Hämatome können auf ernsthafte Erkrankung hinweisen
Blaue Flecken kennt jeder. Ob beim Sport, bei der Haus- oder Gartenarbeit – ein kräftiger Stoß gegen Ellenbogen, Schienbein oder Knie und kurze Zeit später prangt ein dicker rot-blauer Fleck an der betroffenen Körperstelle. Meist ist ein Bluterguss (Hämatom) harmlos. In einigen Fällen kann jedoch auch eine ernsthafte Verletzung oder Erkrankung hinter der Hautverfärbung stecken.
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Hämatome sind meist harmlos
Kinder haben ständig blaue Flecken. Fast von jedem Spielplatzbesuch bringen sie ein kleines rot-blaues Souvenir auf der Haut mit. Ältere Menschen haben häufiger Blutergüsse, weil die Haut altersbedingt schlechter gepolstert ist und die Gefäße schneller platzen. Treten jedoch neben der Hautverfärbung, einer Schwellung und leichten Schmerzen an der betroffenen Stelle weitere oder stärkere Symptome auf, sollte ein Arzt konsultiert werden.
Erste Hilfe bei blauen Flecken: Vorsichtig kühlen und Hochlagern
Betroffene sollten möglichst schnell handeln, erklärt Professor Reiner Hartenstein vom Berufsverband Deutscher Internisten gegenüber der Nachrichtenagentur „dpa“.
„Erste Hilfe bei Hämatomen nach Stößen wird nach der PECH-Regel geleistet: Pause – Eis – Kompression – Hochlagern.” Wer die betroffene Stelle schnell kühlt, kann dadurch meist den Blutaustritt ins Gewebe und somit eine Schwellung verhindern oder zumindest eindämmen.
Wichtig: Achten Sie darauf, dass Eis nie unmittelbar auf die Haut gelegt, sondern immer ein dünnes Tuch dazwischen platziert wird. Anderenfalls drohen Verkühlungen und Hautschäden.
Blauer Fleck: Ursachen und Ausprägung
Meist ist ein Stoß, Sturz, Schlag, Schnitt, Stich, eine Quetschung oder ein Knochenbruch Ursache eines Hämatoms. Die Haut verfärbt sich sich dabei rot, weil ein oder mehrere Blutgefäße im Gewebe verletzt werden. Das Blut kann dann entweder in das Unterhautgewebe laufen oder sammelt sich in einer Körperhöhle wie dem Gelenk.
Wenn das Blut gerinnt verändert sich die Farbe des Hämatoms in dunkelblau. Im weiteren Verlauf kann der Fleck noch dunkler und gelb-grün werden. Nach zwei Wochen ist er normalerweise verschwunden.
„Ein Hämatom kann unterschiedlich tief sein und auch mit einer äußeren Verletzung wie einem Hautriss einhergehen”, berichtet Professor Thomas Hilberg von der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention gegenüber der Nachrichtenagentur. Abhängig von der Tiefe der Verletzung zeigen sich blaue Flecken manchmal auch erst kurze Zeit nach dem Stoß.
„Im Allgemeinen dauert es zwei bis drei Wochen, bis die Blutzellen abgebaut sind. Die Farbveränderungen zeigen die Stadien dieses Abbauprozesses”, erklärt Professor Reiner Hartenstein weiter. Je nach Tiefe der Verletzung zeigt sich ein Hämatom mehr weniger deutlich an der Hautoberfläche.
Die Schmerzen können unterschiedlich intensiv ausfallen. „Sie werden durch Volumenveränderungen ausgelöst: Das verletzte Gewebe und seine direkte Umgebung schwillt an und drückt auf die benachbarte Sehne, einen Muskel oder eine Knochenhaut und auf deren Schmerzrezeptoren”, so der Experte.
