Weibliches Gehirn ist anders „vernetzt“, deswegen nehmen Frauen schneller zu
Gehören Sie zu den Menschen, die etwas zu viel Gewicht mit sich herumtragen? Dann haben Sie sicher schon einmal versucht abzunehmen. Egal ob durch Diät oder mehr Sport, meist ist das Abnehmen keine wirklich einfache Angelegenheit. Für Frauen scheint es aber noch schwerer zu sein, Gewicht zu verlieren. Zu diesem Schluss kamen britische Wissenschaftler auf Basis ihrer aktuellen Untersuchungsergebnisse.
Viele Menschen haben Probleme abzunehmen. Für Frauen scheint es allerdings noch schwerer zu sein, Gewicht zu verlieren. Das könnte an einem Teil des weiblichen Gehirns liegen, in dem ein Hormon zur Regulierung von unserem Appetit, körperlicher Bewegung und Kalorienverbrauch produziert wird. Dieses funktioniert bei Frauen anders als bei Männern, behaupteten die Forscher von der „University of Aberdeen“. Die Wissenschaftler veröffentlichten die Ergebnisse ihrer aktuellen Studie in der Fachzeitschrift „Molecular Metabolism“.
Hormon könnte Frauen das Abnehmen erschweren
Für Frauen scheint das Abnehmen tatsächlich schwerer zu sein. Ein Hormon zur Regulierung von Appetit könnte dafür zuständig sein. Dieses arbeitet bei Frauen anders als bei Männern, erklären die Mediziner. Zu diesem Schluss kamen die Forscher anhand eines Versuchs an Mäusen. Während der Studie konnten die Wissenschaftler übergewichtige männliche Mäuse mit erhöhtem Appetit und verringerter körperlicher Aktivität in schlanke und gesunde Mäuse umwandeln. Bei weiblichen Tieren gelang diese Umwandlung leider nicht, sagen die Experten. Das Geschlecht scheine bei der Gewichtszunahme wirklich einen großen Unterschied zu machen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) berichtet, dass es bei Frauen weltweit höhere Raten von Übergewicht gibt. Der Wert erreicht in einigen Teilen der Welt eine zweimal so hohe Prävalenz gegenüber Männern.
Proopiomelanocortin Neuronen haben großen Einfluss auf unser Gewicht
Derzeit gibt es keinen Unterschied, wie Adipositas bei Männern und Frauen behandelt wird. Dies sollte aber in Zukunft überdacht werden. Denn der Teil des menschlichen Gehirns, der einen wesentlichen Einfluss auf die Art hat, wie wir unsere Kalorien verarbeiten, ist bei Frauen und Männern unterschiedlich verdrahtet. Die Zellen in dieser Hirnregion produzieren wichtige Hormone. Diese sogenannten Proopiomelanocortin (POMC) Peptide regulieren unseren Appetit, die körperliche Aktivität, den Energieverbrauch und unser Körpergewicht, erklären die Forscher. Die POMC-Neuronen seien daher sehr wichtig für die Behandlung von Fettleibigkeit und für die Entwicklung eines Medikaments zur Behandlung von Adipositas, fügt Dr. Luke Burke hinzu.
POMC Neuronen wirken bei Frauen und Männern verschieden
Die Wissenschaftler haben festgestellt, dass die POMC Neuronen bei Frauen nicht genauso funktionieren wie bei Männern. Das Adipositas Medikament Lorcaserin beeinflusst gezielt den Appetit bei männlichen und weiblichen Mäusen. Bei männlichen Mäusen hat das Medikament zudem den Vorteil, die körperliche Aktivität und den Energieaufwand zu verändern. Bei weiblichen Mäusen, beeinflusst diese Quelle der POMC-Peptide nicht die körperliche Aktivität oder den Energieaufwand. Also kann das Medikament zwar effektiv den Appetit bei Frauen verringern, aber es löst keine Signale im Gehirn aus, die körperliche Aktivität und Energieaufwand beeinflussen. Die Ergebnisse könnten Auswirkungen auf die Entwicklung von neuen geschlechtsspezifischen Medikamenten haben und somit in Zukunft eine bessere Bewältigung der Adipositas-Epidemie zu ermöglichen, erläutert die Hauptautorin Professor Lora Heisler.
Fettleibigkeit und seine gesundheitlichen Folgen
Übergewicht ist ein sehr großes Problem weltweit. Mehr als die Hälfte der Menschen in Großbritannien sind übergewichtig, und einer von vier Menschen leidet dort unter Fettleibigkeit. Dies ist ein enormer Anteil der Bevölkerung. In Anbetracht der Verbindungen zwischen Fettleibigkeit und ernsthaften medizinischen Krankheiten wie beispielsweise Krebs, Herzerkrankungen und Diabetes ist es wichtig, neue wirksame Behandlungsmethoden zu finden, sagt Prof. Heisler. Die aktuelle Studie zeige, dass ein Geschlechtsunterschied in körperlicher Aktivität, Energieverbrauch und Körpergewicht durch eine spezifische Quelle des Gehirns ausgelöst wird, die sogenannten POMC-Peptide. Diese Erkenntnisse könnten weitreichende Auswirkungen für die Entwicklung von Medikamenten zur Bekämpfung von Fettleibigkeit haben. Bisher wurde hierbei das Geschlecht des Individuums ignoriert, betont Prof Heisler.
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.