Ohren säubern: Finger weg von Wattestäbchen
Zwar sind auf den Packungen von Wattestäbchen Warnhinweise wie „Nicht zur Ohrenreinigung geeignet“ angebracht, doch viele Menschen greifen noch immer zu den sogenannten Q-tips, um damit Ohrenschmalz zu entfernen. Gesundheitsexperten raten jedoch dringend davon ab.
Werkzeuge und Hilfsmittel zur Ohrreinigung
In Drogerien und Supermärkten wird oft ein ganzes Arsenal verschiedener Werkzeuge und Hilfsmittel zur Ohrreinigung angeboten: Reinigungssprays und -lösungen, kleine Ohrstaubsauger, Ohrlöffel, Schlingen oder Pinzetten zum Entfernen von Ohrenschmalz (Cerumen). Das beliebteste Ohrreinigungswerkzeug der Deutschen ist aber immer noch das Wattestäbchen. Doch dieses sollte weder zum Reinigen des Gehörorgans noch gegen fieses Ohrenjucken verwendet werden. Auch von den anderen genannten Mitteln zur Ohrreinigung wird von Gesundheitsexperten abgeraten.
Ohrenschmalz führt mitunter dazu, dass man schlechter hört. Zudem sieht es nicht schön aus, wenn es im Ohr sichtbar ist.
Eigentlich erfolgt die Reinigung von ganz allein, indem überschüssiges Ohrenschmalz durch winzige Härchen vom Gehörgang in die äußere Ohrmuschel transportiert wird.
Viele Menschen versuchen trotzdem mit Wattestäbchen nachzuhelfen. Doch diese schaden den Ohren meistens.
Ohrenschmalz erfüllt wichtige Funktionen
Ohrenschmalz ist ein körpereigenes Sekret, das der körpereigenen Selbstreinigung der Ohren dient. Es sorgt dafür, dass die Haut im Gehörgang geschmeidig bleibt und der Säureschutzmantel aufrecht erhalten wird.
So können auch weniger Keime eindringen. Ohrenschmalz ist von gelblich-brauner Farbe und bitterem Geschmack und wird in spezialisierten Talgdrüsen des äußeren Gehörgangs gebildet.
Warnhinweise werden ignoriert
Zwar sind auf Verpackungen von Wattestäbchen Warnhinweise wie „Nicht zur Ohrenreinigung geeignet“ angebracht, doch viele stochern unbeirrt weiter. Das führt nicht selten zu einem Termin beim Ohrenarzt.
„Durch die Stäbchen können der Gehörgang oder das Trommelfell gereizt oder gar verletzt werden oder das Ohrenschmalz kann – tief in den Gehörhang geschoben – eintrocknen und zu einem unangenehmen festen Pfropfen werden“, erklärte Dr. Doris Hartwig-Bade vom Deutschen Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte in einer älteren Mitteilung.
Auch durch andere Hilfsmittel wie Ohrstaubsauger, Löffelchen, Schlingen oder Korkenzieher besteht die Gefahr einer Trommelfell-Verletzung, da der Gehörgang gerade einmal zwei Zentimeter lang ist und die Instrumente ohne Sicht eingeführt werden.
Ohrenschmalz ist kein Indiz für Unreinheit
Auch in den USA warnen Hals-Nasen-Ohrenärzte davor, Q-tips zur Ohrreinigung zu verwenden.
Die „American Academy of Otolaryngology – Head and Neck Surgery Foundation“ hat Anfang des Jahres einen Ratgeber veröffentlicht, um über das richtige und gesunde Reinigen der Ohren zu informieren.
Seth R. Schwartz, der maßgeblich an der Erstellung des Leitfadens beteiligt war, sagte: „Es gibt immer mehr Menschen die ihre Ohren reinigen wollen, weil sie glauben, Ohrenschmalz sei ein Indiz für Unreinheit. Diese Fehlinformation führt zu ungesunden Gewohnheiten.“
Schmutz mit Waschlappen entfernen
Aus Hygienegründen ist es unnötig, die Ohren vom Schmalz zu befreien, denn dieses dient dazu, das Hörorgan sauber zu halten.
Während es langsam Richtung Ausgang geschoben wird, nimmt es abgestoßene Hautschuppen sowie Schmutz- und Staubpartikel mit.
Das alles kann dann in der Ohrmuschel entfernt werden, etwa mit einem Waschlappen oder Wattepad, angefeuchtet mit etwas lauwarmen Wasser.
Oder man lässt beim Duschen etwas warmes Wasser ins Ohr laufen, ohne Shampoo oder Seife, und trocknet anschließend die Ohrmuscheln gut ab.
Ohrenschmalz wird tiefer ins Ohr geschoben
Warum färben sich Wattestäbchen aber trotzdem oft unangenehm braun, wenn sie aus dem Ohr gezogen werden? Wie Experten erläutern, liegt das nur an dem Ohrenschmalz, das ganz vorne am Gehörgang saß.
Doch in den tieferen Regionen bewirkt das Stäbchen genau das Gegenteil: Anstatt das Ohrenschmalz zu entfernen, wird es tiefer ins Ohr geschoben und festgedrückt.
Dadurch kann sich mitunter ein Pfropf im Ohr bilden, der zu Hörverschlechterungen, Druckgefühlen, Ohrenschmerzen, Juckreiz, Ohrgeräuschen und Schwindel führen kann.
Manchmal ist eine professionelle Ohrreinigung sinnvoll
Bei Menschen, die einen sehr engen Gehörgang haben oder bei denen das Ohrenschmalz eintrocknet ist, kann es jedoch sein, dass der natürliche Selbstreinigungsmechanismus nicht ausreicht.
In solchen Fällen kann mitunter eine professionelle Ohrenreinigung beim HNO-Arzt helfen. Betroffene sollten am besten mit ihrem Arzt absprechen, wie oft eine solche Behandlung erfolgen soll.
Dr. Hartwig-Bade vom Deutschen Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte sagte: „Vor allem Menschen, die übermäßig viel Ohrenschmalz produzieren, sollten am besten alle 3 bis 6 Monate zum HNO-Arzt gehen, damit der Pfropf nicht zu einer Beeinträchtigung des Hörvermögens führt.“
„Auch Kinder produzieren oft vermehrt Ohrenschmalz, dies sollten Eltern beim HNO-Arzt kontrollieren lassen“, so die Medizinerin.
Manche Menschen nutzen zudem eine Therapie mit Ohrkerzen zur Reinigung des Gehörgangs. In erster Linie dient diese jedoch der Entspannung. Laut der aktuellen US-Richtlinie sind die Kerzen nicht zur Reinigung geeignet. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.