Laserstrahlen sollen Wachkoma-Patienten stimulieren
15.12.2013
Berliner Mediziner wollen mit Hilfe von Laserstrahlen Wachkoma-Patienten zu mehr Bewusstsein verhelfen. Eine erste Studie dazu wurde jetzt auf einem Kongress vorgestellt. Bei dem Verfahren gehe es um eine Zustandsverbesserung, nicht um Heilung. Die ersten Studienergebnisse seien "ein Hoffnungsschimmer", auch wenn es "nicht um Heilung, sondern um eine Verbesserung des Zustand" ginge.
Infrarotlaser ins Gehirn
Mit Hilfe von Laserstrahlen wollen Berliner Mediziner Wachkoma-Patienten zu mehr Bewusstsein verhelfen. Auf einem Kongress für Neurorehabilitation stellte nun das Team um Professor Stefan Hesse von der Medical Park Klinik in Berlin eine erste Studie dazu vor. Das Verfahren, bei dem Patienten durch die Hirnschale hindurch mit einem Nah-Infrarotlaser stimuliert werden, stecke noch in den Kinderschuhen. Doch Hesse meinte dazu: „Es ist ein Hoffnungsschimmer.“ Es gehe dabei nicht um Heilung, jedoch um eine Zustandsverbesserung.
Augen von Wachkoma-Patienten sind geöffnet
Die Forscher berichteten, dass bei den meisten Patienten längere Wachheitsphasen und mehr Augenkontakt verzeichnet worden seien. Hesse betonte jedoch, dass sich durch die Laserstimulation nichts an der maximalen Pflegebedürftigkeit und Immobilität ändere. Die Hirnstamm-Reflexe sind bei Wachkoma-Patienten noch intakt, ihre Augen sind geöffnet und sie haben einen Schlaf- und Wachrhythmus. Manche Patienten können in Wachphasen einfachen Anweisungen folgen, wie die Zunge rauszustrecken, die Hände oder Augen zu bewegen. Dieser Grad des Bewusstseins wird auf Skalen festgehalten.
Verfahren bereits an Schlaganfallpatienten erprobt
In den USA wurde das Nah-Infrarotlaser-Verfahren bereits erfolgreich an Schlaganfallpatienten erprobt. Dabei dringt das gebündelte Licht durch die Hirnschale und regt die Energieproduktion der Nervenzellen im Stirnhirn an, welches für die Bewusstseinsbildung wichtig ist. In Berlin wurden die Patienten täglich für zehn Minuten über vier bis sechs Wochen hinweg bestrahlt. „Das Verfahren ist noch in den Anfängen, aber sehr interessant“, so der Neurologe Prof. Manfred Holzgraefe von der Asklepios-Klinik für Neurologische Rehabilitation in Seesen. Damit könne Betroffenen und ihren Angehörigen die Möglichkeit zurückgegeben werden, wieder zu kommunizieren, zumindest in geringem Ausmaß. Ein Patient könne gegebenenfalls sogar Aussagen darüber machen, „wie es mit ihm weitergehen soll.“
Weitere Studie soll folgen
„Wir wissen heute, dass es nach schweren Schädel-Hirn-Traumata nicht nur Schwarz und Weiß, sondern auch viele Grautöne gibt“, erläuterte Hesse. Und an diesen Grautönen setze er an. Als nächster Schritt soll eine Studie folgen, bei der Ärzte und Angehörige nicht wissen, ob der Laser tatsächlich angestellt wurde, um zu prüfen, ob es tatsächlich einen Effekt gibt. „Spannend wird es, wenn wir das Verfahren irgendwann in der Früh-Reha einsetzen können“, so Hesse. Denn dann seien die Genesungsaussichten höher. So haben Komapatienten nach einem Herz-Kreislaufstillstand mit verminderter Sauerstoffversorgung dafür demnach ein Fenster von drei bis sechs Monaten, nach einem Schädel-Hirn-Trauma von ein bis zwei Jahren.
Ursachen für ein Wachkoma
Die häufigsten Ursachen für ein Wachkoma sind ein Schädel-Hirn-Trauma, Herzinfarkt, Zuckerschock, Hirnblutung(en), Schlaganfall und Unfälle, wenn es dabei zu Verletzungen des Gehirns kommt. Kinder sind genauso betroffen wie Jugendliche, Erwachsene oder Senioren. Rund 10.000 Menschen sind bundesweit betroffen. Auslöser sind Hirnverletzungen, bei denen die Schädigungen unterschiedliche Bereiche betreffen können. Während in einigen Fällen die äußere Hirnrinde, das sogenannte Großhirn, verletzt ist, das für die Verarbeitung von Reizen und die Wahrnehmung zuständig ist, kann bei anderen Patienten das Mittelhirn der geschädigte Bereich sein. Auch eine Schädigung des Hirnstamms, dem ältesten Areal des Gehirns, kann dazu führen, dass Patienten ins Wachkoma fallen. (ad)
Bild: Dieter Schütz / pixelio.de
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.