Der richtige Zeitpunkt hängt von der persönlichen Entwicklung ab
Wer kennt das nicht: Ein kurzer Einkauf steht an, aber die Kinder spielen gerade versunken in ihrem Zimmer und wollen nicht mit. „Können die Kinder für die paar Minuten allein zu Hause bleiben?“ fragen sich da viele – und sind unsicher, ob die Zeit für diesen Schritt schon reif ist. Das lässt sich jedoch nicht pauschal am Alter festmachen, denn der richtige Moment hängt von der persönlichen Entwicklung des Kindes ab.
Erste Stunden alleine häufig schon im späten Kindergartenalter möglich
Es ist kurz vor Ladenschluss und Caroline M. müsste eigentlich noch schnell in den Supermarkt, um ein paar Dinge fürs Abendessen einzukaufen. „Doch was ist mit den Kindern? Mitnehmen oder eben alleine zu Hause lassen?“ Eine Situation, die vermutlich alle Eltern kennen, deren Kinder ein gewisses Alter erreicht haben. Doch wann ist der richtige Zeitpunkt für diesen Schritt? Mit 12 Jahren? In der Grundschule? Oder schon früher? Hier herrscht bei vielen Erwachsenen große Unsicherheit.
Eltern sollten klare Regeln festlegen
Für den richtigen Moment gibt es jedoch keine pauschale Altersgrenze. Stattdessen sei es ganz unterschiedlich, wann Eltern ein Kind alleinlassen könnten. Denn nicht das Alter, sondern die persönliche Entwicklung sei ausschlaggebend, sagt Maria Große Perdekamp im Gespräch mit der Nachrichtenagentur „dpa“. Wie die Leiterin der Online-Beratung der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung weiter erläutert, sei es oft schon im späten Kindergartenalter möglich, dass die Kinder mal an einem Nachmittag allein zu Hause bleiben. Doch „dann ist es wichtig, vorher Regeln zu vermitteln wie: die Tür nicht aufmachen und den Herd nicht einschalten”, so die Expertin. Neben dem sei es ratsam, dass sich Mutter bzw. Vater zu Beginn nicht allzu weit von der Wohnung entfernen und erreichbar sind.
Ältere Geschwister als „Babysitter“ einzusetzen, sei hingegen nicht immer sinnvoll. Zwillinge oder Kinder die fast gleich alt sind, sollten demnach besser nicht gemeinsam allein zu Hause bleiben. Gleiches gelte, wenn die Kinder die Tendenz hätten, sich gegenseitig zum Blödsinn machen anzustiften. „Gut geht es in der Regel mit einem Altersabstand von mindestens fünf Jahren”, meint Große Perdekamp.
Gut Vorbereitung des Kindes sorgt für Sicherheit
Um abends alleine bleiben zu können, sollten die Kinder hingegen älter sein, denn die letzten Stunde des Tages seien „für viele Kinder emotionaler“, sagt Große Perdekamp. Dementsprechend empfiehlt sie hier, bis zum späten Grundschulalter zu warten und das erste Mal sehr kleinschrittig zu organisieren. Dies bedeute, dass das Kind informiert ist, wo die Eltern hingehen und wie es sie bei Bedarf erreichen kann. „Gut ist auch, die Situation vorher schon mal durchzuspielen und zu fragen: “Was denkst du, wie es dir dann geht?””, so der Tipp der Expertin.
Bei Trennungsängsten einfühlsam und behutsam reagieren
Auf keinen Fall sollten Eltern hingegen „heimlich“ die Wohnung verlassen, wenn das Kind bereits schläft. Denn wird es wach und findet die Eltern nicht, könnte Panik entstehen. Möchte das Kind nicht alleine bleiben, rät Große Perdekamp dazu, über die möglichen Gründe nachzudenken. Denn in machen Fällen seien Sorgen der Auslöser, wodurch sich dann Trennungsängste entwickeln könnten. Ebenso sollte in schwierigen Situationen genau hingeschaut und hingehört werden, denn „nach der Trennung der Eltern oder wenn Oma oder Opa gestorben sind, ist das Kind vielleicht nicht so stabil“, sagt die Expertin. Den Eltern rate sie in diesem Fall „nicht zu streng oder fordernd sein“, denn „das normalisiert sich mit der Zeit wieder.” (nr)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.