Wenn Tabletten nicht helfen: Mikrosystemtechnik gegen Bluthochdruck
Rund jeder dritte Erwachsene in Deutschland leidet an Bluthochdruck. Wird Hypertonie nicht behandelt, steigt die Gefahr für Erkrankungen wie Schlaganfall oder Herzinfarkt. Patienten wird in der Regel empfohlen, ihren Blutdruck durch eine gesündere Lebensweise und /oder mit Medikamenten zu senken. Doch die medikamentöse Therapie wirkt nicht bei allen. Experten berichten nun über eine neue Technik, die Betroffenen helfen kann.
Jeder dritte Deutsche leidet an Bluthochdruck
Der Deutschen Hochdruckliga (DHL) zufolge leiden etwa 20 bis 30 Millionen Menschen in Deutschland an Bluthochdruck (Hypertonie). Obwohl fast jeder dritte Bundesbürger betroffen ist, denken viele, Bluthochdruck sei eine „Alterserkrankung“. Doch diese Annahme ist falsch. Zwar erkranken vor allem ältere Menschen, doch zunehmend sind auch jüngere Menschen betroffen. Vor allem junge Männer wissen häufig nichts von ihren zu hohen Blutdruckwerten und lassen sich auch weniger oft behandeln. Unbehandelter Bluthochdruck zählt zu den größten Gesundheitsrisiken in der westlichen Welt. Er ist Risikofaktor Nummer Eins für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und damit für viele Todesfälle durch Herzinfarkt oder Schlaganfall verantwortlich.
Blutdruck natürlich senken
Zwar wird Betroffenen oft schnell zu Blutdrucksenkern geraten, doch in vielen Fällen kann Bluthochdruck auch ohne Medikamente behandelt werden. Neben regelmäßiger Bewegung ist hier vor allem eine gesunde, abwechslungsreiche Ernährung mit wenig Fett, Zucker und Salz zu nennen. Interessant sind zudem Untersuchungsergebnisse, die vor kurzem auf einer Tagung der „American Heart Association“ (AHA) vorgestellt und in verschiedenen Fachmagazinen, wie auf „EurekAlert!“ veröffentlicht wurden. Demnach lindert Natur-Joghurt Bluthochdruck bei Frauen. Auch Rauchen, übermäßiger Alkoholkonsum, Übergewicht oder Adipositas sind zu vermeiden. Zudem können Entspannungsübungen zum Stressabbau wie Yoga oder autogenes Training sehr wirkungsvoll sein und zu hohe Blutdruckwerte positiv beeinflussen. Eine gute Unterstützung können manche Hausmittel gegen Bluthochdruck, wie Kneipp´sche Anwendungen, bieten.
Bei manchen Patienten wirken Medikamente nicht
Doch bei manchen Patienten helfen weder natürliche Maßnahmen, noch Arzneien. „Etwa die Hälfte aller Bluthochdruckpatienten können trotz medikamentöser Therapie ihren Blutdruck nicht ausreichend senken“, schreibt das Universitätsklinikum Freiburg in einer Pressemitteilung. Der dauerhaft belastete Körper reagiert darauf mit weiteren Erkrankungen. Das soll sich laut der Hochschule in Zukunft ändern. Wie mitgeteilt wird, ist ein Produkt in der Entwicklung zur Marktreife.
Manschettenelektrode zur Nervenstimulation
Den Angaben zufolge erscheint die kleine Elektrode, die künftig in einen Patienten implantiert werden soll, genauso groß wie ein 1 Cent Stück und lässt sich um eine Stecknadel wickeln. Diese Möglichkeit der Nervenstimulation wurde in der Albert-Ludwigs-Universität und dem Universitätsklinikum Freiburg erforscht. Zudem waren zwei Medizintechnikfirmen am Projekt beteiligt. Laut der Mitteilung hatten die Freiburger Forscher Dennis Plachta und Thomas Stieglitz von der Professur für Biomedizinische Mikrotechnik am IMTEK (Institut für Mikrosystemtechnik) bereits 2014 in Kooperation mit Neurochirurgen vom Universitätsklinikum Freiburg eine neuartige Manschettenelektrode zur Nervenstimulation entwickelt. „Die Stimulation des Vagusnervs mit Hilfe neuester Mikrosystemtechnik steckt im Hinblick auf die vielen potentiellen Anwendungsmöglichkeiten noch in den Kinderschuhen, hat aber enormes Potential für die Behandlung chronischer Erkrankungen als Alternative zu Pharmaka“, heißt es in de Meldung. Derzufolge geht es in diesem Verbundprojekt um die Manipulation des Baroloop, einem Kreislauf, der im Körper unter anderem den Blutdruck reguliert. Von Rezeptoren gemessene Signale werden über den Vagusnerven dem Gehirn mitgeteilt, so dass eine Stimulation des Nervs den Blutdruck beeinflussen kann.
Schrittmacher gegen Bluthochdruck
Auch das Universitätsklinikum Regensburg (UKR) hatte im vergangenen Jahr von einer neuen Methode für Bluthochdruckpatienten berichtet, bei denen Medikamente nicht anschlagen. Bei dem Verfahren – genannt Barorezeptorstimulation – wird dem Patienten ein Stimulator, ähnlich einem Herzschrittmacher, in der linken Brustseite eingesetzt. Dieser stimuliert die Barorezeptoren – spezielle Zellen an der Halsschlagader, die Blutdruck und Kreislauf mit regulieren. Die Rezeptoren leiten das Signal dann an das Gehirn weiter und täuschen dort einen dauerhaft zu hohen Blutdruck vor. Das Gehirn reagiert, indem es körpereigene Mechanismen zur Blutdrucksenkung auslöst. (ad)
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Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.