Studien zeigen: WC-Hygiene lässt in Deutschland zu wünschen übrig
Nur zwei von drei Personen verwenden Wasser und Seife, nachdem sie ihren Toilettengang getätigt haben. Nur jeder zehnte nutzt ein bereitgestelltes Desinfektionsmittel. Dies geht aus einer aktuellen Untersuchung hervor, bei der das Hygiene-Verhalten von rund 78.000 Toilettenbesuchern auf 100 WC-Anlagen beobachtet wurde.
Von Januar bis April 2019 sammelte das Hygiene-Unternehmen Hagleitner Daten von Benutzerinnen und Benutzern von rund 100 speziellen Toiletten. Mittels Lichtschranken und Seifenspendern mit Online-Anbindung konnte in der Studie festgestellt werden, wie viele Personen die Toiletten aufsuchten und wie viele von den bereitgestellten Hygieneprodukten Gebrauch machten.
Nur knapp zwei von drei Personen nutzen Wasser und Seife
Die Ergebnisse zeigen: Bei der Toilettenhygiene ist in Deutschland und Österreich noch Luft nach oben. Den gesammelten Daten zufolge wuschen sich nur knapp zwei von drei Personen die Hände nach dem Toilettengang mit Wasser und Seife. Gerade mal jeder zehnte verwendete das Desinfektionsmittel, das unmittelbar neben dem Seifenspender angebracht war.
Test WCs befanden sich in Deutschland und Österreich
Die Daten stammen aus 100 WC-Anlagen, von denen sich 79 in Österreich und 21 in Deutschland befinden. Insgesamt wurden die WCs 78.172 Mal im Testzeitraum aufgesucht. Dabei wurde 47.711 Mal ein Schaumseifen-Spender und 8.665 Mal ein Händedesinfektions-Spender betätigt.
Universität in Heidelberg kommt zu ähnlichen Ergebnissen
Erst kürzlich kam eine weitere Beobachtungsstudie der SRH Hochschule Heidelberg zu einem ähnlichen Ergebnis. Die Forschenden beobachteten das Hygiene-Verhalten von 1.000 Personen, die öffentliche Toiletten in Heidelberg aufsuchten. Das Ergebnis: Rund sieben Prozent verzichteten gänzlich auf das Händewaschen, 27 Prozent nutzten nur Wasser. Zwar verwendeten 58 Prozent Wasser und Seife, jedoch ohne die erforderliche Gründlichkeit. Lediglich acht Prozent reinigten ihre Hände so, dass eine deutliche Senkung von Erregern zu erwarten war.
Unterschiede bei den Geschlechtern
Während rund elf Prozent der Männer gänzlich auf das Händewaschen verzichteten, waren es bei den Frauen nur drei Prozent. Der Anteil, der die Hände mit Wasser und Seife wusch, lag bei den Frauen bei 82 Prozent und bei den Männern bei 51 Prozent. Den Ergebnissen der Beobachtungsstudie zufolge birgt der Handkontakt mit Männern also ein größeres Keimpotenzial als bei Frauen.
Was sollte man beim Händewaschen beachten?
Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung empfiehlt, mindestens 20 Sekunden lang die Hände mit Wasser und Seife zu reinigen. Dabei sollten nicht nur die Handflächen, sondern auch die Fingerzwischenräume gesäubert werden. „Das Infektionsrisiko mit Viren und Bakterien lässt sich durch eine korrekt ausgeführte Handhygiene um bis zu 99,9 Prozent verringern“, schreiben die SRH-Forschenden in einer Pressemitteilung.
Händewaschen verhindert Infektionskrankheiten
Rund 80 Prozent aller Infektionskrankheiten werden über die Hände übertragen. Kein Wunder: Durchschnittlich fassen wir uns 16 Mal pro Stunde ins Gesicht. Auf diese Weise gelangen Keime an den Händen in Mund, Nase und Augen und anschließend in den Körper, wo sich dann eine Infektion entwickeln kann. „Infektionskrankheiten lassen sich durch regelmäßiges Händewaschen wirksam und kostengünstig vermeiden, und dies ganz ohne Nebenwirkungen“, resümiert Professor Dr. Frank Musolesi, der Leiter der Beobachtungsstudie. Für weitere Information lesen Sie den Artikel: Richtiges Händewaschen: Optimale Händehygiene verringert das Infektionsrisiko. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.