Blaue Flecken infolge von ernsten Verletzungen und Erkrankungen
Nach schweren Stürzen oder Stößen können Hämatome infolge von Knochenbrüchen (Frakturen) oder Bänderrissen (Rupturen) auftreten. In beiden Fällen treten bei Betroffenen meist starke Schmerzen und eine Bewegungseinschränkung auf. Typischerweise schwillt das betroffene Körperteil stark an.
Wichtig: Beim Verdacht auf eine Fraktur oder Ruptur sollte in jedem Fall ärztlicher Rat eingeholt werden und eine medizinische Versorgung erfolgen. Anderenfalls steigt das Risiko für Folgeerkrankungen und -schäden.
Störungen der Blutgerinnung
Treten blaue Flecken immer wieder ohne ersichtlichen Grund auf, sollte ebenfalls ärztlich untersucht werden, ob eine ernsthafte Erkrankung Auslöser der Hämatome ist.
„Das sind seltener Erkrankungen des Gefäßsystems, häufiger jedoch Erkrankungen des Gerinnungssystems”, berichtete Hilberg. Dabei können Blutplättchen oder die plasmatische Gerinnung, die für den Zusammenhalt der Blutplättchen verantwortlich ist, betroffen sein.
Im Falle der Bluterkrankheit (Hämophilie) tritt eine gestörte Blutgerinnung auf, die dazu führt, dass das Blut nicht oder nur sehr langsam gerinnt. Sogenannte „Bluter“ bluten viel länger aus einer Wunde als gesunde Menschen. Zudem können Spontanblutungen ohne ersichtliche Ursache auftreten.
Bei kleineren Schnitt-, Riss- und Schürfwunden ist das meist nicht problematisch, da die Krustenbildung durch die gesunden Blutplättchen weiterhin funktioniert. Die Kruste kann jedoch aufgrund der verzögerten Blutgerinnung immer wieder aufplatzen. Menschen mit Hämophilie haben zudem ein erhöhtes Risiko für innere Blutungen.
Die häufigste angeborene Erkrankung mit erhöhter Blutungsneigung, das Willebrand-Jürgens-Syndrom, geht ebenfalls mit einer Störung der Blutgerinnung einher. Dafür ist ein fehlendes Protein verantwortlich. Viele Patienten bekommen sehr leicht Hämatome und Einblutungen. Hilberg zufolge ist jeder 100. bis 1000. Deutsche von der Erkrankung betroffen.
Weiterhin gibt es zahlreiche Erkrankungen beispielsweise der Leber oder des blutbildenden Systems, bei denen Hämatome auftreten können.
Bei Schmerzen und Kreislaufproblemen unbedingt zum Arzt
„Vor allem, wenn ich viele Blutergüsse bei mir bemerke, für die ich keine Erklärung habe, sollte ich das vielleicht beim Arzt abklären lassen”, empfiehlt Petra Rudnick, Allgemeinmedizinerin bei der Techniker Krankenkasse, im Gespräch mit der Nachrichtenagentur.
Dies gilt insbesondere für Hämatome, die mit Symptomen wie starken Schwellungen und Schmerzen, Kreislaufschwäche oder eingeschränkten Körperfunktionen einher gehen. Hier sollten Betroffene in jedem Fall ärztlicher Rat eingeholt werden.
Nicht immer blaue Flecken bei inneren Blutungen
Besondere Vorsicht gilt weiterhin, wenn die Beschwerden am Bauch, Brustkorb oder Kopf auftreten. Die Hämatome sind hier nicht immer sichtbar, da es zu Blutungen ins Körperinnere kommen kann, die lebensbedrohlich sein können. „Bei inneren Verletzungen sind die Symptome häufig sehr unterschiedlich, je nachdem, welcher Körperteil betroffen ist”, berichtet die Allgemeinmedizinerin.
Komme es zu Blutungen im Bauchraum, könnten beispielsweise Bauchschmerzen und Kreislaufprobleme auftreten, die in einigen Fällen tödlich enden. Bei Hirnblutungen würden vor allem Kopfschmerzen und neurologischen Störungen wie Lähmungserscheinungen oder Bewusstseinstrübungen auftreten, die ebenfalls zum Tod des Betroffen führen könnten.
