häufigsten Formen zählt dabei Kreisrunder Haarausfall (Alopecia areata). Männer sind häufiger betroffen als Frauen. Die Ursachen für Haarausfall sind vielfältig. So kann er unter anderem durch einen Eisenmangel oder eine Schilddrüsenüberfunktion hervorgerufen werden. Um den Haarausfall zu stoppen greifen Betroffene oft auf Mittel aus der Apotheke zurück. Manche dieser Produkte können jedoch impotent machen – und zwar noch nach Jahren, wie US-amerikanische Forscher herausgefunden haben.
Nebenwirkungen halten nach dem Absetzen der Medikamente an
In vielen Ländern sind Wissenschaftler auf der Suche nach neuen Therapien, die bei Haarausfall helfen sollen. Erst im vergangenen Jahr berichteten Forscher aus den USA über ein neues Mittel, das sich beim Nachwachsen von Kopfhaaren als sehr erfolgreich herausgestellt hat.
Andere Medikamente sind schon länger in Apotheken erhältlich. Diese haben jedoch oft enorme Nebenwirkungen. So etwa Finasterid, ein Mittel das in den Stoffwechsel der männlichen Sexualhormone eingreift.
Die möglichen Folgen: Erektionsstörungen, Libidoverlust und Ejakulationsstörungen. Diese können laut Beipackzettel sogar nach dem Absetzen des Mittels anhalten, berichtet „Spiegel Online“. Allerdings gibt es dort keine Information darüber, wie häufig diese Nebenwirkungen bestehen bleiben.
Ein Forscherteam hat nun untersucht, wie oft solche Probleme auftreten und wie stark die Dauer der Einnahme das Risiko beeinflusst. In der Untersuchung wurde neben Finasterid auch Dutasterid betrachtet. Das Medikament hat den gleichen Wirkmechanismus und wird meist Männern zur Behandlung einer Prostatavergrößerung verschrieben.
Daten von rund 12.000 Männern ausgewertet
Im Rahmen ihrer Studie haben die Forscher um Dr. Steven Belknap von der Northwestern University Feinberg School of Medicine in Chicago Daten von rund 12.000 Männern im Alter von 16 bis 89 Jahren ausgewertet, die einen der Wirkstoffe oder beide eingenommen haben und vorher nicht über sexuelle Probleme klagten.
Wie die Wissenschaftler im Fachmagazin „PeerJ“ berichten, wurde unter anderem der Gesundheitszustand der Probanden mit Männern verglichen, denen keines der Mittel verschrieben wurde. Außerdem wurde eine kurze Einnahmezeit einer langen gegenübergestellt.
Es zeigte sich, dass auf 17 Männer, die Finasterid oder Dutasterid einnahmen, im Vergleich zur Gruppe, die keines der Mittel nahm, ein zusätzlicher Fall von Impotenz kam.
Laut dem Nachrichtenmagazin kam selbst bei den Männern unter 42 Jahren, die eine vergleichsweise geringe Dosis Finasterid gegen Haarausfall einnahmen, auf 31 damit Therapierte ein zusätzlicher Fall von Impotenz.
Jahrelange sexuelle Probleme
Zwar verschwinden die Probleme in der Regel nach Absetzen der Mittel, doch nicht in allen Fällen. So hatten 167 von 11.909 Männern (1,4 Prozent) im Schnitt 1.348 Tage, also mehr als dreieinhalb Jahre, nach dem Absetzen der Medikamente damit zu kämpfen.
Den Angaben zufolge hatten Männer unter 42 Jahren, die Finasterid länger als 205 Tage einnahmen, ein fast fünfmal höheres Risiko, über längere Zeit impotent zu werden als jene, die das Mittel kürzer einnahmen. Bei ihnen hielt die Impotenz durchschnittlich 1.534 Tage nach dem Absetzen der Medikamente an.
In einer Mitteilung der Universität fasste Dr. Belknap zusammen: „Unsere Studie zeigt, dass es bei Männern, die Finasterid oder Dutasterid nehmen, zu einer anhaltenden erektilen Dysfunktion kommen kann, durch die sie auch nach dem Absetzen der Medikamente für Monate oder Jahre nicht in der Lage sind, eine normale Erektion zu haben.“
Laut den Forschern sollten Ärzte die neuen Erkenntnisse in ihre Erwägungen einbeziehen, wenn sie die Medikamente gegen Haarausfall oder eine Prostatavergrößerung verschreiben wollen.
Dr. Belknap und Kollegen wiesen schon in einer früheren Veröffentlichung im Fachmagazin „JAMA Dermatology“ darauf hin, dass bisherige Studien nicht ausreichend seien, die Sicherheit von Finasterid gegen Haarausfall zu belegen. (ad)
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Wichtiger Hinweis:
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