Brustschmerzen nicht immer Anzeichen für Herzinfarkt
Bei plötzlich auftretenden Brustschmerzen denken viele Menschen an einen Herzinfarkt. Doch nicht alle Beschwerden in der Brust sind ein Symptom für einen Infarkt. Ein Kardiologe erklärt, bei welchen Anzeichen es gefährlich werden kann.
Wer plötzlich unter Schmerzen in der Brust leidet, denkt schnell an einen möglichen Herzinfarkt. Doch Thoraxschmerzen können auch ganz andere Ursachen haben.
Brustschmerzen immer ernst nehmen
Brustschmerzen sind zwar oft beängstigend und alarmierend, aber bei manchen Arten der Schmerzen ist es unwahrscheinlich, dass sie einen Herzinfarkt signalisieren, erklärt der Kardiologe Dr. Curtis Rimmerman in einem aktuellen Beitrag der renommierten Cleveland Clinic (USA).
Ein wichtiger Hinweis jedoch: Gehen Sie niemals davon aus, dass Schmerzen in der Brust kein Grund zur Sorge sind. Angesichts des tödlichen Potenzials eines Herzinfarkts verdient jeder Thoraxschmerz Aufmerksamkeit. Nehmen Sie die Beschwerden ernst.
„Wenn Sie Zweifel haben, gehen Sie auf Nummer sicher und suchen einen Arzt oder eine Notaufnahme auf“, sagt Dr. Rimmerman.
Schnelle Behandlung nötig
Bei einigen Arten von Brustschmerzen sollte der Notruf gewählt oder eine Notaufnahme aufgesucht werden – insbesondere, wenn sie mindestens fünf Minuten andauern.
Symptome können neue oder unerklärliche Brustschmerzen in Verbindung mit Kurzatmigkeit, kaltem Schweiß, Übelkeit, Müdigkeit oder Benommenheit sein.
Abgesehen von der Brust können die Schmerzen, der Druck oder das Unbehagen auch auf die Arme, den Rücken, den Kiefer, den Nacken oder den oberen Bauch ausstrahlen.
Anhaltende und starke Schmerzen in diesen Bereichen können auf einen Myokardinfarkt hinweisen, so der Kardiologe. Rufen Sie den Notruf an, um eine sofortige Behandlung zu bekommen, um den Herzmuskel zu retten.
Symptome, die auf ein anderes Problem hinweisen
Brustschmerzen signalisieren in den meisten Fällen aber keinen Herzinfarkt. Eine Studie über Notaufnahmen ergab, dass weniger als sechs Prozent der Patientinnen und Patienten, die mit Schmerzen in der Brust eintrafen, ein lebensbedrohliches Herzproblem hatten.
Hier sind einige Beispiele für Brustschmerzen, die normalerweise nicht zu einer Herzinfarkt-Diagnose führen.
Kurzzeitige Beschwerden in der Brust
Sie sitzen am Küchentisch und schlürfen Kaffee, wenn es plötzlich zu stechenden Brustschmerzen kommt. Das Gefühl – das viele mit einem Stromschlag vergleichen – hält aber nur einen kurzen Moment an.
Es ist laut dem Mediziner kein Anzeichen für einen Herzinfarkt, der oft einen unerbittlichen Schmerz mit sich bringt, der mehrere Minuten anhält.
Kurzfristige Beschwerden in der Brust sind wahrscheinlicher Folge von einer Verletzung wie gebrochenen oder gequetschten Rippen, Muskelzerrungen in der Brustwand, Entzündungen im Rippenknorpel, Fibromyalgie oder Gürtelrose.
Schmerzen lokalisieren
Bei jedem tiefen Atemzug oder Husten durchdringt der Schmerz Ihre Brust. Sich zu bewegen und die Position zu ändern, scheint es nur noch schlimmer zu machen.
Wenn dies Ihre Symptome beschreibt, haben Sie es wahrscheinlich mit einem Lungenproblem zu tun. Dies ist noch wahrscheinlicher, wenn der Schmerz auf die rechte Seite Ihrer Brust konzentriert ist, weg von Ihrem Herzen. Mögliche Ursachen sind:
- Lungenentzündung oder eine andere Infektion
- Rippenfellentzündung (Pleuritis)
- Blutgerinnsel in der Lunge
- Asthmaanfall
Und obwohl diese Lungenprobleme kein Hinweis auf einen Herzinfarkt sind, sind sie besorgniserregend genug, um ärztliche Hilfe zu rechtfertigen.
Beschwerden, die durch Bewegung nachlassen
Wenn ein stechender Schmerz Ihre Brust trifft, sich aber bessert, wenn Sie sich ein wenig bewegen, haben Sie möglicherweise einen Fall von Sodbrennen oder einem anderen Magen-Darm-Problem.
Millionen Menschen leiden an Sodbrennen, das ein unangenehmes Brennen in der Brust und ein saures Gefühl in der Kehle mit sich bringt. Arzneimittel sowie Hausmittel können Linderung verschaffen.
Weitere Gründe für Brustschmerzen
Auch bei einer Panikattacke kann es zu Schmerzen oder einem Engegefühl in der Brust kommen. Zudem treten oft Schwitzen und Kurzatmigkeit auf – Symptome, die denen eines Herzinfarkts ähneln. Es gibt jedoch einige wichtige Unterschiede.
Viele Herzinfarkte folgen auf körperliche Belastung oder Anstrengung; bei Panikattacken ist dies in der Regel kein Indikator.
Panikattacken zeichnen sich häufig durch einen stechenden Schmerz aus, im Gegensatz zu dem Gefühl eines „Elefanten auf der Brust“, das einen Herzinfarkt oft begleitet.
Schmerzen durch Herzinfarkte strahlen häufig in andere Bereiche aus. Bei einer Panikattacke bleibt sie meist im Brustbereich.
Herzinfarkt-Symptome unterscheiden sich
Dr. Rimmerman betont, dass die Symptome von Herzinfarkt oder Angina pectoris von Person zu Person stark variieren können. Bei manchen Menschen treten überhaupt keine Symptome auf. Andere erleben erdrückende Brustschmerzen. Und wieder andere können nur Arm-, Hals- oder Kieferbeschwerden verspüren.
Aber das Unbehagen ist normalerweise unerbittlich und dauert normalerweise fünf Minuten oder länger.
„Unabhängig davon, wo die Schmerzen sind, können die Menschen normalerweise keine Position finden, die die Schmerzen lindert“, erklärt der Kardiologe. „Sie finden auch keine Erleichterung, wenn sie Wasser trinken, ein Antazidum nehmen oder tief durchatmen.“
Und das bedeutet, dass es Zeit ist, den Notruf zu wählen. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Cleveland Clinic: Chest Pain: 3 Signs It’s Not a Heart Attack and Possible Causes, (Abruf: 04.09.2021), Cleveland Clinic
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.