Prof. Volker Steinkraus vom Dermatologikum Hamburg beantwortet wichtiges Fragen zum Thema Herpes
04.02.2015
Er tritt immer dann auf, wenn man ihn am wenigsten gebrauchen kann: Herpes. Die bekannteste Form, der Lippenherpes, ist für viele Menschen ein ständiger und immer wiederkehrender Begleiter. Denn: Die Mehrzahl der Erwachsenen trägt den Erreger in sich. Und dennoch wissen viele nicht über die Ansteckung, Behandlung und Vorbeugung von Herpes Bescheid. Prof. Volker Steinkraus vom Dermatologikum Hamburg beantwortet die acht wichtigsten Fragen:
Wodurch wird Herpes ausgelöst?
Ein Herpes entsteht durch eine Schmierinfektion mit dem Herpes-simplex-Virus, wobei HSV 1 meistens Verursacher eines Lippenherpes, HSV 2 Auslöser eines Genitalherpes ist. Nach der Erstinfektion kann es lebenslänglich zu einer Reaktivierung des Virus mit dem Wiederauftreten von Hauterscheinungen kommen, da das Virus in den Spinal- und Hirnnervenganglien persistiert und das Immunsystem nur die akute Entzündung bekämpft. Gerade in Stresssituationen und bei geschwächtem Immunsystem hat Herpes ein leichtes Spiel.
Woran erkenne ich, dass es sich um Herpes handelt und nicht bloß um eine Entzündung?
Typisch für eine Herpesinfektion ist ein unangenehmes, prickelndes oder brennendes Gefühl im Bereich der Entzündung. Zunächst ist die Haut gerötet, danach entstehen kleine rote Pickelchen, die sich in Bläschen umwandeln, schließlich aufgehen und verkrusten.
Wie verhalte ich mich, wenn Lippenherpes auftritt? Sofort zum Hautarzt?
Bei einer unkomplizierten Lippenherpesepisode muss man nicht zwangsläufig zum Hautarzt. Häufig klingt die Infektion schnell ab, wenn man rechtzeitig virustatische Lippenherpescremes aufträgt, die man rezeptfrei in der Apotheke kaufen kann.
Macht eine Behandlung mit speziellen Salben auch nach Ausbruch noch Sinn?
Ja, die Anwendung von Cremes, die sogenannte Virustatika (Substanzen, die die Virusausbreitung hemmen) wie z.B. Aciclovir enthalten, führen zu einem schnelleren Abheilen. Besser ist es jedoch, sie direkt bei den ersten Anzeichen wie Rötung und Brennen aufzutragen.
Tritt Herpes nur äußerlich an der Lippe auf oder auch im Mundinneren?
Herpes kann auch an den Schleimhäuten und somit im Mundinneren auftreten. Die Erstinfektion bei Kindern läuft häufig unter dem Bild einer Entzündung des Mundinnenraumes (Gingivostomatitis herpetica) ab.
Welche Behandlungsmöglichkeiten und Neuerungen gibt es in der Therapie?
Neben einer primär austrocknenden Therapie mit beispielsweise Zinkschüttelmixtur kann der Herpes mit Foscarnet- oder Aciclovir-haltigen, antiviral wirksamen Cremes behandelt werden. Eine weitere Möglichkeit besteht in dem Aufkleben von Hydrokolloid- Pflastern, die die Haut schützen und einer Superinfektion vorbeugen, selber jedoch keine antivirale Wirkung haben. Bei ausgeprägten oder länger andauernden Herpesinfektionen werden häufig Aciclovir- oder Valaciclovir- Tabletten durch den Arzt verordnet. Eine Impfung gegen die Infektion mit Herpesviren gibt es nicht.
Gibt es Spätfolgen bei nicht behandeltem Herpes?
Nein, die äußerliche Infektion ist selbstlimitiert, das heißt die Immunabwehr bringt die akute Infektion zum Abklingen. Das Virus bleibt jedoch lebenslänglich im Körper und kann nicht vollständig eliminiert werden. Eventuell kann es bei ausgeprägten Entzündungen, die sich mit Bakterien superinfizieren, zu einer Abheilung mit Narben kommen.
Können sich auch Kleinkinder und Säuglinge anstecken? Wenn ja, wie wird es behandelt?
Kleinkinder und Säuglinge können sich durch die Schmierinfektion z.B. durch Küssen, Benutzen des gleichen Bestecks/ Glas auch anstecken. Auf einen häufig diskutierten Nestschutz sollte man sich nicht verlassen. Behandelt wird bei unkomplizierten Verläufen häufig mit austrocknenden, antientzündlichen Substanzen wie Zinkschüttelmixtur.
Das Dermatologikum Hamburg zählt mit 150 Mitarbeitern und annähernd 400 Behandlungen täglich zu Europas größten Spezialeinrichtungen für die Diagnostik und Therapie von Hauterkrankungen. Die Praxis und Tagesklinik für Dermatologie, Allergologie, Operative und Ästhetische Dermatologie, Plastische Chirurgie, Gefäßchirurgie und Dermatologische Labordiagnostik wurde im Jahr 1997 von Professor Dr. Volker Steinkraus gegründet. Das Dermatologikum Hamburg wird heute von ihm, Professor Dr. Kristian Reich und ihren Partnern geleitet. Die Praxis verfügt über ein eigenes Labor für Histologie, Mykologie und Bakteriologie und betreibt eigene klinische Forschungen mit der Entwicklung neuer Therapieverfahren. (pm)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.