Worauf entzündete Augenlider hindeuten können
Gesundheitsexperten zufolge leidet fast jeder zweite Patient beim Augenarzt an entzündeten Augenlidern. Ein Mediziner erklärt, warum warme Tücher Betroffenen helfen können, Kamille jedoch schädlich sein kann.
Verklebte Augen und juckende Lidränder
Wenn die Augen morgens oft verklebt sind, brennen oder jucken und die Lidränder gerötet sind, deutet dies auf eine Entzündung der Lidränder (Blepharitis) hin. Diese greift häufig auch den Augapfel an und führt zu einer Rötung der Bindehaut mit Fremdkörpergefühl im Auge und Kratzen. Professor Dr. Thomas Reinhard, Ärztlicher Direktor der Klinik für Augenheilkunde des Universitätsklinikums Freiburg, erklärt in einer Mitteilung, was Betroffenen helfen kann und wann sie besser zum Arzt gehen sollten.
Bei manchen Patienten kommt es zu einer Sehverschlechterung
„Eine Lidrandentzündung führt oft zu trockenen Augen und trockene Augen wieder zu einer Entzündung. So verstärkt sich das Problem oft gegenseitig“, erläutert Prof. Dr. Reinhard.
Zwar bleibt es bei manchen Menschen bei der Rötung, doch bei anderen kommen Schmerzen und eine deutliche Sehverschlechterung hinzu. „Behandelt werden muss eine Blepharitis dann, wenn die Betroffenen Beschwerden haben“, sagt der Augenexperte.
Die Ursachen sind vielfältig und oft nicht eindeutig zu klären: Umweltfaktoren wie Rauchen und Kosmetika spielen eine Rolle, doch auch Allergien, Neurodermitis oder Hautkrankheiten wie Rosazea.
Und: „Auch eine Störung der bakteriellen Besiedelung des Lidrands kann zu einer Entzündung führen“, schreibt der Berufsverband der Augenärzte Deutschlands (BVA) in einer Mitteilung.
Öliger Film schützt die Augen
Laut Prof. Dr. Reinhard sind die sogenannten Meibom-Drüsen zentrales Element der Blepharitis. Die insgesamt rund hundert Talgdrüsen in den Lidrändern sondern ein öliges Sekret ab, durch das der wässrige Tränenfilm länger auf dem Auge bleibt.
Wenn die Drüsen aber zu wenig oder falsches Sekret bilden, fließt die Tränenflüssigkeit zu schnell ab und das Auge trocknet aus.
Durch schaumige Tränen kann sich ein zu dünnflüssiges Sekret bemerkbar machen, welches die Augen nur unzureichend schützt. Es kommt zu Reizungen und Bakterien siedeln sich an.
Gleichzeitig können Bakterien das Sekret zersetzen und so ebenfalls zum Austrocknen beitragen. Was Ursache ist und was Wirkung, lässt sich laut dem Augenarzt oft schwer sagen.
Optimale Augenhygiene
Doch auch ein zu dickflüssiges Sekret kann die Probleme bereiten. In solchen Fällen verstopfen die Drüsen, das Auge trocknet ebenfalls aus und das Sekret wandert in das umliegende Gewebe. Ein sogenanntes Hagelkorn entsteht.
Bislang ist nicht geklärt, ob auch sogenannte Demodex-Milben eine Blepharitis verursachen können, indem sie die Drüsen verstopfen.
Die winzigen Erreger leben bei vielen Menschen in den Haarschäften der Wimpern. „Wenn wir die Milben finden, zeigen wir sie den Patienten unter dem Mikroskop. Das motiviert viele, die Augenhygiene ernster zu nehmen“, so Professor Reinhard.
Wie es in der Mitteilung der Uniklinik heißt, ist eine tägliche, optimale Augenhygiene für die Genesung unerlässlich.
Warmes Tuch oder Gel-Maske
Betroffene sollten täglich ein warmes (nicht zu heißes) Tuch oder eine Gel-Maske für etwa zehn Minuten auf die geschlossenen Augen legen und dann die Augenlider vorsichtig mit Watteträgern massieren.
Wenn gelb-weiße Flüssigkeit austritt, kann diese mit Watteträgern vorsichtig entfernt werden.
Sollte das nicht ausreichen, können künstliche Tränen gegen die Trockenheit helfen. Und wenn auch das nicht ausreicht, kann der Arzt das Auge mit immunhemmenden Mitteln behandeln.
Die Beschwerden kommen nämlich meist von einer überschießenden Entzündungsreaktion. Das lässt das Auge wieder zur Ruhe kommen.
Vorsicht vor Selbsttherapien mit Antibiotika und Hausmitteln
Von Selbsttherapien rät der Augenarzt allerdings dringend ab. „Durch eigenmächtige Antibiotika-Therapien entstehen oft Resistenzen. Und deren Behandlung ist viel aufwendiger“, warnt Professor Reinhard.
Von Hausmitteln wie Kamille, selbst gemischten Kochsalzlösungen und Essigspülungen sollte man seiner Meinung nach ebenfalls die Finger lassen:
„Damit wird das Auge im Zweifel stärker geschädigt als durch die Infektion“, so der Mediziner. In jedem Fall benötigen die Betroffenen Geduld. Denn meist stellen sich Verbesserungen erst nach einigen Wochen ein.
Und es kann auch gut sein, dass die Blepharitis wieder kommt: „Die Krankheit ist zum Leidwesen der Betroffenen hartnäckig. Sie verläuft meist wellenförmig und ist wiederkehrend“, erklärt der BVA. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.