Medikamente können Hämatome begünstigen
Bestimmte Wirkstoffe in Medikamenten können das Auftreten blauer Flecke begünstigen. Dazu gehören beispielsweise Acetylsalicylsäure (ASS) oder Cumarinderivate, die auf die Blutgerinnung wirken. So kann ASS, ein häufiger Bestandteil vieler Schmerztabletten, die Funktion der Blutplättchen über mehrere Tage beeinträchtigen. Kortison kann Hämatome verursachen, indem es die Hautstruktur abbaut.
Frauen sind eher betroffen als Männer
Wie stark ein blauer Fleck hervortritt ist neben der Intensität und der Tiefe der Verletzung auch vom Betroffenen selbst abhängig. „Das liegt daran, dass die Gewebestruktur, aber auch Fließ- und Gerinnungseigenschaften des Blutes individuell verschieden sind”, erläutert Hartenstein. „Man sagt, dass Frauen aufgrund ihres besonderen Fett- und Bindegewebes eher zu Hämatomen neigen als Männer”, erklärt Hilberg.
Behandlung von Blutergüssen
Für die Behandlung eines Hämatoms kommen nach der Erstversorgung verschiedene Möglichkeiten in Betracht. „Ergänzend können im weiteren Verlauf analgetische Salben den Schmerz lindern und antiphlogistische Salben die Entzündung hemmen.
Hausmittel bei blauen Flecken
In der Naturheilkunde wird alternativ oder ergänzend zu den herkömmlichen analgetischen Mitteln vor allem Arnika (Arnica montana) eingesetzt. Die Arzneipflanze wirkt schmerzlindernd und entzündungshemmend und kann in Form von Salben oder Tinkturen schnell eine Linderung der Beschwerden bringen. Weiterhin kommen im naturheilkundlichen Bereich Arzneien aus Heilpflanzen wie Hamamelis und Calendula-Salben zum Einsatz.
Teebaumöl ist ein uraltes Heilmittel der australischen Ureinwohner und kann unter anderem bei Infektionskrankheiten und Verletzungen eine gute Hilfe sein. Das Öl unterstützt die Heilung von Entzündungen und fördert die Zellerneuerung. Geben Sie zur Behandlung eines blauen Flecks nach dem Kühlen einige Tropfen reines Teebaumöl auf die betroffene Stelle und reiben Sie es vorsichtig ein.
Vielfach bewährt hat sich bei Hämatomen die so genannte „Essigsaure Tonerde“. Dabei handelt es sich um eine Aluminiumacetattartratlösung, die aus Natriumaluminat, Essig- und Weinsäure gemischt wird.
Das Mittel wirkt entzündungshemmend, schmerzlindernd und kühlend. Daher wird es unter anderem bei Insektenstichen, Zerrungen, blauen Flecken sowie als Hausmittel bei Sonnenbrand eingesetzt. Die Arznei kommt in verschiedenen Formen zum Einsatz und ist z.B. als fertige Lösung, Salbe oder Kompresse in der Apotheke erhältlich.
Anleitung Essigsaure Tonerde-Wickel
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Natürliche Hilfe durch Homöopathie
Verschiedene homöopathische Mittel können den natürlichen Heilungsprozess unterstützen. In Frage kommt vor allem Arnika (D6). Dieses unterstützt den Abtransport und Gewebeflüssigkeit und ausgetretenem Blut und hilft dadurch, die Schwellung und Ausprägung des Blutergusses zu begrenzen.
Hypericum (Johanniskraut) gilt als wichtiges Erste-Hilfe-Mittel bei Verletzungen von nervenreichem Gewebe. Es wirkt schmerzlindernd und heilend und kann daher beispielsweise auch bei Nervenentzündungen oder Zahnschmerzen infolge einer Verletzung eine gute Hilfe sein. (ag, nr; zuletzt aktualisiert am 20.10.2016)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.