„Baden im Wald“: Japanischer Trend schwappt nach Deutschland
Ein Sommertag in der Stadt ist oft geprägt durch Hitze, Lärm, stickige Luft und Hektik. An warmen Tagen fliehen die Menschen in die Freibäder, die dann oft hoffnungslos überfüllt sind. Ein entschleunigender Trend aus Japan, der dieser Hektik entgegenwirkt, wird nun auch in Deutschland immer beliebter: das so bezeichnete Waldbaden. Ein deutsches Forschungsteam untersucht die positiven Effekte des japanischen Gesundheitstrends.
Forschende der Julius-Maximilians-Universität Würzburg um den Geografen Joachim Rathmann wollen untersuchen, wie Wälder zu unserem Wohlbefinden beitragen können. Dabei nehmen sie den japanischen Trend des Waldbadens als Vorbild. Gemeint ist damit das bewusste Erleben der Natur, wodurch Erholung und Entschleunigung erzielt werden soll.
Wald als Kontrast zum hektischen Stadtleben
Der Wald bietet einen deutlichen Gegenpol zum hektischen Leben in der Stadt. Statt Stress, Lärm und aufgeheizte Beton- und Asphaltflächen wird die Umgebung hier durch Ruhe, Schatten, Vogelgezwitscher und das Rascheln der Blätter im Wind geprägt.
Shinrin-Yoku: Bewusstes „Baden im Wald“
In Japan wird diese Umgebung bewusst zur Erholung und Entschleunigung genutzt. Shinrin-Yoku wird das „Baden im Wald“ dort genannt, bei dem mit allen Sinnen in die Stille und Unberührtheit des Waldes eingetaucht werden soll.
Forschungsergebnisse aus Japan haben bereits nahegelegt, dass der Aufenthalt im Wald positiv auf die menschliche Psyche und Physis wirkt. Bereits kurze bewusste „Waldbäder“ sollen die Atmung, den Puls und den Blutdruck verbessern. Betroffene mit Burnout oder Herzkreislauf-Erkrankungen könnten besonders von einer Waldtherapie profitieren.
Waldbaden wird erstmals in Deutschland untersucht
Kurse zum Erlernen des bewussten Waldbadens werden bereits in Deutschland angeboten. Therapien auf dieser Basis werden derzeit jedoch nicht von Krankenkassen übernommen, da die Auswirkungen auf die Gesundheit hierzulande noch nicht durch Studien untersucht wurden. Dies will das Team um Rathmann nun in einem dreijährigen Forschungsprojekt nachholen.
Dazu sollen Feldversuche im Augsburger Stadtwald durchgeführt werden, dem größten zusammenhängenden Auwald Bayerns. Der Wald ist Natur- und Wasserschutzgebiet und ein beliebtes Naherholungsziel.
Die Forschenden wollen verschiedene Gruppen miteinander vergleichen, die entweder ihre Freizeit im Wald oder in der Stadt verbringen. „Dabei messen wir die Ausschüttung des Stresshormons Kortisol, den Blutdruck, die Herzrate und die Hautleitfähigkeit“, berichtet Rathmann.
Zusätzlich zu den objektiven Messergebnissen füllen die Probandinnen und Probanden Fragebögen über das subjektive Empfinden aus.
Der Wald im Wandel
Darüber hinaus soll in dem Projekt berücksichtigt werden, ob sich verschiedene Wald-Arten wie Misch-, Laub- oder Nadelwälder unterschiedlich auf den Aufenthalt auswirken. „Durch den Klimawandel wissen wir nicht, wie der Wald der Zukunft aussehen wird“, fügt Rathmann hinzu. Ihm zufolge ist noch unklar, welche Waldstrukturen besser mit dem Wandel zurechtkommen. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Julius-Maximilians-Universität Würzburg: Der Wald als Gesundheitsressource (veröffentlicht: 19.07.2022), uni-wuerzburg.de
- NABU: „Waldbaden“ setzt auf die Heilkraft der Bäume (Abruf: 20.07.2022), nabu.de
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.