Beiträge für private Krankenversicherung können um über 50 Prozent steigen
In der Zeit vor dem Jahreswechsel bekommen viele Privatversicherte Post von ihrer Krankenversicherung, in der eine Beitragserhöhung angekündigt wird. Für manche Personen steigen die Beiträge laut einem Zeitungsbericht um über 50 Prozent. Es kann sich lohnen, den Tarif zu wechseln.
Zufriedenheit mit dem aktuellen Gesundheitssystem
In den vergangenen Jahren war immer wieder gemunkelt worden, dass die private Krankenversicherung (PKV) ein Auslaufmodell sein könnte. Auch Politiker der SPD machen sich verstärkt für eine Abschaffung der PKV und die Einführung einer Bürgerversicherung stark. Der Verband der privaten Krankenversicherung meint jedoch, die Bürger seien mit dem aktuellen Gesundheitssystem zufrieden. Ob dies aber auch für Personen gilt, die zum Jahreswechsel über eine saftige Beitragserhöhung informiert werden, dürfte fraglich sein.
Saftige Beitragserhöhungen
„Das deutsche Gesundheitswesen steht hervorragend da und ist sozial gerecht“, sagte der Vorsitzende des PKV-Verbandes, Uwe Laue, zu Stimmen aus der SPD, die eine Abschaffung der Privaten Krankenversicherung zur Bedingung für eine große Koalition machen wollen.
„Wir werden in der Welt um unser Gesundheitssystem beneidet. Die Deutschen sind damit heute so zufrieden wie seit Jahrzehnten nicht“, so Laue.
Allerdings dürfte die Zustimmung etwas geschwächt werden, wenn vor dem Jahreswechsel wieder ein Schreiben mit einer saftigen Beitragserhöhung ins Haus flattert.
Aufschlag von über 50 Prozent
Viele Privatversicherte bekommen derzeit unerfreuliche Post von ihrer Versicherung, in der Beitragserhöhungen angekündigt werden.
Bei einzelnen Tarifen der Axa und der Allianz fallen die Erhöhungen diesmal besonders hoch aus, wie eine Auswertung des Dienstleisters Minerva Kundenrechte für die „Süddeutsche Zeitung“ (SZ) zeigt.
Die Zeitung berichtet über eine Rentnerin, die für ihre private Krankenversicherung bei der Axa statt wie bisher monatlich 229 Euro künftig 362 Euro monatlich zahlen muss – ein Aufschlag von 58 Prozent.
Erklärungen für Beitragssprünge ändern sich nicht
Der Geschäftsführer von Minerva, Nicola Ferrarese, schätzt, dass jährlich durchschnittlich etwa ein Drittel der privat voll krankenversicherten Kunden die Beiträge erhöht bekommen. Allerdings gibt es nicht bei allen Tarifen starke Erhöhungen.
„Manche bleiben günstiger, andere werden teurer, ohne dass die Gründe den Kunden ausreichend erklärt werden“, sagte der Experte gegenüber der SZ.
Laut dem Bericht begründen die Anbieter die Beitragssprünge immer wieder damit, dass der medizinische Fortschritt, steigende Kosten im Gesundheitswesen und niedrige Zinsen, es immer schwerer machen, die milliardenschweren Altersrückstellungen für die Versicherten anzulegen.
So wird etwa aus einem Schreiben der Allianz zitiert: „Die Medizin bietet heute Heilungs- und Behandlungschancen, die vor wenigen Jahren noch wie Zukunftsmusik schienen. So können viele chronisch Kranke durch weiter entwickelte Medikamente besser leben.“
Zudem würden sich heute „viele Krankheiten früher erkennen“ lassen, was zu „höheren Ausgaben“ führe.
Bereits vor einem Jahr gab es eine Erhöhung um zehn Prozent
Schon zum Jahreswechsel 2016/2017 waren die Beiträge um durchschnittlich gut zehn Prozent gestiegen.
Zwar liegen dem PKV-Verband noch keine repräsentativen Zahlen für 2018 vor, doch laut einer Analyse des Wissenschaftlichen Instituts der PKV seien die Beiträge von Vollversicherten von 2008 bis hochgerechnet 2018 in der PKV um durchschnittlich 3,05 Prozent gestiegen.
Dem SZ-Bericht zufolge erhöhten sie sich in der gesetzlichen Krankenversicherung sogar um 3,28Prozent.
Tarifwechsel kann sich lohnen
Wenn privat Versicherten die Beiträge zu hoch geworden sind, müssen sie sich nicht einfach damit abfinden. Auf die Bürgerversicherung zu warten, macht wohl wenig Sinn. Nur wenige glauben derzeit, dass diese eines Tages kommen wird.
Von Verbraucherschützern wird dazu geraten, den eigenen Tarif zu checken und zu prüfen, ob es beim gleichen Versicherer nicht einen Tarif mit geringeren Beiträgen und sogar besseren oder gleich guten Leistungen gibt.
„Es ist so durchaus möglich, mehrere Hundert Euro im Monat zu sparen“, so Ferrarese laut SZ. Das Münchner Unternehmen Minerva Kunderechte hilft Versicherten beim Wechsel in günstigere Tarife. Auf ihrer Webseite heißt es: „Oft mehr als 3.000 Euro Ersparnis pro Jahr und Person möglich.“ (ad)
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