Unsere Kinder werden immer dicker
Rund zwei Drittel aller Männer und über die Hälfte aller Frauen in Deutschland tragen zu viele Pfunde mit sich herum. Knapp jeder vierte Erwachse gilt sogar als stark übergewichtig. Diese Entwicklung geht nicht spurlos an dem Nachwuchs vorbei, auch die Kinder in Deutschland werden immer dicker. Das kann schon im frühen Lebensalter fatale Folgen für die Gesundheit haben. Expertinnen und Experten geben Tipps, wie Eltern ihre Kinder vor Übergewicht schützen können.
„Rund zwei Millionen Kinder und Jugendliche in Deutschland sind übergewichtig“, betont Dr. med. Heidrun Thaiss, Leiterin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Dies könne schon früh fatale gesundheitliche Folgen haben. Denn im Vergleich zu Gleichaltrigen mit normalem Gewicht leiden übergewichtige Kinder viel häufiger an orthopädischen Störungen, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen oder sogar Diabetes mellitus Typ 2. Mit wissenschaftlich belegten und fundierten Methoden will die BZgA Eltern bei der Prävention von Übergewicht unterstützen.
An jeder Ecke lauert eine Versuchung
Die Supermärkte sind vollgestopft mit zuckrigen und fettigen Versuchungen. Sogar in den vermeintlich gesünderen Produkten versteckt sich oft ein hoher Zuckeranteil. Heutzutage ist es wesentlich einfacher, sich ungesund zu ernähren, als gesund. Doch wer als Kind schon eine falsche Ernährung lernt und übergewichtig ist, der hat auch häufiger im Erwachsenenalter mit gesundheitlichen Konsequenzen zu rechnen, warnt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Mit einem neuen Service will die BZgA dem Trend zum Übergewicht entgegenwirken.
Warum ist Übergewicht so schädlich für Kinder?
Übergewicht kann sich schon im Kindesalter stark auf die Gesundheit auswirken. Nach Angaben der BZgA ist das überschüssige Gewicht auch im jungen Alter ein Risikofaktor für Atemstörungen, Blutzuckerstörungen, Bluthochdruck, asthmaähnliche Beschwerden bei Anstrengung, Schmerzen in Hüft- und Kniegelenken, Fettleber und orthopädische Fehlstellungen. Darüber hinaus beeinflusst das Gewicht auch die natürliche Entwicklung. So kommen übergewichtige Mädchen früher in die Pubertät und übergewichtige Jungen später. Bei Mädchen treten bei Übergewicht zudem verstärkt Probleme bei den Regelblutungen auf.
Was können Eltern dagegen tun?
Wie die BZgA berichtet, sind vorwiegend vier Bereiche für die Entstehung von Übergewicht bei den Kindern verantwortlich: Bewegung, Ernährung, Schlaf und Medienkonsum. Eltern sollten dafür sorgen, dass keiner dieser Bereiche aus dem Ruder läuft.
Wie viel Bewegung braucht ein Kind?
Bewegung ist nicht nur für Erwachsene, sondern auch für Kinder und Jugendliche essentiell für eine gute körperliche und geistige Entwicklung. Egal ob toben, spielen, rennen, klettern oder gezielte Sportübungen – die Art der Bewegung steht nicht im Vordergrund. Hauptsache ist, dass sich der Körper bewegt und zwar täglich. Bei Säuglingen und Kleinkindern bis drei Jahren herrscht ein ausgeprägter Bewegungsdrang, der durch die Eltern so wenig wie möglich eingeschränkt werden sollte. Kindergartenkinder bis sechs Jahre sollten über drei Stunden Bewegung täglich erhalten. Zwischen sechs und 18 Jahren empfiehlt die BZgA 1,5 Stunden tägliche Bewegung.
Ausgewogene Ernährung beachten
Natürlich spielt auch die Ernährung eine Schlüsselrolle bei der Entstehung von Übergewicht. Laut BZgA sollten Kinder viele pflanzliche Produkte wie Obst, Gemüse, Brot, Nudeln, Reis, Couscous, Getreide, Hülsenfrüchte und ungesalzene Nüsse zu sich nehmen. Ergänzt werden sollte dies durch einen mäßigen Konsum von Milch und Milchprodukte sowie Fleisch, Fisch und Eier. Sparsam sollte dagegen mit Süßigkeiten, Gebäck, Fast-Food und Limonade umgegangen werden. Gezuckerte Getränke am besten ganz aus dem Haushalt verbannen.
Schlaf und Erholungsphasen nicht unterschätzen
„Zu wenig Schlaf und chronischer Stress können zu Übergewicht führen“, warnt die BZgA. Entspannung und Ruhepausen bauen dagegen Stress ab und fördern einen erholsamen Schlaf. Vor dem Schlafengehen sollten die Kinder nicht mehr fernsehen oder am Computer oder Smartphone spielen. Auch größere Mahlzeiten sollten vor der Nachtruhe vermieden werden, ebenso wie anregende Getränke wie Cola, schwarzer Tee oder grüner Tee. Unterstützt werden kann die Nachtruhe durch regelmäßige Einschlafrituale, wie eine Gute-Nacht-Geschichte vorlesen oder ruhige Musik hören. Ausreichende Bewegung am Tag unterstützt einen erholsamen Schlaf.
Mediennutzung beschränken
Entscheidend für das Körpergewicht und die Fitness ist auch die Zeit, die Kinder vor Bildschirmen verbringen. Die Empfehlungen der BZgA lauten:
- Kleinkinder bis drei Jahre: Am besten gar keine Bildschirmmedien.
- Kindergartenkinder bis sechs Jahre: Maximal eine halbe Stunde am Tag.
- Grundschulkinder bis zehn Jahre: Maximal eine Stunde am Tag.
- Jugendliche: Maximal zwei Stunden am Tag.
Weitere Informationen finden sie auf dem neuen Informationsportal der BZgA: Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): Informationsportal Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen (Abruf: 11.07.2019), uebergewicht-vorbeugen.de
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.