Warmes Bier, heiße Zitrone, Ingwer: Was bei Erkältungen hilft
Wenn im Herbst die Tage kälter und feuchter werden, nimmt auch die Zahl der Menschen mit Erkältungskrankheiten zu. Überall begegnen uns Menschen mit Schnupfen und Husten. Liegt es aber wirklich an der Kälte, wenn man sich erkältet und was was kann man machen, wenn es einen erwischt? Experten haben Tipps, was gegen Erkältungen hilft.
Erkältungsmythen im Faktencheck
Wenn sich im Herbst ein kratzender Hals , eine tropfende Nase und Gliederschmerzen einstellen, haben viele Menschen schnell Ratschläge parat, was am besten gegen eine Erkältung und seine Symptome hilft. Heiße Milch mit Honig als Hausmittel gegen Halsschmerzen und Husten, Schwitzen in der Sauna, um eine Erkrankung schnell hinter sich zu bringen oder eine Armlänge Abstand halten, um sich gar nicht erst zu infizieren. Tipps gibt es wahrlich genug. Aber was stimmt davon eigentlich wirklich? In einer Meldung der Nachrichtenagentur dpa erklären Experten, was an solchen Erkältungsmythen dran ist.
Heiße Milch mit Honig
Viele schwören auf heiße Milch mit Honig als Hausmittel gegen Husten und Heiserkeit. Die Ernährungswissenschaftlerin Anja Markant vom Fachbereich für Oecotrophologie an der Fachhochschule Münster sagte gegenüber der dpa: „Bei trockenem Husten kann warme Milch mit Honig zwar reizlindernd wirken – weniger jedoch bei schleimproduzierendem Husten, da Milch selbst schleimproduzierend wirkt.“ Auch mögliche antibakterielle und antivirale Wirkungen des Honigs seien laut der Expertin nicht hinreichend belegt. „Mit ein bis zwei Teelöffeln kann man zudem nicht viel von den positiven Wirkstoffen aufnehmen.“ Diese würden sogar abgebaut, wenn das Getränk auf über 40 Grad erhitzt wird. Es sei jedoch richtig, dass warme Getränke das Reizgefühl im Rachen lindern könnten.
Heiße Zitrone und Ingwer
Ein beliebtes Hausmittel in der Erkältungszeit ist heiße Zitrone. „Vitamin C kann die meisten Menschen nicht vor Erkältungen schützen“, erläuterte Markant. „Natürlich brauchen wir Vitamin C. Aber eigentlich nehmen wir mit der täglichen Nahrung genug auf.“ Außerdem könnten die Säuren der Zitrone die Rachenschleimhaut reizen. Ebenfalls weit verbreitet ist die Annahme, dass die Wunderknolle Ingwer gut gegen Erkältungen ist. Und daran ist wirklich was dran: „Er enthält ätherische Öle und sogenannte Scharfstoffe“, erklärte die Expertin. Letztere hätten beispielsweise eine schmerzlindernde Wirkung. Darüber hinaus rege Ingwer die Durchblutung an und sorge so auch für warme Hände und Füße.
Schlaf ist die beste Medizin
Alkohol zur Bekämpfung einer Erkrankung wird von Fachleuten in der Regel nicht angeraten. Manche meinen zwar, dass er bei Erkältungen wirklich hilft, da er desinfiziere, doch zu viel Alkohol schwächt das Immunsystem und entzieht dem Körper Wasser. Es gibt aber eine Ausnahme: „Warmes Bier in kleinen Mengen scheint tatsächlich bei Erkältungen zu helfen“, so Markant. „Bier enthält Hopfen, der sich durch ätherische Öle und Bitterstoffe auszeichnet.“ Diese sollen schlaffördernd wirken, wobei der Effekt durch leichte Erwärmung noch verstärkt werde. Und Schlaf ist ja bekanntlich die beste Medizin.
„Man hat dann in der Tat ein erhöhtes Schlafbedürfnis“, erklärte Prof. Stefan Wilm, Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin der Uniklinik Düsseldorf. „Was der Körper verlangt, kann nicht falsch sein.“ Es gebe dazu jedoch keine Studien. Allerdings gibt es wissenschaftliche Untersuchungen, die zeigen, dass wer wenig schläft, sich viel öfter erkältet.
Kein generelles Sportverbot bei einer Erkältung
Viele Betroffenen meinen, Hühnersuppe und Bettruhe sind die besten Hausmittel. Und tatsächlich kann der Dampf der Suppe die Schleimhäute befeuchten und die Hitze Viren töten. Doch dass Zink im Hühnerfleisch das Immunsystem stärkt, ist laut Markant nicht belegt – ebenso wenig wie die Wirkung der darin enthaltenen Aminosäure, die das Heranreifen weißer Blutkörperchen unterstützt und das Immunsystem stärken soll. Couch-Potatoes berufen sich bei einer Erkältung gern darauf, deswegen keinen Sport zu treiben. Allerdings schließen sich eine Erkrankung und körperliche Ertüchtigung nicht zwingend aus. „Ob Sport möglich ist oder nicht, hängt von der Schwere der Erkältung ab“, erklärte Sportwissenschaftler Ingo Froböse von der Deutschen Sporthochschule Köln.
„Bei einem leichten Schnupfen ist es nicht zwangsläufig notwendig, eine Sportpause einzulegen.“ Bewegung an frischer Luft sei im Zweifel besser für die Schleimhäute als trockene Heizungsluft. Bei Erschöpfung / Abgeschlagenheit sollte aber besser eine Pause eingelegt werden. „Absolutes Sportverbot gilt bei erhöhter Körpertemperatur.“
Kommt eine Erkältung durch Kälte?
Die Faustregel: „Drei Tage kommt es, drei Tage bleibt es, drei Tage geht es“, sei nicht ganz abwegig, meinte Wilm, der auch Hausarzt sowie Präsidiumsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin ist. „Es gibt aber Atemwegsinfekte, die man schon nach fünf Tagen wieder los ist.“ Allerdings könnte hartnäckiger Husten nach Virusinfekten auch bis zu sechs Wochen anhalten. Wilm äußerte sich auch zu der Annahme, eine Erkältung kommt durch Kälte. „Man kann in experimentellen Studien zeigen, dass Menschen, die kalt geworden sind, sich etwas leichter infizieren“, so der Experte. Doch insgesamt sei der Einfluss von Kälte gering.
Ob Saunabesuche während oder bei einer sich anbahnenden Erkältung sinnvoll sind, ist unter Fachleuten umstritten. „Das muss jeder für sich wissen“, meinte Wilm. Die meisten Experten gehen jedoch davon aus, dass regelmäßige Saunagänge die Häufigkeit von Infekten vermindern könnten. Abschließend wird in der Agenturmeldung bestätigt, dass tatsächlich die Gefahr besteht, dass Nasenspray abhängig machen kann. Wilm empfiehlt, es nur wenige Tage zu benutzen. Es können zwar nichts gegen die Dauer des Schnupfens ausrichten. „Aber wenn die Nase nachts frei ist, schläft man besser.“ (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.