Urologische Notfälle: Bei Verletzungen und akuten Erkrankungen nicht lange warten
26.11.2013
Männer gehen nur ungern zum Urologen. Aber nicht nur urologische Vorsorgeangebote, sondern auch akute Erkrankungen und Verletzungen im Urogenitalbereich schieben sie auf die lange Bank. Dies kann schwere Folgen haben, denn Zeit ist bei einigen akut auftretenden Erkrankungen ein wesentlicher Faktor, um bleibende Schäden zu vermeiden. Dr. Michael Stephan-Odenthal, Urologe und ärztlicher Geschäftsführer des Ärztenetzwerks Uro-GmbH Nordrhein, kennt die häufigsten urologischen Notfälle und erklärt wie Man(n) sich am besten verhält.
Riss des Vorhautbändchens: Viele Männer haben von Natur aus ein etwas zu kurzes Vorhautbändchen. Bei einer Erektion stark gespannt kann es beim Geschlechtsverkehr einreißen. Da sich dort eine kleine Arterie befindet, beginnt es beim Riss des Vorhautbändchens stark zu bluten. „Am besten zunächst mit den Fingern und einem Taschentuch die Arterie zusammenpressen, um die Blutung zu stoppen“, rät Dr. Stephan-Odenthal. „Hilft das nicht, sollten Betroffene sofort einen Facharzt aufsuchen. Urologen stillen die Blutung mittels Druckverband und kontrollieren zugleich die Verletzung, gegebenenfalls muss eine Naht in örtlicher Betäubung zur Blutstillung eingesetzt werden.
Schwellkörperruptur: Was viele umgangssprachlich als „Penisbruch“ bezeichnen, stellt vielmehr ein Zerreißen des Schwellkörper-Gewebes durch starke Abknickung des Penis beim Geschlechtsverkehr dar. Einem peitschenhiebähnlichen Geräusch folgt ein Bluterguss, der den Penis anschwellen lässt. Es können außerdem Blutungen aus der Harnröhre auftreten. Dr. Stephan-Odenthal warnt: „Innerhalb von wenigen Stunden müssen Urologen operieren. Sonst kann es zu dauerhaften Schäden wie Erektionsstörungen, Impotenz und Harnröhrenverengungen kommen.“
Hodentorsion: Wenn sich Hoden und Nebenhoden um den Samenstrang verdrehen, sprechen Urologen von einer Hodentorsion. Durch diese Rotation abgeklemmte Blutgefäße führen zu einer Mangeldurchblutung. Um ein Absterben des Gewebes zu verhindern, müssen Urologen schnell – innerhalb von wenigen Stunden – operieren. „Häufig zählen Kinder zu den Betroffenen“, berichtet Dr. Stephan-Odenthal. „Die akute Drehung kann aber auch bei jugendlichen Patienten und jungen Erwachsen auftreten.“
Paraphimose: Eine Paraphimose bildet sich durch gewaltsames Zurückziehen einer zu engen Vorhaut hinter die Eichel. In der Kranzfurche entsteht ein Schnürring – die Vorhaut schwillt an und kann den Blutzufluss zur Eichel unterbrechen. „Gelingt es nicht, die Vorhaut manuell über die Eichel zurückzustreifen, müssen Urologen den Schnürring chirurgisch spalten und anschließend eventuell die zu enge Vorhaut beschneiden“, beschreibt Dr. Stephan-Odenthal die Behandlung. Auch hier gilt: Ein schneller Gang zum Urologen bewahrt vor schweren Folgen.
Priapismus: Diese schmerzhafte Dauererektion hält oft länger als zwei Stunden an, ohne dass eine sexuelle Erregung vorliegt. Als Auslöser kommen beispielsweise Potenzmittel in Überdosierung infrage. Dr. Stephan-Odenthal mahnt: „Betroffene sollten so schnell wie möglich einen Urologen aufsuchen, um irreversible Schäden der Schwellkörper mit späterem Erektionsverlust zu verhindern.“ Die Behandlung besteht darin, durch Punktion möglichst viel Blut aus den Schwellkörpern zu entfernen und mittels Medikamenteninjektion, die Schwellkörper zur Erschlaffung zu bringen.
Harnverhaltung: Die äußerst schmerzhafte Unfähigkeit, die volle Harnblase entleeren zu können, ist meistens durch eine krankhafte Prostatavergrößerung bedingt. „Aber auch Harnröhrenverengungen, Fremdkörper oder Harnsteine in der Harnröhre kommen als Ursache infrage“, ergänzt Dr. Stephan-Odenthal. Wird der Zustand nicht schnell behoben, kann es zu einem Rückstau des Urins und zu einem Nierenversagen kommen. Zur Entleerung der Harnblase muss der Urologe einen Katheter durch die Harnröhre oder seltener durch die Bauchdecke in die Harnblase einlegen, um den Urin ablaufen lassen zu können. (pm)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.