Was Sie schon immer über das Schwitzen wissen wollten
10.07.2013
Schwitzen ist eine natürliche Funktion, um die Körpertemperatur zu regulieren. Dafür verfügt der menschliche Körper über zwei bis drei Millionen Schweißdrüsen unter der Haut. Das vegetative Nervensystem, das unbewusst funktioniert, ist dabei für den Schwitz-Mechanismus zuständig. Kein Wunder also, dass viele Menschen vor allem in stressigen Situation, wenn das vegetative Nervensystem gereizt wird, verstärkt schwitzen.
Schwitzen erfüllt viele Funktionen im menschlichen Körper
Schwitzen ist ein natürlicher Vorgang, der verschiedene Funktionen übernimmt. Zum einen wird beim Schwitzen überschüssige Wärme abgegeben und die Temperatur reguliert. Zum anderen hat der Schweiß über den Geruchssinn eine Signalwirkung. Darüber hinaus enthält er Sexualduftstoffe, sogenannte Pheromone, die bei sexueller Erregung und Fortpflanzung eine wichtige Rolle spielen. Der Schweiß sorgt zudem für den Erhalt des Säureschutzmantels der Haut, indem Lipide zur Hydrierung der Haut beitragen.
Ein gesunder Erwachsener verliert täglich bis zu drei Liter Schweiß. Wird mehr Sekret gebildet, ist die Menge zu groß, um zu verdunsten. Dann sammelt sich der Schweiß in der Kleidung oder tropft ab. Selbst im Ruhezustand schwitzt der Mensch, jedoch mit etwa 100 bis 200 Millilitern pro Tag viel weniger als bei körperlicher Aktivität. Die Schweißmenge, die unter den Achseln produziert wird, ist anders als landläufig angenommen sehr gering. Sie macht weniger als ein Prozent der Gesamtschweißmenge aus.
Männer schwitzen insgesamt mehr und schneller als Frauen, da sie eine größere Hautoberfläche und dementsprechend mehr Schweißdrüsen sowie einen höheren Stoffwechselumsatz haben. Auch die Evolution spielt in diesem Zusammenhang eine Rolle. So haben Menschen, die am Äquator leben und folglich hohen Temperaturen ausgesetzt sind, auch mehr Schweißdrüsen als Menschen in kühlen Regionen.
Auch die Ernährung hat Einfluss auf die Schweißproduktion. Vor allem sehr scharfes und würziges Essen löst bei vielen Menschen regelrechte Schwitzattacken aus, die sich besonders im Gesicht, auf der Kopfhaut und am Hals durch Schweißperlen bemerkbar machen. Auslöser der Schwitzanfälle ist das sogenannte Capsaicin, das die Sensoren im Mund anregt, die für die Regulierung der Wärme und das Schwitzen zuständig sind.
Viele Sportler kennen zudem das Phänomen, dass sie schneller und stärker schwitzen als untrainierte Menschen. Das liegt daran, dass die Schweißdrüsen lernen, bei körperlicher Aktivität gezielt zu schwitzen. Sportlich Aktive Menschen leiden deshalb auch seltener an unkontrollierten Schweißausbrüchen.
Wenn Schwitzen krankhaft ist
Rund 13 Millionen Menschen in den Industrieländern leiden an krankhaftem Schwitzen. Bei der sogenannten Hyperhidrose bildet der Körper auch im Ruhezustand deutlich mehr Schweiß als bei gesunden Menschen. Der Deutschen Dermatologische Gesellschaft zufolge gilt die Bildung von mindestens 100 Milligramm Schweiß innerhalb von fünf Minuten in einer Achselhöhle als krankhaft. Dabei tritt Hyperhidrose in unterschiedlichen Schweregraden auf. Bei einigen Betroffenen tritt die verstärkte Schweißproduktion beispielsweise nur an den Händen, Fußsohlen oder den Achselhöhlen auf. Bei anderen Menschen ist der gesamte Körper von Schwitzattacken betroffen.
Neben den unangenehmen körperlichen Symptome sind für viele Patienten auch die daraus resultierenden psychischen Belastungen stark einschränkend. Wenn die Hände schwitzen, kann Händeschütteln aus Scham bereits zum Problem werden. Auch die nassen Flecken auf dem T-Shirt empfinden viele Betroffene als peinlich. Häufig führt das sogar soweit, dass Betroffene sich so sehr schämen, dass sie sich nicht einmal ihrem Hausarzt anvertrauen. Dabei gibt es diverse Therapieverfahren und Medikamente, die die Beschwerden lindern können.
Ist der gesamte Körper von krankhaftem Schwitzen betroffen, erfolgt die Behandlung meist mit sogenannten mit Antihidrotika oder Psychopharmaka in Tablettenform. Tritt die krankhafte Schweißbildung nur an bestimmten Körperstellen wie den Händen und Fußsohlen auf, kommen auch andere, weniger belastende Therapien in Frage. In der Regel ist das erste Mittel eine Behandlung mit Antitranspiranten aus der Apotheke, die häufig Aluminiumchlorid enthalten. Vor dem Schlafengehen wird das Präparat auf die betroffenen Körperstellen gepinselt. Bereits nach einer Woche kann die Anwendung nach und nach reduziert werden.
Eine weitere Option stellt die Iontophorese für die Behandlung von krankhaftem Schwitzen der Hände und Fußsohlen dar, bei der pulsierender Gleichstrom in einem Wasserbad die Schweißproduktion reduzieren soll. Auch der Einsatz einer chemische Denervierung mit Botulinumtoxin (Botox), das in die betroffenen Hautstellen injiziert wird, kann die Schweißbildung hemmen. Als letztes Mittel besteht die Möglichkeit die Schweißdrüsen operativ zu entfernen. (ag)
Bild: Maria Lanznaster / pixelio.de
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