Neuer Therapieansatz: Wachstum von Darmkrebszellen durch Duftstoff bremsen
Darmkrebs gehört zu den häufigsten Krebserkrankungen in Deutschland. Bochumer Forscher hegen nun die Hoffnung auf einen neuen Ansatz für die Darmkrebstherapie. Die Wissenschaftler haben herausgefunden, dass sich das Wachstum von Darmkrebszellen mit einem bestimmten Duftstoff bremsen lässt.
Zweithäufigste Krebserkrankung in Deutschland
Darmkrebs ist in Deutschland die zweithäufigste Krebserkrankung, an der mehr als sechs Prozent aller Deutschen im Laufe ihres Lebens leiden. Die Heilungschancen hängen stark davon ab, wie früh der Krebs entdeckt wird. Bei Betroffenen wird in der Regel der Tumor chirurgisch entfernt und sie erhalten eine Chemotherapie. Deutsche Forscher hoffen nun auf einen neuen Ansatz für die Darmkrebstherapie.
Neue Angriffsziele in Darmkrebszellen
Da Tumore im Dick- oder Enddarm langsam heranwachsen und bei den meisten Betroffenen lange Zeit keine Probleme verursachen, wird die Krankheit oft erst spät erkannt.
Experten verweisen daher immer wieder auf die Wichtigkeit der Vorsorgeuntersuchung, vor allem wenn es in der Familie schon zu Darmkrebsfällen gekommen ist. Die Früherkennung kann Leben retten.
Riechforscher der Ruhr-Universität Bochum berichten nun, dass sie neue Angriffsziele in Darmkrebszellen entdeckt haben.
Wachstum von Krebszellen lässt sich mit Duftstoff bremsen
Laut den Wissenschaftlern um Prof. Dr. Dr. Dr. habil. Hanns Hatt und Dr. Lea Weber von der Ruhr-Universität Bochum lässt sich das Wachstum von Darmkrebszellen mit dem Duftstoff Troenan bremsen.
Wie die Forscher in der Fachzeitschrift „PLOS ONE“ berichten, entdeckten sie in Tumorzellen aus dem Enddarm den Riechrezeptor OR51B4 und analysierten, welcher Duftstoff den Rezeptor aktiviert und wie sich die Aktivierung auf die Zellen auswirkt.
Das Team vom Bochumer Lehrstuhl für Zellphysiologie kooperierte für die Studie mit der Abteilung für Molekulare Gastroenterologische Onkologie der Ruhr-Universität, die Prof. Dr. Stephan Hahn leitet. Die erforderlichen Gensequenzierungen führte das Team vom Cologne Center for Genomics durch.
Ein Hindernis für die Bildung von Metastasen
Wie es in einer Mitteilung der Hochschule heißt, wurden Riechrezeptoren bereits in verschiedenen gesunden Geweben und Krebsgeweben nachgewiesen.
Die Bochumer Forscher fanden nun den Rezeptor OR51B4 in großen Mengen in Darmkrebszellen. Sie identifizierten das Molekül Troenan als Aktivator für OR51B4. Es duftet nach Liguster, einer Strauchpflanze, die häufig als Hecke genutzt wird.
Die Wissenschaftler behandelten Krebszellen der Zelllinie HCT116 und Tumorgewebeproben von Patienten mit Troenan. Dabei zeigte sich, dass die Zellen nicht mehr so schnell wuchsen und sich langsamer bewegten als zuvor – ein Hindernis für die Bildung von Metastasen.
Außerdem starben durch die Troenan-Behandlung vermehrt Krebszellen ab. In weiterführenden Experimenten mit Mäusen, die den menschlichen Tumor ausbildeten, konnten die Duftwirkungen inzwischen bestätigt werden.
Heilungschancen hängen entscheidend vom Krankheitsstadium ab
„Darmkrebs ist in Deutschland die zweithäufigste Krebserkrankung, an der mehr als sechs Prozent aller Deutschen im Laufe ihres Lebens leiden“, schreibt die Universität in ihrer Presseinformation.
Bei dem in der vorliegenden Studie verwendeten Material handelte es sich den Angaben zufolge um kolorektale Tumoren, die 95 Prozent der bösartigen Darmtumoren ausmachen und die häufigste Ursache für Todesfälle durch Darmkrebs sind.
Laut den Experten liegen die Heilungschancen, wenn Ärzte einen solchen Tumor chirurgisch entfernen, bei 50 Prozent. Sie hängen entscheidend vom Krankheitsstadium ab, in dem der Darmkrebs entdeckt wird. Eine gezielte pharmakologische Behandlung gibt es bisher nicht, lediglich die allgemeine Chemotherapie.
„Wir gehen davon aus, dass unsere Ergebnisse einen neuen Ansatz für die Darmkrebstherapie ermöglichen könnten“, sagte Hanns Hatt. Die Tumoren seien oft vom inneren Hohlraum des Darms zu erreichen.
„Daher ist denkbar, dass eine orale oder rektale Aufnahme den Duftstoff Troenan in den wirksamen Konzentrationen direkt an den Tumor bringen würde. Hierzu sind allerdings noch klinische Studien mit Patienten notwendig“, so Hatt. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.